Sport

Walkner startet bei Rallye Dakar

Vielleicht war es ja nur Einbildung, aber fast hatte es den Anschein, als wäre Matthias Walkner ein wenig die Farbe aus dem Gesicht gewichen, als neben ihm Heinz Kinigadner seine Eindrücke und Erlebnisse von der Rallye Dakar schilderte. Der zweifache Motocross-Weltmeister erzählte von Renntagen, die um vier Uhr in der Früh beginnen und oft erst spätnachts enden, er berichtete von Irrfahrten in der Wüste, gefährlichen Schlaglöchern und darüber, dass der Schnellste nicht zwangsläufig als Erster ins Ziel kommen muss. "Ich bin von der Dakar meistens mit der Ambulanz heimgeflogen", erinnert sich der Zillertaler Benzinbruder, dessen Krankenakte (46 Knochenbrüche !) ganze Regale füllt.

Von den schmerzhaften Erfahrungen und den anderen Warnungen seines Mentors Heinz Kinigadner lässt sich Matthias Walkner freilich nicht in die Knie zwingen. Jetzt, wo er seinem Traum von einem Start bei der berühmten Rallye Dakar so nah ist wie noch nie zuvor. "Ich wollte immer einmal diesen Weg einschlagen", sagt der 28-jährige Salzburger, der im Jänner als erster österreichischer Werkspilot seit 15 Jahren das Motorsport-Abenteuer in Angriff nimmt.

Richtiger Racer

Walkner hat sich als Motocross-Weltmeister von 2012 (MX3-Klasse) für einen Platz im KTM-Team empfohlen, das seit 2001 immer den Sieger bei den Motorrädern gestellt hat. Was die Rennchefs am neuen Piloten so beeindruckt, ist nicht nur dessen hervorragende Fahrtechnik ("er ist ein richtiger Racer", ©Kinigadner), sondern vor allem die Leidenschaft des Salzburgers.

Denn der 28-Jährige hat für sein Hobby in den vergangenen Jahren viele Opfer erbracht – erbringen müssen: Österreich ist ein hartes Pflaster für Motocross-Piloten, es fehlt an geeigneten Teststrecken und auch an Trainingspartnern. Walkner half sich dabei immer wieder mit Ausfahrten mit seinem dicken Freund Marcel Hirscher. Der Ski-Star ist ein begeisterter Motocross-Fahrer, und sein Vater Ferdinand steht Walkner heute noch gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Echter Einzelkämpfer

In seinem One-Man-Team war Matthias Walkner für alles zuständig, er reparierte das Motorrad, er organisierte selbst die Reisen zu den Rennen, kümmerte sich um Sponsoren und investierte 50.000 Euro im Jahr in seine Leidenschaft. "Ich war im Grunde immer voll der Einzelkämpfer."

Mit der Bestellung zum KTM-Werkspiloten kann sich der Salzburger nun voll und ganz auf das Pilotieren konzentrieren. Das ist auch notwendig bei einer lebensgefährlichen Herausforderung wie der "Dakar", die keine Nachlässigkeiten erlaubt. "Er muss lernen, das richtige Mittelmaß zu finden – und dass manchmal langsam fahren der bessere Weg ist", erklärt der spanische Teamkollege Marc Coma, der 2014 die Rallye gewinnen konnte.

Vorerst hat Walkner aber noch andere Sorgen: Als Rookie muss der 28-Jährige erst einmal das Einmaleins des Navigierens richtig lernen. Am Steuer seiner Maschine ist das Road-Book eingespannt, mit den wichtigsten Eckdaten zur Strecke. "Während der Fahrt mit 140 km/h auf einem holprigen Weg immer alles richtig zu lesen, ist schwierig", erklärt Walkner.