Vaduz-Legionär Sutter vor Europacup: "Unter Druck steht nur Rapid"
Von Christoph Geiler
Nein, Fürst Hans-Adam II. hat auf Schloss Vaduz nicht freudetrunken die Vereinsflagge des FCV hissen lassen. Es gab am vergangenen Donnerstag im Fürstentum auch keinen Autokorso, und es ist auch nichts überliefert, dass das gesellschaftliche Leben stillgestanden wäre.
Der sensationelle Aufstieg ins Play-off der Conference League, in dem am Donnerstag der SK Rapid wartet, der größte internationale Erfolg in der Vereinsgeschichte des FC Vaduz, wurde in Liechtenstein fast stillschweigend hingenommen. Nicht nur in den Banken scheint im Fürstentum Diskretion über alles zu gehen. „Richtige Euphorie wird es hier wahrscheinlich nie geben“, sinniert Manuel Sutter. „In Liechtenstein ist es halt immer speziell.“
Nur Auswärtsspiele
Der Vorarlberger geht gerade in seine siebente Saison mit dem FC Vaduz und er könnte sich nicht daran erinnern, dass er und seine Kollegen im Rheinpark-Stadion je einmal richtigen Heimvorteil genossen hätten. Selbst in den zwei Saisonen in der Schweizer Super League fremdelten die Liechtensteiner mit ihrem Team. „Wir haben praktisch immer nur Auswärtsspiele“, sagt der 31-jährige Angreifer, „aber ich bin grundsätzlich extrem froh, wenn ich vor vielen Leuten spielen darf. Deswegen freue ich mich auch so auf Rapid.“
Und ein bisschen ist das ja auch das Erfolgsgeheimnis dieses FC Vaduz. Der Verein wirkt auf den ersten Blick kleiner, als er tatsächlich ist. Die Fußballer aus dem Fürstentum machen es sich zunutze, dass so mancher Europacup-Gegner im FC Vaduz ein Glückslos wittert. In der letzten Runde erlebte der türkische Vertreter Konyaspor (Kaderwert immerhin 47 Millionen Euro) ein böses Erwachen und schied nach einem 1:1 in Liechtenstein mit einer 2:4-Heimniederlage sang- und klanglos aus.
Überraschungseffekt
Ein Tor zum Sensationssieg steuerte auch Manuel Sutter bei, und der 31-Jährige hat auf dem Spielfeld mitbekommen, dass der türkische Gegner von der forschen Spielweise des FC Vaduz auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Nach dem Motto: Was, bitteschön, soll gegen den Neunten der zweithöchsten Schweizer Liga schon passieren? „Viele denken sich: Jaja, das schaffen wir schon gegen einen Zweitligisten. Und dann sind sie überrascht, wie wir auftreten.“
Dabei beherzigen die Vaduzer Spieler einfach nur das Motto, das ihnen die Betreuer mit auf den Weg geben. „Vor Europacup-Spielen heißt es immer nur: ,Viel Glück, genießt es einfach. Und schaut, dass ihr nicht zu viele Gegentore kriegt‘“, berichtet Manuel Sutter.
Der Dornbirner ist überzeugt, dass diese Lockerheit auch im Duell mit Rapid der Vaduzer Trumpf sein könnte. „Wir haben bereits Geschichte geschrieben. Unter Druck steht nur Rapid. Die dürfen gegen uns eigentlich nicht ausscheiden“, weiß Sutter. „Für uns sind diese zwei Partien ein Zuckerl.“
Die Prioritäten des FC Vaduz liegen ganz woanders: In der kommenden Saison wird die Super League von zehn auf zwölf Teams aufgestockt, der Klub aus dem Fürstentum will sich langfristig in der höchsten Schweizer Liga etablieren. „Für uns als Verein wäre der Aufstieg in die Super League wichtiger als der Einzug in die Conference League“, erklärt Sutter.
Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Rapid am Donnerstag (20 Uhr) im Rheinpark-Stadion ein leichtes Spiel hätte. Wie meint Manuel Sutter doch gleich: „Wir können ein richtig unangenehmer Gegner sein.“