Melzer spielt gegen das frühe Out
Von Harald Schume
Jürgen Melzer ist wieder in London, wo 1999 sein Stern aufgegangen ist. Vor 13 Jahren gewann der Deutsch-Wagramer den Junioren-Titel in Wimbledon. Heute startet der 31-Jährige in seine dritten Olympischen Spiele, und zwar an der Seite von Alexander Peya.
Das Doppel bekommt es mit den schottischen Brüdern Murray zu tun, die Großbritannien vertreten. Im Einzel spielt Melzer am Sonntag gegen den Kroaten Cilic, der als Nummer 13 gesetzt ist. Im direkten Duell steht es 2:5, also schlecht.
"Ich bin sicher nicht hergekommen, um gleich auszuscheiden", sagt Melzer, der sich trotzdem in der Außenseiterrolle sieht. "Cilic schlägt sehr hart auf. Ich muss versuchen, ihn an der Grundlinie zu beschäftigen." Bei den Olympischen Spielen in Peking erreichte der Österreicher das Viertelfinale, wo er am späteren Sieger Rafael Nadal scheiterte. Der Spanier fehlt diesmal wegen einer Verletzung, deshalb sind der Schweizer Roger Federer, der Serbe Novak Djokovic und der Schotte Andy Murray die Top-Favoriten.
"Ein bisschen angenehmer"
Andy Murray ist kein geübter Doppelspieler, obwohl er an der Seite seines älteren Bruders Jamie zwei ATP-Turniere gewonnen hat. Melzer ist dies hingegen schon. 2010 gewann er mit dem Deutschen Philipp Petzschner den Wimbledon-Titel. "Es wird schwierig gegen die Murrays", sagt Melzer, "wir werden versuchen, am Netz vor allem Andy zu attackieren. An der Grundlinie spielen wir vermehrt auf Jamie." Der Wiener Alexander Peya sagt: "Wir sind gut vorbereitet und gut genug, die beiden zu schlagen."
Weil Wimbledon mehr als eine Stunde vom olympischen Dorf entfernt liegt, haben die Tennisspieler ein Appartement im Südwesten bezogen. "Wir gehen zehn Minuten zu Fuß", sagt Melzer, "das erlaubt mehr Flexibilität und macht alles ein bisschen angenehmer."
Endlich daheim
Tamira Paszek ist vom olympischen Dorf angetan. "Eine tolle Erfahrung. Der Team-Spirit unter uns Österreichern ist großartig", sagt die 21-Jährige, die ein Appartement mit den Synchronschwimmerinnen Nadine Brandl und Livia Lang sowie der Schützin Stephanie Obermoser und der Triathletin Lisa Perterer bewohnt. "Es wäre gelogen, wenn ich sage, ich bin nicht mit der Einstellung hergekommen, das Turnier zu gewinnen", sagt Paszek, die heute Mittag als Favoritin gegen Alize Cornet aufschlägt.
Die Vorarlbergerin hat die Französin vor drei Wochen in Wimbledon in Runde zwei 6:2, 6:1 geschlagen und anschließend das Viertelfinale erreicht. Zum zweiten Mal in Folge. "Ich fühle mich wirklich am wohlsten hier, fast wie daheim."
Für den Mixed-Bewerb hat Österreich um eine Wildcard angesucht, die Entscheidung, ob Paszek/Melzer mitspielen dürfen, fällt am 31. Juli. Haut’s hin, dürfen die beiden mit einer Medaille spekulieren – im Mixed treten nur 16 Pärchen an, "wir harmonieren gut", sagt Paszek. In den Einzel-Bewerben starten 64 Spieler, im Doppel 32 Duos. Das Herren-Finale wird auf drei Gewinnsätze gespielt, sonst auf zwei. In einem Entscheidungssatz gibt es kein Tiebreak.