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Nikola Bilyk: Österreichs größte Handball-Hoffnung

Es hat gar nicht viel gefehlt und Österreichs derzeitiges größtes Talent im Herren-Handball wäre am Montag Österreichs Gegner gewesen. Im dritten Vorrundenspiel der WM in Katar trifft das österreichische Nationalteam auf Tunesien (19 Uhr MEZ/live ORF Sport +, Sky Sport).

Das Talent heißt Nikola Bilyk und wurde vor 18 Jahren in Tunesien geboren. Weil der Vater zur Zeit der Geburt dort gearbeitet hat, als Handballer. Weil Profisport schnelllebig ist, waren die Bilyks rasch wieder weg. Der Sohn konnte noch nicht einmal richtig gehen, wenig später aber einen Ball werfen, präzise und scharf.

"Es war für mich immer klar, dass ich für das Land spiele, das mich ausgebildet hat", sagt Nikola Bilyk. Die Ausbildung genoss er bei den Fivers in Wien-Margareten, und sie dürfte nicht schlecht gewesen sein. Bilyk spielt im Aufbau, entweder in der Mitte oder, wie derzeit unter Teamchef Patrekur Johannesson, halblinks, auf der Königsposition. Dort werden Siege vorbereitet, Spiele entschieden. Gefragt sind sanfte Zuspiele und harte Würfe. Das kann er: Beim Sieg gegen Bosnien-Herzegowina (23:21) am Samstag zappelte jeder Zweite seiner Würfe im Netz.

"Wir brauchen ihn"

Der Auftritt war längst nicht selbstverständlich. Ein anderer Trainer hätte ihm nach dem nervösen, fehlerhaften Auftritt bei seinem WM-Debüt am Freitag gegen Kroatien (30:32) vermutlich eine Auszeit gegönnt, nicht so Johannesson: "Wir brauchen Nikola – nicht erst in der Zukunft, sondern bereits jetzt."

Gegenwart und Zukunft des österreichischen Handballs – keiner verkörpert das derzeit besser als der 1,98 Meter große und 85 Kilo schwere Athlet Bilyk. Seit der Junioren-EM im Juli, bei der Bilyk als wertvollster Spieler und Torschützenkönig ausgezeichnet wurde, wird er von Klubs aus halb Europa umworben. Besonders groß soll das Interesse des FC Barcelona sein.

"Das bin ich schuldig"

"Ich werde mich irgendwann in Ruhe hinsetzen, nachdenken und mit allen Beteiligten eine Entscheidung treffen – auch mit den Fivers. Das bin ich dem Verein schuldig." Noch ist in Margareten etwas zu erledigen: die Meisterschaft. Und zwar Seite an Seite mit Vater Sergej. Am ehemaligen ukrainischen Teamgoalie ist im Fivers-Tor auch mit 44 Jahren nicht leicht vorbeizukommen. "Heuer ist vielleicht die letzte Chance, gemeinsam Meister zu werden", sagt der Sohn.

Gemeinsam gilt es vorher das WM-Achtelfinale zu erreichen, erstmals in der Verbandsgeschichte. Mit einem Sieg gegen Tunesien wäre ein gewaltiger Schritt getan. Was Nikola Bilyk über sein Geburtsland weiß? "Noch nicht viel. Videostudium haben wir erst noch."