Formel 1: Wenn Milliarden nicht ausreichen
Die Formel 1 ist eine Welt der Zahlen. Meistens sind es sehr, sehr kleine Zahlen, Bruchteile von Sekunden, die auf der Rennstrecke oft den Unterschied ausmachen zwischen Sieg und Niederlage.
Mit Kleinigkeiten hat Bernie Ecclestone, der Chef der Rennserie, nichts am Hut. Im konkreten Fall geht es um fast 1,4 Milliarden Euro. Diese Summe kam nach der Saison 2013 zur Verteilung zwischen den Eigentümern und den elf Rennställen – und zwar zu gleichen Teilen. 50:50. 686 Millionen Euro zu 686 Millionen Euro.
Klingt fair, ist es nicht.
Fast die Hälfte der Teams kämpft ums finanzielle Überleben. Marussia hat diesen Kampf kürzlich erst aufgegeben, bei Caterham, dem schlechtesten Team der Formel 1, hat ein Insolvenzverwalter das marode Steuer in die Hand genommen. Nach zwei Grands Prix Zwangspause dürfen die grün lackierten Caterham-Boliden beim Saisonfinale am Wochenende in Abu Dhabi dem Feld wieder hinterherfahren. Die Versteigerung von Team-Devotionalien und Crowdfunding – so mancher erkennt darin ein neudeutsches Wort für Schnorren – machten das Comeback möglich.
Absurde Aufteilung
Die finanzielle Misere scheint angesichts der üppigen Einnahmen absurd. 686 Millionen Euro – gerecht verteilt – entsprechen 62 Millionen pro Team. Mit ein paar zusätzlichen Sponsoren käme so wohl jeder Rennstall einigermaßen sorgenfrei über die Runden.
Doch so einfach ist es in der Welt der Formel 1, der Welt von Ecclestone, nicht. Ein komplizierter Schlüssel, erst vor einem Jahr im Concorde Agreement zu Papier gebracht, regelt die Verteilung in den kommenden Jahren. So gibt es millionenschwere Extrazahlungen für die jüngsten Leistungen (Red Bull, McLaren), für historische Verdienste (Mercedes, Williams) oder einfach für einen Mythos (Ferrari).
Hunderte kleine Details ergeben so ein großes Bild (siehe Grafik): undurchdringbar, unverständlich, unfair. Der Verteilungsschlüssel fügt sich damit nahtlos in das Firmengeflecht ein, das die Formel 1 umgibt. An dessen Spitze steht CVC. 2006 erwarben die Luxemburger um 1,6 Milliarden Euro die Mehrheitsanteile an der Rennserie. Es sollte der bisher lukrativste Deal in der über dreißigjährigen Firmengeschichte werden. Wie die Fachzeitschrift Forbes errechnete, zog CVC seither 6,5 Milliarden Euro aus der prallen Formel-1-Kassa ab. Das entspricht einer Rendite von 751 Prozent.
Verwaltet wird der Geldtopf vom 84-jährigen Ecclestone. Unter dem Dach der Formula-One-Gruppe versammeln sich gut ein Dutzend Schwesterfirmen (z. B. Formula One Administration, Formula One Management, Formula One Licensing). Kontrolliert wird das Konstrukt von Delta Topco. Die auf der Kanalinsel Jersey beheimatete Holding ist u. a. im Besitz von – welch Wunder – CVC (70 %) und der Familie Ecclestone (10 %).
Zumindest hier bleibt sich die Formel 1 treu und dreht sich munter im Kreis.
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