Olympia: Horst und Hörl wollen auf dem "schönsten Platz Europas" überraschen
Die Spielstätte am Fuße des Eiffelturms hat es Olympia-Routinier Alexander Horst angetan. Der 41-Jährige startet am Wochenende mit Julian Hörl in seine bereits vierten Sommerspiele. Nur ein Beach-Volleyballer hat öfter bei Olympia aufgeschlagen: Der Spanier Pablo Herrera (42) tritt in Paris schon zum sechsten Mal an.
Zu den Favoriten zählen beide Teams nicht. Für Hörl/Horst geht es primär einmal darum, im 24er-Feld ihre schwierige Gruppe zu überstehen.
"Kanada ist das Team, das es zu schlagen gilt"
Die Österreicher treffen am Sonntag (20.00 Uhr) auf die Brasilianer Evandro/Arthur, am Mittwoch (9.00 Uhr) auf die tschechischen Weltmeister David Schweiner/Ondrej Perusic und am Freitag nächster Woche (11.00 Uhr) auf die Kanadier Sam Schachter/Daniel Dearing. Die Top zwei jeder Gruppe ziehen wie die beiden besten Gruppendritten ins Achtelfinale ein. Die übrigen vier Dritten spielen sich in Play-off-Partien die beiden letzten Tickets für die K.o.-Phase aus.
"Kanada ist das Team, das es zu schlagen gilt, um auf jeden Fall weiterzukommen", meinte Horst. Evandro war er 2017 mit Clemens Doppler im Wiener WM-Finale unterlegen. Die Reihenfolge der Spiele behagt dem 41-Jährigen. "Brasilien ist bekannt dafür, dass sie im ersten Spiel noch etwas überheblich sind. Das hoffen wir auszunutzen. "Die Tschechen seien die Gruppenfavoriten." So sieht es auch Hörl, wie Arthur Olympia-Debütant: "Vielleicht ist er ein bisschen nervös. Aber wir haben ziemliche Kapazunder dabei. Die Kanadier sind vom Papier her wahrscheinlich das schwächste Team. "
"Ich weiß nicht, ob man in Europa einen schöneren Platz findet"
An Paris hat das ÖOC-Duo gute Erinnerungen. Im Vorjahr holte es im Tennis-Stadion Roland Garros mit Platz vier beim Elite-16-Turnier den bisher größten gemeinsamen Erfolg. Um Olympia-Medaillen wird in einer 12.860 Zuschauer fassenden, temporären Arena auf dem Champ de Mars gespielt. "Ich weiß nicht, ob man in Europa einen schöneren Platz findet", schwärmte Horst. "Mit dem Eiffelturm im Hintergrund, das ist sensationell." Hörl war nach dem ersten Training auch begeistert. "Die Location ist sensationell. Und ich habe noch nie in so einem großen Stadion gespielt."
Die Erwartungshaltung sei nicht anders als bei anderen Turnieren. "Wir wollen zuerst die Gruppe schaffen, dann ist alles möglich", sagte Horst. "Das habe ich bei meinen ersten Spielen gezeigt und auch in den letzten Jahren so gehandhabt." Bei seiner Olympia-Premiere 2008 in Peking erreichte er mit dem künftigen ÖOC-Generalsekretär Florian Gosch das Viertelfinale. 2012 in London kam mit Doppler in der Gruppenphase das Aus, 2016 in Rio im Achtelfinale. In Tokio 2021 war Horst nicht dabei, er blickt aber auch nicht zurück: "Ich denke nur daran, was ich hier schaffen kann."
"Haben schon gezeigt, dass wir gegen die Besten der Besten gewinnen können"
Nach den Tokio-Spielen tat sich Horst mit Hörl zusammen. "Es ist ein Kindheitstraum, der in Erfüllung geht", sagte der 32-Jährige. "Die Quali im Beach-Volleyball ist sau-hart. Ich freue mir einen Haxen aus." Zumal nach einer Schulter-OP 2022 nicht einmal klar war, ob der Salzburger seine Karriere würde fortsetzen können. "Er trainiert extrem hart, gibt alles, legt Extraschichten ein", lobte Horst seinen Blockspieler. "Er wollte dieses Ziel unbedingt erreichen, am Anfang soll er einmal alles genießen." Hörl setzt das gerne um: "Es rasseln richtig viel Eindrücke auf mich ein."
Sportlich will er sich nicht verstecken. "Wir haben schon gezeigt, dass wir gegen die Besten der Besten auch gewinnen können." Von der Erfahrung seines Partners - und von der von Coach Martin Olejnak - würde er enorm profitieren. "Er ist einer, der das Spiel am besten versteht und lesen kann", lobte Hörl Horst. "Das hat uns schon einige Spiele gerettet. Er ist einer der talentiertesten Sportler überhaupt." Dazu komme Horsts enormer Siegeswille. "Es gibt wenige Athleten, die so gerne gewinnen - egal wobei." Das gilt auch für die teaminternen Würfelpoker-Abende.
Gold-Favoriten sind zwei skandinavische Duos
Noch einmal bei Olympia und dort erstmals vor den Augen seiner beiden Kinder zu spielen, war Horsts großer Antrieb. "Sie kommen am Freitag, bleiben eine Woche und schauen sich alle Gruppenspiele an. Sollten wir eine Runde weiter kommen (ins Viertelfinale, Anm.), werde ich noch einen Flug für sie buchen." Wie es nach dieser Saison mit seiner Karriere weitergeht, ließ der Wiener offen. Herrera hatte 2004 in Athen Silber gewonnen - und hat seither kein Olympia-Turnier verpasst. "Das ist eigentlich unmöglich. Das ist ganz arg, eine echte Legende", zog Horst seinen Hut.
Die Dichte an Weltklassespielern habe sich in den vergangenen 20 Jahren verändert, meinte Horst. "Früher waren die USA klar vorne, dann war lange nichts - jetzt ist Europa ganz klar vorne." Gold-Favoriten sind die schwedischen Weltranglisten-Ersten David Åhman und Jonatan Hellvig, gefolgt von den norwegischen Titelverteidigern und Wien-Siegern Anders Mol/Christian Sörum.