UEFA-Präsident Ceferin: "Ich soll zu Kim Jong-un geworden sein?"
Am Donnerstag will Aleksander Ceferin eine Statutenänderung beschließen lassen, um weitere vier Jahre UEFA-Präsident bleiben zu können. Der Slowene will beim Kongress in Paris die Regel konkretisieren lassen, laut der ein Verbandschef nur für drei Amtszeiten diese Funktion ausüben darf.
Ceferin selbst hatte die Amtszeitbeschränkung nach seiner Wahl 2016 eingeführt, will aber 2027 nochmals kandidieren, da seine erste Amtszeit nur die Restlaufzeit seines Vorgängers Michel Platini beendete, also keine volle Periode von vier Jahren umfasste. Der 56-Jährige könnte sich dann nochmals bis 2031 im Amt bestätigen lassen.
Nicht allen gefällt das – Zvonimir Boban etwa. Der war zuletzt Bereichsleiter Fußball bei der UEFA und davor Vize-Generalsekretär beim Weltverband FIFA. Der Kroate erkennt Parallelen zwischen Ceferin und dem umstrittenen FIFA-Boss Gianni Infantino. Der UEFA-Präsident, der für einige den integren Gegenpart zu Infantino verkörpert, strebe für Boban mit derselben Argumentation eine Verlängerung seiner Herrschaft an.
Kritik an Ceferins Vorgehen kommt von Experten
Professor Stephen Weatherill von der Universität Oxford sagte in der ARD-Sportschau zu Amtszeitbegrenzungen: „Sie sorgen dafür, dass neue Menschen mit frischen Ideen reinkommen. Und sie stellen sicher, dass Verbände nicht immer autokratischer geführt werden, je länger die Führungsriege im Amt ist. Aber wir sehen: Viele Verbände bewegen sich in die andere Richtung.“
Ganz klar gegen das Ansinnen ist Antikorruptionsexperte Professor Mark Pieth von der Universität Basel: „Ich habe bereits öffentlich gesagt, dass mich die Bemühungen von Präsidenten von internationalen Sport-Dachverbänden, ihre Amtszeit zu verlängern, stark an Putin erinnern würden. Das meine ich auch in Bezug auf die UEFA.“
Ceferin gefällt der Vergleich mit Autokraten und Diktatoren gar nicht. „Ich soll nun zu Kim Jong-un aus Nordkorea geworden sein?“, fragt der Jurist sarkastisch. Das Dokument mit den vorgeschlagenen Änderungen (darunter auch die Streichung der 19 UEFA-Kommissionen) soll als Ganzes zur Abstimmung gebracht werden. Über Einzelheiten zu diskutieren oder gar abzustimmen, dafür bräuchte es eine Mehrheit, die es aber kaum geben wird.