Sport/Fußball

Wiener Schiedsrichterin Telek gibt Debüt bei der EM in England

Für Sara Telek wird am Freitag (21.00 Uhr/live ORF 1) ein Traum wahr: Die 33-Jährige kommt bei der Frauen-Fußball-EM in England als Schiedsrichter-Assistentin zum Einsatz. Ihren Premierenauftritt bei einem Großereignis im Erwachsenenbereich gibt sie im Duell von Deutschland mit Dänemark im Brentford Community Stadium.

Für Österreichs Frauen-Schiedsrichterwesen ist das ein Meilenstein, Telek hat das Potenzial dazu, in Zukunft noch für weitere zu sorgen.

"Aushängeschild"

"Sie ist derzeit unser absolutes Aushängeschild", betonte Agnes Prammer, Zuständige für den Teilbereich Frauen in der Schiedsrichterkommission des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), im APA-Gespräch. Für den Verband sei es "sehr erfreulich" und "enorm wichtig", wieder einmal jemanden bei einem Großevent dabei zu haben. Die lange Durststrecke bezieht sich nicht nur auf den Frauenbereich. Der Auftritt von Konrad Plautz bei zwei Partien der Männer-Heim-EM 2008 (inklusive seiner damaligen Assistenten Egon Bereuter und Markus Mayr) war Österreichs letzter Schiedsrichter-Beitrag bei EM oder WM auf Erwachsenenebene.

Damals gab es fixe Schiedsrichtertrios, was bei der Frauen-EM nicht der Fall ist. Telek gibt ihr Debüt unter der Leitung der Schweizerin Esther Staubli. Mit Susann Küng kommt auch die zweite Assistentin aus der Schweiz. Vierte Offizielle ist mit Iuliana Demetrescu eine Rumänin, die VARs kommen aus Frankreich. "Im Frauenbereich ist man nicht als Team unterwegs, jede Athletin wird aufgrund ihrer persönlichen Leistung nominiert. Sara hat sich zu einer der besten Assistentinnen in Europa entwickelt", verlautete Prammer.

Fokussiert

Sie bezeichnete Telek als "sehr zielstrebig und fokussiert". Auch aus sportlicher Sicht bringe sie beste Voraussetzungen mit. "Sie ist sprintstark, kann schnell entscheiden und gut kommunizieren. Wichtig ist auch, dass sie sich gut auf unterschiedliche Schiedsrichter einstellen kann, was nicht einfach ist, weil man immer mit anderen zusammenarbeitet", analysierte Prammer.

Sie hatte der in Wien geborenen Telek vor Jahren den Tipp gegeben, statt der Laufbahn als Schiedsrichterin jene der Assistentin einzuschlagen. "Das ist eine schwierige Entscheidung, die man treffen muss, wenn es in den internationalen Bereich geht. Es gibt nur wenige, die das irgendwann tauschen können", erläuterte Prammer. Telek wäre sicher auch eine gute Schiedsrichterin geworden. "Ich habe aber damals schon bei ihr das Potenzial gesehen, dass sie als Assistentin auch im Männerbereich erfolgreich sein kann."

Bei den Männern an der Linie

Das hat sie geschafft, am 22. Februar 2020 war sie als erste Schiedsrichterin in der Männer-Bundesliga an der Linie im Einsatz, 2021/22 dann öfter. "Im internationalen Bereich sieht man immer mehr, dass auch Frauen Männerspiele leiten, auch auf höchstem Niveau. Wenn wir in der Liga mitspielen wollen, müssen auch unsere Schiedsrichterinnen den Weg über den Männerfußball gehen", erläuterte Prammer.

Im Gegensatz zum Assistenzbereich, wo mit Amina Gutschi eine weitere Akteurin nach oben strebt, schaut es auf Spielleiterebene für eine zukünftige EM-Teilnahme nicht gut aus. Aktuell ist da niemand in Sicht, musste auch die Nationalratsabgeordnete zugeben.

Die seit 2016 als FIFA-Assistentin tätige Telek ist eine von 25 Assistentinnen, die für die EM nominiert wurden. Daneben gibt es 13 Schiedsrichterinnen und 15 Video Assistant Referees (VAR). Der VAR kommt erstmals bei einer EM zum Einsatz.

Von der UEFA abgeschirmt

Die UEFA war früh bemüht, die Schiedsrichterinnen abzuschirmen, sie durften schon Wochen vor EM-Start kein Interview mehr geben. Bei einem viertägigen Workshop vor rund einem Monat wurde noch einmal intensiv gearbeitet. "Hier findet jetzt nur noch das Feintuning statt", berichtete UEFA-Schiedsrichterinnen-Chefin Dagmar Damkova. Sie bezeichnete die Gruppe an Referees als "beste aller Zeiten". Es gäbe einen perfekten Mix aus Erfahrung und Jungen, die schon in wichtigen Clubpartien oder Finalspielen von Nachwuchsturnieren im Einsatz gewesen wären.

Telek zählt da dazu, stand sie doch 2021 im Champions-League-Endspiel an der Linie. Nun wartet ein ähnlich großes Highlight. "Ich bin bis zum Stadion immer locker und ruhig. Vor dem Spiel ist dann kurz Nervosität und Anspannung am spürbarsten", hatte Telek früher einmal gesagt. Der Kick sei das Besondere an ihrer Aufgabe. "Jedes Spiel bringt eine neue Herausforderung, auf die man sich auf eine gewisse Art und Weise nicht vorbereiten kann. Das macht es so spannend."

Die EM wird wohl nicht das letzte Großereignis der Ex-Sportclub-Kickerin bleiben. Telek wurde vor eineinhalb Jahren in den Perspektivpool der FIFA für die WM in Australien und Neuseeland 2023 aufgenommen. "Sie hat einfach diesen Willen, an sich zu arbeiten, um ihre Ziele zu erreichen", prognostizierte Prammer Österreichs bester Assistentin eine rosige Zukunft.