Letzte Chance auf Edelmetall
Von Harald Schume
Heimat bist du großer Tochter: Beate Schrott aus St. Pölten lief und sprang ins Finale über 100 Meter Hürden und beendete das Olympia-Abenteuer in London auf dem achten Platz. Die Leistung ist mehr als eine Überraschung, vielmehr eine mittlere Sensation. Denn in der Leichtathletik dümpelt Rot-Weiß-Rot im Nirgendwo herum. Was Schrotts Darbietung unterstreicht: Sie ist erst die zweite Österreicherin nach Maria Oberbreyer, die in einem olympischen Sprintfinale stand. Die Mitzi wurde 1948, ebenfalls in London, Fünfte über 80 Meter Hürden.
Start um 11.42 Uhr
Zwei weitere Power-Frauen, von denen eine eine waschechte und die andere eine Wahl-Österreicherin ist, haben am Donnerstag die letzte realistische Chance, den dreifachen Nuller aus dem Medaillenspiegel zu radieren. Die Linzerin Viktoria Schwarz und die gebürtige Deutsche Yvonne Schuring paddeln im flachen Wasser um Edelmetall. Dafür haben sie 500 Meter Zeit, der Startschuss zum Sprint wird um exakt 11.42 Uhr passieren.
Schuring/Schwarz sind zwar die amtierenden Weltmeisterinnen in dieser Disziplin, sie standen aber heuer noch bei keinem großen internationalen Rennen auf dem Podest. "Unser Traum ist eine Medaille, den wollen wir wahr machen", sagt Schwarz. "Im Finale spielen auch die Nerven eine Rolle, damit kommen wir normalerweise ganz gut zurecht."
Ebendies haben Schuring/Schwarz im Vorjahr in Szeged bewiesen, als sie ausgeblendet haben, dass Zehntausende Ungarn lieber das grün-weiß-rote Kanu siegen sehen wollten. Die Österreicherinnen paddelten zu WM-Gold, und das noch dazu in der schnellsten Zeit, die im Sprint je gefahren wurde. Die erste Sternstunde in der Karriere hat 1:37,071 Minuten gedauert.
Strapazen
Am Dienstag schauten die beiden im Österreich-Haus nahe der Tower Bridge vorbei, wo sich ihr Heimatbundesland beim "Oberösterreich-Abend" selbst inszenierte. Yvonne Schuring war wohl noch nie in ihrem 34-jährigen Leben dermaßen begehrt gewesen.
Jeder Journalist wollte ihr den Satz entlocken, dass alles außer Gold eine Enttäuschung sei. Die Schlagfrau – sie sitzt im Kanu vorne – ist aber g`scheit und realistisch. Sie hat ihn nicht gesagt, sondern: "Es gilt nur volle Kraft voraus. Die anderen Boote interessieren uns nicht." Dann musste sie sich im Österreich-Haus kurz niederlegen. Die Strapazen der vergangenen Tage hatten der 34-Jährigen zugesetzt, sie ist aber fit.
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