Sport/Olympia-2016

Die olympischen Tops und Flops

18 Wettkampftage sind geschlagen, die letzten der 306 Medaillenentscheidungen folgten am Sonntag. Abends wurde dann das olympische Feuer an Tokio weitergegeben, dann waren die ersten Olympischen Spiele in Südamerika Geschichte.

Was wird von ihnen bleiben? Ein Rückblick.

Tops

Michael Phelps Auch in die Jahre gekommene Raubfische können noch zuschnappen. Der 31-jährige Ausnahmeschwimmer vollendete sein Comeback nach zweijähriger Wettkampfpause mit den Goldmedaillen Nummer 19, 20, 21, 22 und 23. Beeindruckend auch sein Auftreten abseits des Beckens. Nun ist aber Schluss. Definitiv. "Alle zehn Generationen gibt es so einen wie ihn", schätzt sein Trainer. Wollen wir es hoffen.

Klima Temperaturen um die 25 Grad und laue Nächte – so warm wie im brasilianischen Winter ist es in Reykjavik den gesamten Sommer über nicht. Die klimatischen Bedingungen waren ideal für Olympische Sommerspiele. Nur beim Sprint-Finale über 200 Meter verhinderten leichter Regen und Gegenwind einen möglichen Weltrekord.

Essen Nirgendwo sind die Steaks so zart, nirgendwo ist das Bier so kalt (und manchmal sogar gefroren). Kulinarisch hatte Rio einiges anzubieten. Wen dennoch der älpische Heißhunger packte, der ging einfach ins Österreich-Haus, bestellte Schnitzel, Kaiserschmarrn und Grünen Veltliner.

Radrennen Der Kurs rund um Copacabana samt Anstieg und Abfahrt durch den üppigen Regenwald der Stadt war nicht nur optisch ein Highlight. Auf den 237,5 Kilometern hatten die Radprofis kaum Zeit, um durchzuatmen, spektakuläre Stürze und aberwitzige Wendungen prägten die Rennen bei Damen und Herren.

Usain BoltUsain, oder nicht Usain – das war eine der ganz großen Fragen vor Olympia. Nicht gerade in Topform kam der schnellste Mann der Welt nach Rio. Einige sahen schon das Ende der Ära des Jamaikaners eingeläutet. Und was machte Bolt? Lief allen Zweifeln einfach davon und machte das Triple-Triple einen Tag vor seinem 30. Geburtstag perfekt. Wie schon in Peking 2008 und London 2012 gewann er auch in Rio Gold über 100 Meter, 200 Meter und mit der Staffel. Einziger Wermutstropfen? Olympia muss ab sofort ohne diesen Usain Bolt auskommen. Zumindest seine Weltrekorde dürften noch einige Zeit Bestand haben.

Österreich-Haus "Im Feiern sind sie Olympiasieger", schrieb ein deutsches Medium über das kunterbunte Treiben im Österreich-Haus in Rio. Das vom Fußball-Klub Botafogo angemietete Vereinsheim im Herzen der Stadt war der größte Gewinner aus rot-weiß-roter Sicht. 60.000 Besucher zählte der öffentliche Bereich, wo heimisches Bier ausgeschenkt und Partymusik aufgelegt wurde. Die Schlange zum Eingang ging zu Spitzenzeiten über mehrere Häuserecken. Zielsicher und ohne Umwege steuerten Rios Taxifahrer die "Casa Austria" an. Die gute Stimmung wussten auch internationale Sportler zu schätzen. So ließ etwa der deutsche Reck-Olympiasieger Fabian Hambüchen seine Gold-Feier im House Austria ausklingen.

Refugees welcomeErstmals traten zehn Flüchtlinge unter neutraler Flagge gemeinsam bei Olympia an. Es war die beste Aktion, die das Internationale Olympische Comité seit Ewigkeiten zustande brachte. Für die anderen großen Gesten sorgten dann wie so oft die Sportler selbst: die erste US-Athletin mit Kopftuch (Fechten) oder die allererste Medaillengewinnerin aus dem Iran (Taekwondo).
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Rot-weiß-rote AusreißerDas Segelduo Tanja Frank und Thomas Zajac wehrte mit Bronze die nächste Nullnummer ab und bewies danach auch an Land bei den Medaillenfeiern und Interview-Regatten Charme und Klasse. Weiters zeigten auf: Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (Sechster), Schützin Olivia Hofmann (Fünfte) sowie die Judokas Bernadette Graf (Fünfte) und Kathrin Unterwurzacher (Siebente).

