Warum die Spieler von San Marino eine Niederlage feiern
Von Christoph Geiler
Wer das Trikot von San Marino trägt, der ist es zwangsläufig gewohnt, die kleinen Dinge zu schätzen. Bei der Suche nach der schlechtesten Fußball-Nationalmannschaft von Europa würde man über kurz oder lang wahrscheinlich im Zwergstaat in Norditalien landen, der als älteste bestehende Republik der Welt gilt.
Im Fußball sehen die Kicker aus San Marino gerne einmal alt aus. Wer erinnert sich nicht an die 0:13-Abfuhr vor 13 Jahren gegen Deutschland und an viele andere Debakel. San Marino, das vorwiegend auf Amateure zurückgreifen muss, hat in seiner Fußball-Geschichte erst ein Länderspiel gewinnen können: Und dieses epochale 1:0 gegen Liechtenstein ist auch längst verjährt (2004).
Das erklärt, warum die Spieler von San Marino am Samstag so ausgeflippt sind und gefeiert haben, als hätten sie gerade den EM-Titel gewonnen. Die Nummer 209 der FIFA-Weltrangliste verlor zwar in bewährter Manier das EM-Qualifikationsspiel gegen Kasachstan, doch diesmal gelang dem ewigen Außenseiter zumindest ein Treffer.
Filippo Berardi erzielte in der 77.Minute das Ehrentor zum 1:3 - und dieses Ereignis hatte durchaus Seltenheitswert. Denn es war das erste Tor, das San Marino im Laufe dieser EM-Qualifikation gelang. Der Gold-Torschütze - im Falle von San Marino sei dieser Ausdruck erlaubt - ist einer der besten Spieler, die der Zwergstaat hervor gebracht hat. Der 22-Jährige stand bereits beim FC Turin unter Vertrag, aktuell geht Berardi für Vibonese in Liga drei auf Torjagd.