Sport/Motorsport

Die Unvergessenen: Roland Ratzenberger und Ayrton Senna

Der Tod von Roland Ratzenberger trifft Ayrton Senna tief. Am 30. April 1994 verfolgt der Brasilianer den Unfall des 33-jährigen Österreichers in Imola auf einem Bildschirm. Er muss miterleben, wie Ärzte erfolglos versuchen, den Fahrer des Simtek-Teams zu reanimieren.

Senna ist damals 34 Jahre alt, dreifacher Weltmeister und der beste Formel-1-Fahrer der Welt. Nach dem Unfall steigt er nicht mehr in seinen Williams. Er verzichtet darauf, seine Bestzeit vom Vortag zu verteidigen. Senna lässt sich an die Unfallstelle fahren, von einem Streckenposten den Unfallhergang schildern und spricht mit Rennarzt Sid Watkins über die Tragödie. Der Mediziner will ihn dort angeblich zum Rücktritt überreden.

Mit seinem Freund und ehemaligen Teamkollegen Gerhard Berger bespricht Senna, wie man die Formel 1 sicherer machen könnte. Senna sei an diesem Tag sehr nachdenklich gewesen, erinnert sich seine damalige Freundin Adriane Galisteu.

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Trotzdem steigt er am Renntag (1. Mai), wieder in den Williams. „Ich liebe diesen Beruf und kann das Rennen nicht einfach absagen. Das ist mein Leben“, sagt er am Telefon seiner Freundin, die in Portugal geblieben ist.

Adriane Galisteu sieht den Unfall im TV. Die Szene sieht nicht beängstigend aus. Im ersten Moment denkt sie sich: „Gut, so wird er früher wieder zurück sein.“ Dann bekommt sie einen Anruf von Sennas bestem Freund, sie müsse nach Imola fliegen. Kurz vor dem Start des Privatjets erreicht sie noch eine Nachricht. „Adriane, du brauchst nicht zu kommen.“ – „Schön. Geht es ihm besser?“ – „Nein, er ist tot.“

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Kopfverletzung

Bei seinem Unfall in der Tamburello-Kurve erleidet Senna keine Knochenbrüche oder innere Verletzungen. Es wird vermutet, dass sich eine Strebe der gebrochenen Radaufhängung durch den Helm gebohrt hat. Andere Quellen berichten, dass Senna von einem Reifen am Kopf getroffen wurde. Er ist bereits tot, als er von Sid Watkins und seinen Helfern aus dem Cockpit gehoben wird. Offiziell wird der Tod erst im Spital in Bologna festgestellt.

Jahre später bezeichnet der damalige Williams-Designer Adrian Newey das Auto als aerodynamische Fehlkonstruktion. Die Seitenkästen seien zu lang gewesen, sodass gerade auf schnellen Strecken wie in Imola die Gefahr eines plötzlichen Strömungsabrisses gegeben war. Tatsache ist, dass am 1. Mai 1994 die Lenksäule an Sennas Boliden bricht.

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Zehn Jahre zuvor war Senna in die Formel 1 eingestiegen. Im Jahr darauf gewinnt er in Portugal sein erstes Rennen. 40 weitere Siege und drei WM-Titel folgen. Der Brasilianer ist ehrgeizig, kompromisslos – und schnell. Oft fährt er hoch aggressiv, privat ist er ruhig und tief gläubiger Katholik. Als er 1988 in Japan seinen ersten WM-Titel holt, sagt er: „In der ganzen Anspannung spürte ich seine Gegenwart – ich sah Gott.“

Senna hat Fans auf der ganzen Welt, sie nennen ihn „The Magic“. Die erbitterten Duelle mit Alain Prost gehen in die Geschichte ein, in seiner Heimat Brasilien wird er vergöttert. Als am 1. Mai 1994 die Meldung von Sennas Tod verkündet wird, ist die ganze Nation geschockt. Fußballspiele werden unterbrochen, eine dreitätige Staatstrauer wird ausgerufen, Geschäfte bleiben zu.

Das Begräbnis ist ein Staatsakt. Zwei Millionen Menschen säumen die Straßen, als der Sarg vom Flughafen in São Paulo zum Friedhof gebracht wird. Die letzten Meter wird der Sarg von Rennfahrerkollegen getragen, etwa von Intimfeind Alain Prost und Freund Gerhard Berger. „Es war, als hätte man einen König zu Grabe getragen“, sagt der Tiroler.

Einen Sieg in Imola 1994 hätte Senna Ratzenberger gewidmet. Als Experten das Wrack untersuchen, finden sie eine kleine rot-weiß-rote Fahne im Cockpit.