CL-Duell gegen Villarreal: Der FC Bayern kämpft gegen einen Fluch
Von Christoph Geiler
All jene Fans des FC Bayern, die nicht der Mia-san-Mia-Fraktion angehören, sondern eher für höhere Mächte und den Aberglauben empfänglich sind, müssen jetzt stark sein: Denn ihr Herzensverein wird nach dem 0:1 im Hinspiel heute im Viertelfinale der Champions League gegen Villarreal ausscheiden.
Geht gar nicht anders. Das liegt praktisch auf der Hand – und sogar schwarz auf weiß vor. Seit 2014 wurde der FC Bayern in der K.o.-Phase der Champions League noch ein jedes Mal ausgeknockt, wenn das Hinspiel verloren wurde.
Gleich sechs Mal bedeutete eine Niederlage im ersten Duell den Anfang vom Ende und als wäre das nicht schon ein schlechtes Omen genug: Fünf Mal kam der siegreiche Gegner aus La Liga.
Spanische Überraschung
Aber nicht nur diese Negativbilanz muss den Bayern spanisch vorkommen. Auch die jüngsten Leistungen waren nicht dazu angetan, um mit dem üblichen Urvertrauen und typischen Selbstverständnis des deutschen Rekordmeisters in das Rückspiel gegen den FC Villarreal zu gehen.
Das 1:0 am Samstag in der Liga gegen Augsburg fiel in die Kategorie Arbeitssieg, das Hinspiel gegen Villarreal vor einer Woche war überhaupt ein Offenbarungseid. Die Bayern wussten im Duell mit dem Außenseiter aus Spanien phasenweise nicht, wie ihnen geschah und hätten sich auch nicht beschweren dürfen, wenn die Niederlage höher ausgefallen wäre.
„Wir haben viele Fehler gemacht im Hinspiel“, weiß Julian Nagelsmann. Der Trainer des FC Bayern weiß allerdings auch: „Villarreal hat den Fehler gemacht, dass sie uns am Leben gelassen haben – und das sollten wir im Rückspiel bestrafen.“
Münchner Trotz
Nicht nur Nagelsmann erwartet sich eine Trotzreaktion. Torhüter und Kapitän Manuel Neuer fühlt sich nach der Enttäuschung im Hinspiel an der Bayern-Ehre gepackt. „Wenn wir so ein Spiel wie in Villarreal verlieren, dann ist mit uns nicht zu spaßen. Das wurmt uns.“
Und es seien genau diese Endspiele, obendrein in einer ausverkauften Allianz-Arena, in denen der Rekordmeister traditionell zu Glanztaten imstande ist. „Manchmal sind so ein besonderer Reiz und besonderer Druck nötig, um auch besondere Leistungen herauszukitzeln“, glaubt Trainer Julian Nagelsmann.
Londoner Träume
Dieser Spruch könnte auch aus dem Mund von Chelsea-Thomas Tuchel stammen. Wobei die Ausgangslage des Titelverteidigers im Viertelfinale um einiges schlechter ist. Die Londoner haben heute im Duell mit Real Madrid nicht nur keinen Heimvorteil, sie müssen obendrein ein 1:3 aus dem Hinspiel wettmachen.
Im ersten Aufeinandertreffen, dem 100. Champions League-Spiel von Real-Abwehrchef David Alaba, hatte Goalgetter Karim Benzema mit drei Toren die Weichen Richtung Aufstieg gestellt.
„Es ist unwahrscheinlich, aber es ist es wert, es zu versuchen“, sagt Chelsea-Coach Tuchel. „Es ist erlaubt zu träumen, manchmal ist es wichtig, sich Dinge vorzustellen und davon zu träumen.“