Wiener Derby: Wieder böses Blut auf und neben dem Platz
Wiener Derbys im Allianz Stadion scheinen immer nach einem ähnlichen Muster abzulaufen. Zwischen den Spielern kochen die Emotionen hoch, grün-weiße Fans sorgen des öfteren für unrühmliche Szenen und Rapid gewinnt nicht - so geschehen auch am Sonntag beim 1:0-Erfolg der Austria.
Die Bilanz der Hütteldorfer gegen den Erzrivalen in der neuen Arena steht bei drei Niederlagen und zwei Unentschieden. Dass die Negativserie bestehen blieb, hat sich Rapid zu einem guten Teil selbst zuzuschreiben, immerhin wurden in der ersten Hälfte einige Hochkaräter vernebelt. Diese Chancen hätten laut Trainer Goran für zwei Siege gereicht.
Am Ende setzte es jedoch eine Niederlage, die es im Westen Wiens brodeln lässt. Das anstehende Programm Rapids hat es nämlich in sich: Innerhalb von 15 Tagen geht es gegen Moskau ( Europa League), Red Bull Salzburg (Liga), Mattersburg (Cup), St. Pölten (Liga) und die Glasgow Rangers (Europa League). Es besteht die Gelegenheit zur Trendwende, allerdings auch die Gefahr eines weiteren Absackens, was den Fan-Zorn noch einmal steigern würde.
"Peinlich"
Der ist ohnehin schon groß genug, wie die Szenen rund 15 Minuten nach dem Abpfiff bewiesen. Etwa 30 teilweise vermummte Rapid-Anhänger bauten sich vor der Austria-Tribüne auf und lieferten sich Scharmützel mit den "Veilchen"-Fans, erst nach einigen Minuten beruhigte sich die Lage durch das Eingreifen der Exekutive.
Die Polizei berichtete am Sonntagabend zudem von Vorfällen außerhalb des Stadions, wo feiernde Austria-Anhänger geschützt werden mussten, und von zwei schwerverletzten Beamten. Auch so mancher Rapid-Profi fiel durch Fehlverhalten auf - so zum Beispiel Ersatzgoalie Tobias , der aufgrund dessen angeblicher Provokationen gegenüber Rapid-Fans nach dem Schlusspfiff auf Austria-Schlussmann Patrick Pentz losstürmte und ihm "nicht so schöne Sachen" (Pentz) mitteilte.
Als "peinlich" bezeichnete der 21-Jährige das Verhalten von Knoflach, der schon während des Spiels von der Ersatzbank aus Gelb gesehen hatte. Schiedsrichter Julian Weinberger, der schon davor bei einigen Rudelbildungen alle Hände voll zu tun hatte, zeigte dem Rapid-Keeper für seine Aktion nach dem Ende der Partie allerdings nicht Gelb-Rot. Auch auf eine Anzeige verzichtete der Unparteiische, daher droht Knoflach wohl keine Sperre.
Für Djuricin dürfte das kein wirklicher Trost sein. Der Block West rief im Anschluss an das Match wieder lautstark nach der Ablöse des Rapid-Trainers, für den es zu allem Überfluss noch Hohn des Austria-Anhangs gab. Auf einem Transparent im violetten Sektor wurde die sofortige Vertragsverlängerung Djuricins gefordert.
Verschiedene Ansichten
Der Wiener betrieb unterdessen Ursachenforschung, wie die Partie überhaupt verloren gehen konnte. "Im Fußball kommt es vor, dass der unterlegene Gegner gewinnt, und das war heute so. Der Glücklichere hat gewonnen."
Austria-Coach Thomas Letsch widersprach dieser Ansicht. "Am Ende war es glaube ich ein verdienter Sieg", erklärte der Deutsche. Von der besten Austria-Leistung in seiner Amtszeit wollte der Nachfolger von Thorsten Fink nicht sprechen. "Aber es war eine sehr gute, vor allem was Willen, Leidenschaft und Kampf anbelangt."
Auch Goldtorschütze Alexander Grünwald hielt den Erfolg aufgrund der zweiten Hälfte für gerechtfertigt und freute sich über die positive Austria-Bilanz im Allianz Stadion. "Die negative Stimmung beflügelt uns scheinbar." Laut seinem Clubkollegen Kevin Friesenbichler dominierten die "Veilchen" schon vor dem Seitenwechsel. "Die Rapid-Chancen sind nur durch Eigenfehler entstanden. Wir hätten das Ergebnis sogar noch höher gestalten können."
Rapid nur Siebenter
Dank des Derbysieges verbesserte sich die Austria auf Rang vier und kann sich nun mit einer großen Portion Selbstvertrauen auf das Heimspiel am Sonntag gegen den zweitplatzierten LASK vorbereiten. Rapid hingegen rutschte auf Platz sieben ab und wäre damit nach derzeitigem Stand nicht in der Meistergruppe.
Weiter geht es für die Grün-Weißen schon am Donnerstag vor eigenem Publikum in der Europa League gegen Spartak Moskau. " Jetzt müssen wir schauen, dass wir die vielen positiven Dinge, die wir heute gezeigt haben, auch gegen Spartak zeigen", meinte Djuricin und ergänzte: "Wenn wir nicht viele Chancen hätten, müsste ich mich mehr als hinterfragen. Aber natürlich, ich bin verantwortlich für die Niederlage."