GP in Saudi-Arabien: Das Spiel der Formel 1 mit dem Feuer
Von Florian Plavec
Noch in der Nacht auf Samstag war das Feuer weithin sichtbar. Huthi-Rebellen hatten eine Ölfabrik des Formel-1-Hauptsponsors Aramco mit einer Rakete beschossen, stundenlang stand eine Rauchwolke über der Millionenstadt Dschidda. Plötzlich ist der Konflikt ganz nahe gerückt, den Saudi-Arabien gegen die Rebellen im Nachbarland Jemen führt.
Groß war der Schock, intensiv waren die Diskussionen. Rasch versicherten die Veranstalter, dass die Sicherheit an der Strecke gewährleistet sei, der Grand Prix von Saudi-Arabien werde am Sonntag (19.00 MESZ/live ServusTV, Sky) programmgemäß über die Bühne gehen. Am Samstag bekräftigte dann auch die Fahrergewerkschaft GPDA ihren Willen zur Teilnahme am Rennen, auch wenn es schwierig sei „alle natürlichen menschlichen Bedenken auszuschalten, wenn man den Rauch von dem Vorfall gesehen hat.“
Diskutiert wurde ausnahmsweise nicht über Reifenwahl, PS-Vorteile oder Aerodynamik, sondern über die Zuverlässigkeit des Raketenabwehrsystems.
Abhängigkeit
Der Umgang der Formel 1 mit Saudi-Arabien steht stellvertretend für das Dilemma der Rennserie. Auf der Suche nach frischem Geld und neuen Märkten hat man sich an den nächsten zweifelhaften Partner gebunden. Vor zwei Wochen hat Saudi-Arabien an einem einzigen Tag 81 Hinrichtungen vollzogen, zudem gilt das Gesetz, dass es verboten ist, das Regime zu kritisieren. Dadurch brachte man schon bei der Pressekonferenz am Freitag die Fahrer in unangenehme Situationen.
Wer unzensiert seine Meinung sagt, läuft Gefahr, sich den Zorn des Königs zuzuziehen. Bei kritischen Fragen antworteten die Star-Piloten ausweichend. Selbst Lewis Hamilton, ein Mann der klaren Meinungen und Aussagen, hielt sich zurück und sagte nur, dass es unglaublich sei, Geschichten wie jene des 14-jährigen Buben zu hören, der zum Tode verurteilt wurde: „Jene, die die Macht haben, müssen Veränderungen schaffen. Davon sehen wir noch nicht genug.“
Angeblich kassiert die Rennserie für den Zehnjahresvertrag mit Saudi-Arabien ein Antrittsgeld von insgesamt 900 Millionen Dollar.