Sport/Fußball

ÖFB-Team schielt bereits auf "Finale" in Schweden

Österreichs Fußball-Teamspieler haben kurz nach dem 1:0-Sieg über Irland am Dienstag im Happel-Stadion schon auf das "Finale" am 11. Oktober in Solna geblickt. Im Falle eines Erfolges über Schweden wäre die Mannschaft von Marcel Koller im Kampf um Platz zwei in Gruppe C in der Pole Position. Selbst ein Remis würde zum Aufstieg ins Play-off um eine Teilnahme an der WM 2014 in Brasilien reichen, sofern das Färöer-Match gewonnen wird und Deutschland Schützenhilfe leistet.

Auf ein Unentschieden werde man es in der "Friends Arena" aber nicht anlegen, betonten die ÖFB-Internationalen unisono - so etwa Sebastian Prödl: "Es ist schwieriger, auf ein Unentschieden als auf einen Sieg zu spielen. Wir werden uns in Schweden sicher nicht hinten reinstellen. Wir sind ja in Rückstand und müssen angreifen. Wir werden dort wie beim Pokern auf 'All In' gehen. Es können alle von uns erwarten, dass wir uns zerreißen werden", versprach der Legionär von Werder Bremen.

Ähnlich äußerte sich Goalie Robert Almer. "Auf ein Unentschieden zu spielen, wäre Blödsinn. Wir fahren dorthin, um drei Punkte zu holen." Martin Harnik freut sich gegen Zlatan Ibrahimovic und Co. auf eine Partie mit Endspiel-Charakter. "Das ist das Finale schlechthin, und wir haben es uns verdient. Jetzt wollen wir in Schweden den Deckel draufmachen."

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Steine fielen von Herzen

Der Stuttgart-Legionär hätte die ÖFB-Elf schon vor dem Goldtor durch David Alaba in der 84. Minute erlösen können, vergab aber die eine oder andere gute Möglichkeit. "Ich bin froh, dass es nicht an meinen Chancen gescheitert ist. Jetzt ist es Erleichterung pur."

Auch Christian Fuchs fiel ein Stein vom Herzen - der Assistgeber des Alaba-Treffers rehabilitierte sich gegen die Iren für seinen enttäuschenden Auftritt am Freitag beim 0:3 gegen Deutschland. "Meine gute Leistung ist schon ein bisschen eine Befriedigung. Doch ich habe immer gewusst, dass ich der Mannschaft helfen kann."

Der Kapitän sprach von einer kräfteraubenden Partie. "Die Iren wollten uns mit ihrem körperbetonten Spielstil wehtun. Aber ein großes Kompliment an die ganze Mannschaft, wir haben dagegengehalten." Prödl hob neben der Einsatzbereitschaft auch die gute Leistung der ÖFB-Auswahl im Spiel gegen den Ball hervor. "Die Mannschaft hat defensiv hervorragend gespielt. Damit meine ich aber nicht nur die Verteidigung, sondern vor allem das Mittelfeld", betonte der Steirer und ergänzte: "So ein dreckiger 1:0-Sieg tut auch einmal gut."

Arnautovic nur von der Bank

Erkämpft wurde der Erfolg mit einer teilweise überraschenden Aufstellung - so musste Marko Arnautovic vorerst mit der Ersatzbank vorliebnehmen. "Natürlich bin ich ein Spieler, der gerne von Anfang an spielt. Aber auch damit muss man umgehen können. Als ich reingekommen bin, habe ich versucht, der Mannschaft zu helfen, und das ist mir ganz gut gelungen", sagte der Wiener.

Über die Aussichten auf Gruppenplatz zwei wollte sich Arnautovic noch nicht den Kopf zerbrechen. "Das Wichtigste ist jetzt einmal, dass wir gegen Irland gewonnen haben. Drei Tage vor dem Schweden-Spiel können wir dann über unsere Chancen reden."

"Tolle Situation"

Im Gegensatz zum Stoke-Legionär war Veli Kavlak trotz gebrochenen Nasenbeins von Beginn an dabei. Die Auswechslung zur Pause war eine taktische Maßnahme Kollers und hatte nichts mit der Verletzung zu tun, beteuerte der Mittelfeldspieler. "Ich hatte schon Schmerzen, aber die sind schnell vergessen, da gewöhnt man sich daran." Allerdings gab der von der Verletzung gezeichnete Besiktas-Kicker zu, dass er sich durch den Druck der Maske aufs Gesicht nicht hundertprozentig wohlgefühlt hatte.

Dafür kam das Glücksgefühl mit dem Abpfiff. "Jetzt haben wir es in der eigenen Hand. Das ist das Beste, das es gibt", jubelte Kavlak. Auch Baumgartlinger sprach von einer "tollen Situation", in der man sich befinde, und der eingewechselte Marc Janko, der beim Tor seine Füße im Spiel hatte, meinte: "Wenn wir in Schweden gewinnen, ist die Tür nach Brasilien weit offen."

Hoffen auf Junuzovic

Nun hofft man im ÖFB-Team, dass der am Sprunggelenk verletzte Zlatko Junuzovic rechtzeitig für das Duell mit den Skandinaviern fit wird. Ausfälle wegen Sperren wurden vermieden: Von elf vorbelasteten Spielern wurden acht eingesetzt, kein einziger sah die Gelbe Karte.

