Vor Napoli - Salzburg: Ein Dauerbrenner schreibt Geschichte
Dauerbrenner, Evergreen, Musterprofi: Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer steht vor seinem 100. Spiel im Europacup. In der vergangenen Woche im Cup gegen Ebreichsdorf und in der Bundesliga in Mattersburg geschont, wird der 34-Jährige am Dienstag im Champions-League-Hit bei SSC Napoli (21 Uhr, im KURIER-Liveticker) sein Jubiläum begehen und als erster Österreicher diese Marke erreichen. "Es ist schon besonders für mich", sagte Ulmer.
Der Hunderter ist für ihn nur einer von vielen Höhepunkten im Jahr 2019. Im Nationalteam gehört der Oberösterreicher unter Teamchef Franco Foda seit 2017 zum Stamm, die erfolgreiche EM-Qualifikation ist nur noch zwei Spiele bzw. wenige Wochen entfernt. Und im Sommer brachte Ehefrau Sarah Sohn Jonathan zur Welt. Der Name ist eine Reverenz an Salzburgs Ex-Goalgetter Jonatan Soriano, mit dem sich Ulmer immer besonders gut verstanden hat: "Da hat man ein Bild vor Augen, es hat einfach gepasst."
In Salzburg passt es für Ulmer schon seit fast elf Jahren, der Absolvent der Stronach-Akademie, Ex-Ried- und Austria-Kicker ist der Dauerbrenner im Salzburger Dress. Seit er im Jänner 2009 aus Ried geholt wurde, gab es keinen Trainer, der nicht auf seine Dienste setzte: Egal ob Co Adriaanse, Huub Stevens, Ricardo Moniz, Roger Schmidt, Oscar Garcia, Marco Rose oder nun Jesse Marsch.
Mit neun Meistertiteln (zehn, wenn man die reine "Ersatzbank"-Saison 2005/06 bei der Austria hinzurechnet) ist Ulmer gemeinsam mit Robert Sara und Christoph Leitgeb Rekordhalter in der Bundesliga. Dazu kommen sechs Cuptitel und nicht zuletzt die Halb- und Achtelfinali in der Europa-League 2014, 2018 und 2019.
"Auch die Jahre davor waren besonders. Aber dieses Jahr mit der Geburt von meinem Sohn ist schon noch einmal sehr, sehr speziell. Das sind ganz neue Sachen für mich", meinte Ulmer, der in Sachen Bundesliga mit 310 Partien seinen Vater Gerhard (299 für VÖEST Linz) bereits überflügelt hat. Für Salzburgs Sportdirektor Christoph Freund ist Ulmer ein "absoluter Musterprofi und Vorbild für viele unserer Spieler."
Es ist wohl nicht zuletzt diese Hingabe zum Beruf, mit der Ulmer auch im Reich des Hochgeschwindigkeitsfußballs von Red Bull seinen Status stets behauptet hat. "Alles, was Salzburg mir bietet, versuche ich anzunehmen: Trainings- und Regenerationsmöglichkeiten, Ernährung. Dann ist das kein großes Geheimnis", meinte er lapidar. "Vielleicht bin ich ein bisschen disziplinierter als andere. Das ständige Weiterentwickeln und Weiterlernen trägt zum Erfolg bei."
Seine Erfahrung hilft ihm, um auch im hohen Fußballer-Alter top zu sein. "Ich gehe anders in die Spiele hinein als zu Beginn. Ich war in gewissen Sachen immer abgeklärter, aber ich bin jetzt schon weniger nervös und möchte die Spiele genießen", berichtete der Red-Bull-Kapitän. Kein Wunder, dass Ulmer zumindest öffentlich noch nicht über die Zeit nach der aktiven Karriere reden will: "Ich möchte mich auf den Fußball konzentrieren, weil ich noch gut in Form bin."
Erst im Frühjahr verlängerte Salzburg seinen Vertrag bis 2022, es dürften also noch einige internationale Partien hinzukommen. "Ich bin sicher, dass ich noch einige Jahre auf diesem Niveau spielen kann", betonte Ulmer. Seinen Rekord wird ihm vorerst keiner streitig machen, David Alaba ist in absehbarer Zeit freilich ein heißer Kandidat. Der 27-Jährige Bayern-Legionär hält aktuell bei 80 Europacup-Partien.