Die olympischen Tops und Flops
18 Wettkampftage sind geschlagen, die letzten der 306 Medaillenentscheidungen folgten am Sonntag. Abends wurde dann das olympische Feuer an Tokio weitergegeben, dann waren die ersten Olympischen Spiele in Südamerika Geschichte.
Was wird von ihnen bleiben? Ein Rückblick.
Tops
Michael Phelps Auch in die Jahre gekommene Raubfische können noch zuschnappen. Der 31-jährige Ausnahmeschwimmer vollendete sein Comeback nach zweijähriger Wettkampfpause mit den Goldmedaillen Nummer 19, 20, 21, 22 und 23. Beeindruckend auch sein Auftreten abseits des Beckens. Nun ist aber Schluss. Definitiv. "Alle zehn Generationen gibt es so einen wie ihn", schätzt sein Trainer. Wollen wir es hoffen.
Klima Temperaturen um die 25 Grad und laue Nächte – so warm wie im brasilianischen Winter ist es in Reykjavik den gesamten Sommer über nicht. Die klimatischen Bedingungen waren ideal für Olympische Sommerspiele. Nur beim Sprint-Finale über 200 Meter verhinderten leichter Regen und Gegenwind einen möglichen Weltrekord.
Essen Nirgendwo sind die Steaks so zart, nirgendwo ist das Bier so kalt (und manchmal sogar gefroren). Kulinarisch hatte Rio einiges anzubieten. Wen dennoch der älpische Heißhunger packte, der ging einfach ins Österreich-Haus, bestellte Schnitzel, Kaiserschmarrn und Grünen Veltliner.
Radrennen Der Kurs rund um Copacabana samt Anstieg und Abfahrt durch den üppigen Regenwald der Stadt war nicht nur optisch ein Highlight. Auf den 237,5 Kilometern hatten die Radprofis kaum Zeit, um durchzuatmen, spektakuläre Stürze und aberwitzige Wendungen prägten die Rennen bei Damen und Herren.
Österreich-Haus "Im Feiern sind sie Olympiasieger", schrieb ein deutsches Medium über das kunterbunte Treiben im Österreich-Haus in Rio. Das vom Fußball-Klub Botafogo angemietete Vereinsheim im Herzen der Stadt war der größte Gewinner aus rot-weiß-roter Sicht. 60.000 Besucher zählte der öffentliche Bereich, wo heimisches Bier ausgeschenkt und Partymusik aufgelegt wurde. Die Schlange zum Eingang ging zu Spitzenzeiten über mehrere Häuserecken. Zielsicher und ohne Umwege steuerten Rios Taxifahrer die "Casa Austria" an. Die gute Stimmung wussten auch internationale Sportler zu schätzen. So ließ etwa der deutsche Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen seine Gold-Feier im House Austria ausklingen.
Neymar Brasiliens Superstar gab dem Fußball endlich auch wieder bei Olympia einen gewissen Kick. Dass der Finalgegner ausgerechnet Deutschland hieß, machte die Angelegenheit nach der 1:7-Schmach bei der Heim-WM vor zwei Jahren umso pikanter.
Flops
Kriminalität Schüsse auf einen Medienbus und das Pressegebäude im olympischen Reitzentrum, Überfälle, Diebstähle, Militär, wohin das europäische Auge auch blickte. Auch wenn das Thema im Trubel und der Hitze dieser Mega-Metropole rasch überkochte: Polizeisirenen gehören in Rio zum guten Ton und kleinere und größere Verbrechen leider zum Alltag der Cariocas.
Olympisches Dorf Zuerst war es nicht fertig, dann völlig verschmutzt. Als endlich die ersten Athleten einziehen konnten, kam es sogleich zu Diebstählen. Erst mit Beginn der Spiele funktionierte das olympische Dorf, wie es eigentlich funktionieren sollte. Bald sollen Wohnungen daraus werden. Ein Kaufanreiz gefällig? Sie können so ein Bad mit Novak Djokovic geteilt haben.
Box-Entscheidung Ein Skandal-Urteil brachte dem Russen Jewgeni Tischtschenko die Goldmedaille. Im Finale in der Klasse bis 91 Kilogramm war der Kasache Wassili Lewit der klar bessere Mann, in der dritten Runde fügte er Tischtschenko ein Cut am Kopf zu. Es wird vermutet, dass das Urteil ein Zugeständnis an Russland war, dessen Leichtathleten ausgeschlossen wurden.
Doping-Farce Gewichtheber, die ausgeschlossen gehört hätten, holten Gold. Ebenso Russen, die vom nationalen Dopingprogramm profitiert hatten. Das IOC verlor in Rio seine letzte Glaubwürdigkeit im Kampf gegen Doping.
Der Umwelt-Gedanke Mülltrennung in einem einzigen Mistkübel; Shuttlebusse, die enorme Umwege fahren und ständig den Motor laufen lassen; Medienräume, die so stark gekühlt waren, dass die Interviews ins Freie verlegt werden mussten; eine neue U-Bahn, die Kilometer vor dem olympischen Park, dem eigentlichen Hotspot, endet. Bei der Eröffnungsfeier wurde noch die ökologische Nachhaltigkeit der Spiele propagiert. Die Realität sah anders aus.
Das IOC Das Internationale Olympische Comité sieht sich gerne als moralische Instanz im Weltsport, agiert aber nur leider immer seltener auch so. Erst zögerte das IOC die Entscheidung über die Zulassung russischer Athleten lange hinaus, um die Verantwortung dann an die Fachverbände abzuwälzen. Das Verhältnis zur Welt-Anti-Doping-Agentur war auch schon besser.
Österreichs Sportpolitik Ohne Worte.