Neymar Brasiliens Superstar gab dem Fußball endlich auch wieder bei Olympia einen gewissen Kick. Dass der Finalgegner ausgerechnet Deutschland hieß, machte die Angelegenheit nach der 1:7-Schmach bei der Heim-WM vor zwei Jahren umso pikanter.

Flops

Kriminalität Schüsse auf einen Medienbus und das Pressegebäude im olympischen Reitzentrum, Überfälle, Diebstähle, Militär, wohin das europäische Auge auch blickte. Auch wenn das Thema im Trubel und der Hitze dieser Mega-Metropole rasch überkochte: Polizeisirenen gehören in Rio zum guten Ton und kleinere und größere Verbrechen leider zum Alltag der Cariocas.

Grünes WasserÜber Nacht hatte sich das Wasser im Becken der Turmspringer verfärbt. Zuerst hieß es, Algen seien schuld, es bestehe keine Gesundheitsgefahr. Dann wurde von Chemikalien gesprochen, einige Athleten sahen kurzfristig rot – und rasch war das Wasser getauscht.
Zuschauer 82 Prozent der Tickets sollen verkauft worden sein. Eine Meldung, die nicht stimmen kann: Fast überall blieben Plätze frei, selbst Schulkinder waren mit Gratis-Karten nicht anzulocken. Die Sportnation Brasilien war alles andere als Feuer und Flamme für die Heim-Spiele. Andererseits gingen mit dem brasilianischen Publikum oft die Emotionen durch: Es gab Beleidigungen und Buhrufe. Den Tiefpunkt erlebten die Spiele beim Stabhochsprung, als der Franzose Renaud Lavillenie gnadenlos ausgepfiffen wurde.

Olympisches Dorf Zuerst war es nicht fertig, dann völlig verschmutzt. Als endlich die ersten Athleten einziehen konnten, kam es sogleich zu Diebstählen. Erst mit Beginn der Spiele funktionierte das olympische Dorf, wie es eigentlich funktionieren sollte. Bald sollen Wohnungen daraus werden. Ein Kaufanreiz gefällig? Sie können so ein Bad mit Novak Djokovic geteilt haben.

Box-Entscheidung Ein Skandal-Urteil brachte dem Russen Jewgeni Tischtschenko die Goldmedaille. Im Finale in der Klasse bis 91 Kilogramm war der Kasache Wassili Lewit der klar bessere Mann, in der dritten Runde fügte er Tischtschenko ein Cut am Kopf zu. Es wird vermutet, dass das Urteil ein Zugeständnis an Russland war, dessen Leichtathleten ausgeschlossen wurden.

Doping-Farce Gewichtheber, die ausgeschlossen gehört hätten, holten Gold. Ebenso Russen, die vom nationalen Dopingprogramm profitiert hatten. Das IOC verlor in Rio seine letzte Glaubwürdigkeit im Kampf gegen Doping.

Der Umwelt-Gedanke Mülltrennung in einem einzigen Mistkübel; Shuttlebusse, die enorme Umwege fahren und ständig den Motor laufen lassen; Medienräume, die so stark gekühlt waren, dass die Interviews ins Freie verlegt werden mussten; eine neue U-Bahn, die Kilometer vor dem olympischen Park, dem eigentlichen Hotspot, endet. Bei der Eröffnungsfeier wurde noch die ökologische Nachhaltigkeit der Spiele propagiert. Die Realität sah anders aus.

Das IOC Das Internationale Olympische Comité sieht sich gerne als moralische Instanz im Weltsport, agiert aber nur leider immer seltener auch so. Erst zögerte das IOC die Entscheidung über die Zulassung russischer Athleten lange hinaus, um die Verantwortung dann an die Fachverbände abzuwälzen. Das Verhältnis zur Welt-Anti-Doping-Agentur war auch schon besser.

Österreichs Sportpolitik Ohne Worte.