KURIER-Noten für die Teamspieler

Dem ÖFB-Team bleibt in Schweden möglicherweise gar nichts anderes übrig, als auf Sieg zu spielen. Zwar könnte in Stockholm auch ein Punkt reichen, um die Gruppe C als Zweiter abzuschließen - dazu ist ein Sieg im abschließenden Match vier Tage später auf den Färöer und eine Niederlage der Skandinavier im Heimspiel gegen Deutschland nötig -, doch dann droht immer noch das Aus als schlechtester Gruppenzweiter.

In diesem Fall hätte Österreich 18 Punkte. In der bereinigten Wertung blieben zwölf Zähler, weil die Siege gegen die Färöer aus der Wertung fallen würden. Da Gruppe I im Gegensatz zu allen anderen Pools nur aus fünf und nicht aus sechs Mannschaften besteht, werden in der Reihung der Zweitplatzierten die Duelle mit dem Tabellenletzten nicht berücksichtigt.

In Pool B ist derzeit Bulgarien Gruppenzweiter. Geht man von einem zweiten ÖFB-Platz mit einem Remis in Schweden und einem Sieg gegen die Färöer aus, müsste die Mannschaft von Ljuboslaw Penew entweder in Armenien oder daheim gegen Tschechien Punkte liegen lassen, um hinter Österreich zu bleiben. Gefahr könnte in dieser Gruppe auch noch von Dänemark im Falle eines Erfolgs über Malta und eines Kantersieges gegen die fix für die WM qualifizierten Italiener ausgehen.

In Gruppe D liegen die zweitplatzierten Ungarn derzeit in der bereinigten Wertung gleichauf mit Österreich, allerdings müssen die Magyaren unmittelbar vor dem Heimspiel gegen den Letzten Andorra noch auswärts gegen die Niederlande antreten. Sollte die Türkei mit Siegen über Estland (auswärts) und die Niederlande (heim) noch Rang zwei holen, wäre sie bei einem Remis des ÖFB-Teams in Stockholm vor Österreich. Selbiges gilt für Rumänien bei Erfolgen über Andorra (auswärts) und Estland (heim).

In Gruppe E müsste Österreich bei Platz zwei - von einem Remis gegen Schweden und einem Sieg gegen die Färöer ausgehend - darauf hoffen, dass Island (13 Punkte insgesamt und in der bereinigten Wertung) den zweiten Platz noch an Slowenien (12 bzw. 6) verliert. Sofern dieses Szenario eintritt, dürfte die Balkan-Truppe keine hohen Siege gegen Norwegen (heim) und die Schweiz (auswärts) einfahren.

In den restlichen Gruppen wird es wohl darauf hinauslaufen, dass der jeweilige Zweite besser dasteht als Österreich bei einem Unentschieden gegen Schweden und einem Sieg gegen die Färöer. Sollte die Truppe von Marcel Koller allerdings mit zwei vollen Erfolgen die zweite Stelle erreichen, wäre sie so gut wie fix im Play-off.

Irische Presse:

Am Tag nach dem 0:1 in Wien schrieb Irish Independent: "Traps Tage sind nach dem Ende der kleinen WM-Hoffnungen gezählt. Irland konnte keine Chancen herausspielen. Alaba gewann das Match für Österreich. Jeder andere auf dem Platz außer Alaba hätte diese Chance wohl vergeben."

"Irlands Defensive und WM-Hoffnung sind zerbröckelt. Die Iren wurden von Österreich am Schluss überrannt. Österreichs Sieg war verdient", zollte Irish Times den Gewinnern Respekt.

Irish Examiner prophezeite das Ende der Ära Trapattoni: "Das Spiel endete für Irland und Trapattoni schmerzvoll. Das Ende von Irlands WM-Traum und von Trapattonis Zeit als irischer Teamchef. Alaba, der beste Spieler auf dem Platz, hielt Österreichs WM-Chance am Leben." Evening Echo schloss sich dem an: "Die Zeit von Trapattoni ist praktisch abgelaufen. Alaba brach wie schon in Dublin die irischen Herzen. Irland konnte keinen Weg finden, um zu gewinnen."

Schwedische Presse:

David Alabas Goldtor hat auch in der schwedischen Presse Eindruck hinterlassen. Die führenden Fußballmedien warnten davor, den 21-Jährigen am 11. Oktober zu unterschätzen.

Aftonbladet machte Alaba am Mittwoch im Vorhinein zum "Schwedentöter", der die Traum-Ausgangsposition der Skandinavier trotz eines 1:0-Sieges in Kasachstan zerstörte. "Ein Schuss von Zlatan Ibrahimovic nach 20 Sekunden brachte Schweden auf halben Weg zur WM. Ein platzierter Schlussminüter von Musterschüler David Alaba holte uns zur Tabelle zurück", hieß es.

Für Expressen bescherte Alabas Tor gegen Irland den Schweden einen "Albtraum", der ihnen im Oktober in Stockholm ein "Schicksalsspiel" aufzwinge. "Er strahlte Genugtuung aus, aber vor allem den Glauben, dass er dieses ansonsten ziemlich mittelmäßige österreichische Team auch in Schweden zum Sieg führen kann", schrieb Expressen am Mittwoch.