Handball-EM: Was Österreichs Gegner Kroatien so stark macht
Mit dem Aufstieg in die Hauptrunde der Heim-EM hat Österreichs Handball-Nationalteam am Dienstag das erste erklärte Ziel erreicht. Nun warten mit Kroatien, Spanien und Deutschland aber echte Kaliber auf die Truppe von Teamchef Ales Pajovic.
Heute um 18.15 Uhr geht es los mit der Partie gegen Kroatien. Die ehemalige jugoslawische Teilrepublik gehört seit Jahrzehnten zu den ganz großen Nationen im Welthandball. Seit der Unabhängigkeitserklärung im Jahre 1991 kann der 4-Millionen-Einwohner-Staat auf 14 EM-Teilnahmen zurückblicken. 2008 und 2010 sprang dabei die Silbermedaille heraus. Die größten Erfolge feierten die Kroaten aber 1996 und 2004 als sie Olympiasieger wurden, bzw. 2003 als sie sich zu Weltmeistern kürten.
Schlüsselspieler der Kroaten ist der linke Rückraumspieler und Welthandballer 2013 Domagoj Duvnjak. Der 31-Jährige zeichnete bei der EM bisher für 19 Treffer verantwortlich. "Ein sehr, sehr starkes Kollektiv, mit Weltklasseleuten auf jeder Position", weiß auch ÖHB-Routinier Janko Bozovic, der seinem Team dennoch Chancen einräumt. "Wenn wir so spielen wie gegen Nordmazedonien, mit guter Deckung, starker Tormannleistung, dann haben wir auf jeden Fall eine Chance."
Klare Verteilung der Favoritenrolle
Kroatiens Coach Lino Cervar, der seine Karriere Anfang der 1990er-Jahre auch von Klagenfurt aus startete, wo er den SVVW trainierte, ist Bozovic aus seiner Saison bei Metalurg Skopje 2015/16 bestens bekannt. "Ein echter Fuchs, für mich einer der besten Trainer der Welt. Ich habe irrsinnig viel von ihm gelernt. Dass er vor allem auf die Deckung Wert legt, sieht man auch aktuell bei den Kroaten", sagte Bozovic über die 69-jährige Legende.
"Man muss realistisch sein, sie sind der Favorit", sagt ÖHB-Teamchef Ales Pajovic. Ein Blick auf einige der Begegnungen aus der jüngeren Vergangenheit zeigt aber, dass sich Österreich durchaus Hoffnungen machen darf - mehrmals brachte man die Kroaten da in Bewerbsspielen an den Rand einer Niederlage. So etwa beim 23:26 in der Hauptrunde der Heim-EM 2010 und beim 30:32 in der Gruppenphase der WM 2015.
Kroatische Zuversicht
Eine Aktion scheinen die Kroaten Pajovic niemals verziehen zu haben. In der 5. Minute des EM-Halbfinales 2004 in Ljubljana stach der damalige slowenische Teamspieler Ales Pajovic seinem Gegenspieler Petar Metlicic mit dem Finger ins Auge. Der kroatische Star kehrte nicht mehr aufs Feld zurück, sondern bekam 23 Nähte auf die Hornhaut und konnte somit die Niederlage gegen die ungeliebten Nachbarn nicht sehen. Heute würden die Kroaten auf die „ambitionierte“ Mannschaft des „Henkers“ treffen, schreibt dnevnik.hr.
Die Medien in Kroatien schienen sich am Tag vor dem Duell auf die eigenen Stärken besinnen zu wollen. „Die Österreicher können uns zwar Paroli bieten, aber in unserer derzeitigen Verfassung nicht schlagen“, glaubt Nova-TV-Experte Ivica Obrvan. Dessen heutiger Kollege, der zweimalige Welthandballer Ivano Balic spricht von einer „unangenehmen Aufgabe, denn gegen einen Gastgeber zu spielen, ist immer schwer. Die Österreicher haben Fortschritte gemacht, sind genauso wie ihre Liga im Kommen“.
Sein ehemaliger Nationalteamkollege Goran Sprem räumt Österreich derweil gar keine Chancen ein: „Wir haben eine viel größere Qualität!“