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Formel 1: "Jetzt ist es eine Mini-WM"

Fernando Alonso ist ein Krieger. Der Formel-1-Pilot in Diensten von Ferrari verließ Japan ohne Beute, angeschlagen, aber dennoch mit einer Kampfansage: "Wenn der Feind an die Berge denkt, attackiere über das Meer. Wenn er an das Meer denkt, attackiere über die Berge", zitierte der Spanier auf Twitter eine japanische Kampfkunst-Schrift aus dem 17. Jahrhundert.

Der WM-Führende hatte jede Menge Zeit, die passende Weisheit zu finden: Sein Arbeitstag in Suzuka war nach einer Kurve beendet. Kurz nach Rennstart schlitzte sich Alonso am Frontflügel von Lotus-Rivale Kimi Räikkönen den Hinterreifen auf. "So ist das eben, wenn man in der Mitte des Feldes starten muss", schickte Alonso eine mahnende Botschaft an die Ingenieure seines Teams aus. Der Ferrari ist schlicht nicht schnell genug für die Startplätze mit wenig Verkehrsaufkommen.

Letzte Wende

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Der Grand Prix von Japan hat der WM die letzte große Wende gegeben. Räikkönen (5.), Hamilton (6.) und Webber (nach einer Startkollision mit Grosjean 9.) vermochten Alonsos Missgeschick nicht zu nutzen.

Der glücklose Spanier braucht in den ausstehenden fünf Rennen nur noch einen Kontrahenten zu fürchten: Sebastian Vettel. Freuen wird das den Spitzenreiter nur bedingt, denn der Titelverteidiger im Red Bull präsentierte sich in Japan so dominant wie schon lange nicht mehr. Vettel führte aus der Poleposition kommend jede der 53 Runden an, brannte gen Rennende noch hurtig die schnellste Runde in den Asphalt und rückte mit seinem 24. Grand-Prix-Sieg auf vier Punkte an Alonso heran.

Auf dem Podest standen neben dem Deutschen ein Rückkehrer (Massa nach über zwei podestlosen Jahren) und ein Debütant (Kobayashi). Vettel konnte auch das ungewohnte Pärchen nie gefährden. "Das ist ein Auto, das man sich wünscht, wenn man nachts träumt", lobte der 25-Jährige seine Red-Bull-Mannschaft. Bereits zur Rennmitte hatten die Ingenieure ihren Piloten via Teamfunk zu beruhigen versucht: "Die kommen nicht im Traum an unsere Rundenzeiten heran."

Vier Punkte Vorsprung

"Jetzt ist es eine Mini-WM mit fünf Rennen", sagte Alonso, "Sebastian und ich fangen nun beinahe wieder bei null an." Diesen Sonntag steigt der Auftakt der Mini-WM. Alonso nimmt vier Punkte Vorsprung und reichlich Probleme mit nach Korea, Vettel den Schwung und die Favoritenrolle.

Für Vettel spricht derzeit aber mehr als nur der Moment: Sein Bolide ist wieder das Maß der Dinge. Umfangreiche Updates hat eher Ferrari nötig, doch die Italiener mussten ihren Windkanal wegen einer Neukalibrierung schließen.

Bleibt noch der Blick in die Vergangenheit: 2010 verhalf ein Strategiefehler der Alonso-Crew Vettel zum WM-Titel. Daher hatte auch der Deutsche eine Weisheit parat: "Es hilft, wenn du weißt, wie du einen Titel gewinnst."

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