"Viel Talent": Wie das ÖFB-Team in Frankreich wahrgenommen wird
Zu Zeiten einer Fußball-Europameisterschaft wird in Sportredaktionen ein wenig mehr Schweiß vergossen, als sonst. Nicht nur in Österreich, sondern vor allem auch in Ländern, in denen der Fußball einen noch größeren Stellenwert genießt. In Frankreich etwa bedeutet das für die L’Equipe, die größte Sporttageszeitung des Landes, auszurücken und über alle 24 Teams ausführlich zu berichten. Das Medienhaus hat neben dem umfangreichen Online-Auftritt und einem TV-Kanal eine gedruckte Auflage von 207.000 Stück pro Tag.
L’Equipe heißt „Die Mannschaft“, und eine solche stellt man dort auch. Und zwar keine kleine. „Wir haben 45 hauptamtliche Redakteure, die sich nur um Fußball kümmern“, sagt einer von ihnen. Sébastien Buron ist seit 2007 im Team. Sein Bürosessel steht in Boulogne-biIllancourt außerhalb von Paris und bei dieser EM tut er hauptsächlich eines: Er berichtet über das österreichische Team. „Mein Chef hat mich im März 2020 darüber informiert, vor ein paar Monaten habe ich dann begonnen, zu recherchieren.“
Während der vergangenen Saison in der französischen Ligue 1 war Buron mit der Berichterstattung über den FCO Dijon betraut. Der Klub musste am Ende der Saison absteigen. Wo er nächste Saison seinen Senf dazu gibt, weiß er noch nicht. Jetzt tut er das jedenfalls bei den Österreichern. Wie man in Frankreich den Aufstieg des ÖFB-Teams beurteilt? „Österreich hat einen interessanten Mix aus jungen und erfahrenen Spielern, dass 21 von 26 in der deutschen Bundesliga spielen, beweist, welches Talent hier auch vorhanden ist.“
Buron traut dem ÖFB-Team auch zu, sich trotz des misslungenen Starts in die Qualifikation noch das Ticket für die WM 2022 in Katar zu lösen. „Die Erfahrungen, die sie hier bei der EURO als Mannschaft machen mit dem Aufstieg in die K.o.-Runde, werden dafür noch sehr hilfreich sein. Ich bin gespannt, wozu es diese talentierte Mannschaft in den nächsten Jahren noch bringen kann.“ Nachsatz: „Und wie sie mit ihrem Pressing-Stil vom Ukraine-Spiel auch größere Teams fordern können.“
Für das Spiel gegen die Italiener macht Buron den österreichischen Fans Mut: "Italien ist seit 30 Spielen ungeschlagen, aber je länger so eine Serie andauert, desto näher kommt sie auch ihrem Ende. Österreich hat mit seinem starken Pressing die Möglichkeit, bei der Squadra Azzurra für Troubles zu sorgen. Der Schlüssel wird sein, das starke Mittelfeld mit Verratti, Jorginho und Locatelli nicht spielen zu lassen."