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Das Formel-1-Jahr im Rückspiegel

Mit Ende der Sommerpause war auch die Saison vorbei. Die Formel 1 wurde zur Formel Vettel. Zum Grand Prix in Belgien Ende August erschien Sebastian Vettel mit wasserstoffblondem Haar und Sonnenbrille im Heino-Style. Rein optisch war der Deutsche damit nicht mehr im Spitzenfeld der Formel 1 vertreten. Auf der Strecke konnte ihm aber niemand mehr das Wasser reichen.

Zuerst kämpfte die Konkurrenz noch, dann resignierte sie. Vettel war auf dem Weg zu seinem vierten Weltmeistertitel nicht zu stoppen. Der mittlerweile 26-Jährige raste von Sieg zu Sieg, gewann von Spa bis São Paulo neun Rennen in Serie. Gesamt gewann er 13 Rennen und stellte damit den Rekord seines Kindheitsidols Michael Schumacher ein.

„Wir müssen diese Zeit genießen, so lange es geht. Wir haben keine Garantie, dass diese Tage so bleiben. Ich bin so stolz auf euch“, sagte Vettel am Sonntag nach seinem Sieg in Brasilien.

Mit seiner Siegesserie machte er sich nicht überall Freunde. Wenig überraschend war, dass die fanatischen Tifosi in Monza den Sieger auspfiffen. Doch auch in Singapur musste sich Vettel ein Pfeifkonzert anhören. Da verlor er die Nerven und sorgte mit einem Sager für Aufregung: Wenn Red Bull noch am Auto tüftelt, würden die anderen „schon die Eier in den Pool hängen“.

Bilder aus Brasilien

Auf der Strecke geben Vettel und seine drei Landsmänner das Tempo vor, in der Boxengasse sind es die Österreicher, die das Sagen haben: die Teamchefs Franz Tost (Toro Rosso) und Monisha Kaltenborn (Sauber), der Motorsportberater von Red Bull, Helmut Marko, sowie die Wiener Mercedes- Doppelspitze Toto Wolff (im Bild rechts) und Niki Lauda. Das Duo hat das deutsche Werksteam nach drei Jahren im Mittelfeld prompt in die Spitze geführt. 2014 will Mercedes zum Branchenführer Red Bull aufschließen. Das österreichische Team hat kommende Saison sogar ein Heimspiel – auf dem Red-Bull-Ring in Spielberg.

Tu felix, Austria.

Kimi Räikkönen gewinnt gleich den ersten Grand Prix des Jahres in Melbourne. Es bleibt für den Finnen jedoch der letzte Sieg des Jahres. In Silverstone kommt er zum 25. Mal in Folge in die Top 10 und stellt damit einen neuen Rekord auf, doch den Titelkampf mit Sebastian Vettel muss er bald abschreiben. Freuen darf man sich auf die kommende Saison. Räikkönen verlässt das finanzmarode Lotus-Team und wird neuer Teamkollege von Fernando Alonso bei Ferrari.

30 Jahre nach seinem Vater Keke Rosberg gewinnt der Deutsche Nico Rosberg das wichtigste Rennen des Jahres, den Grand Prix in seiner Heimatstadt Monaco. Und das nach drei Neustarts. „Unglaublich. Ich bin hier aufgewachsen“, sagt der 27-Jährige. „Ich bin hier zu Hause. Der Sieg ist etwas ganz besonderes.“ Fürst Albert II. gratuliert anerkennend, Freundin Vivan umarmt ihn. Doch die Saison verläuft für Rosberg nicht ganz nach Wunsch. Teamkollege Lewis Hamilton gewinnt das interne Duell gegen den Deutschen. In der Weltmeisterschaft muss Mercedes den Titelkampf bald aufgeben, holt aber Platz zwei in der Konstrukteurswertung.

Sie sind DAS Thema der ersten Saisonhälfte: die sensiblen Pirelli-Reifen. Mehr Abwechslung und Spannung sollten sie garantieren, doch es wird ein waghalsiger Ritt. Beim Grand Prix von Großbritannien sorgen mehrere Reifenplatzer für ein Umdenken. Zwei Rennen später bringt der Ausrüster wieder länger haltbare Mischungen an die Strecke. Die Kursänderung spielt einem Team in die Karten: Red Bull.

Sehen so Sieger aus? Der Grand Prix von Malaysia, das zweite Rennen der Saison, bringt

bereits den ersten Skandal: Die Red-Bull-Fahrer dominieren das Geschehen, Mark Webber (li.) zieht vor Vettel seine Runden. Vom Kommandostand kommt der Befehl, die Positionen zu halten. Doch niemand bremst einen Weltmeister. Vettel überholt und muss später zum Rapport. Doch das Zeichen ist eindeutig: Ich bin die Nummer eins!

Da McLaren die letzten beiden Rennen 2012 gewinnen konnte, geht das Team mit Titelambitionen in die Saison. Was folgt, ist der Abstieg. Jenson Button, der Weltmeister von 2009, erreichte in Brasilien mit Rang vier seine beste Saison-

platzierung. Auch Zukunfts- hoffnung Sergio Perez versagt und fährt gestern sein letztes Rennen für McLaren. Teamchef Whitmarsh: „Nie wieder wollen wir ein Jahr wie dieses erleben.“