Sport/Fußball

Teamchef Foda sucht seinen Stamm

Eine erste kleine Niederlage haben die Österreicher schon vor dem Match gegen Russland (20.45 Uhr, live ORFeins, KURIER.at-Ticker) kassiert. Im Duell um die Heimkabine im Innsbrucker Tivolistadion hat der russische Teamchef Stanislaw Tschertschessow seine Tiroler Beziehungen spielen lassen und mit seiner Nationalmannschaft die größeren und komfortableren Umkleideräume seines ehemaligen Vereins Wacker Innsbruck bezogen. „Ich bin hier daheim“, meint der 54-Jährige, der in Rinn noch immer eine Wohnung besitzt.

Heimvorteil hin oder her, mit solchen Nebensächlichkeiten beschäftigt sich niemand im Lager der österreichischen Mannschaft. Es gilt der Fokus auf die eigene Performance, die Konzentration auf die Umsetzung der Vorgaben von Teamchef Franco Foda, alles in Blickrichtung UEFA-Nations-League, in der im Herbst Bosnien und Nordirland warten. „Wir werden nach diesen Partien sehen, wo wir stehen“, meint Marko Arnautovic. „Ich denke, dass wir nach der WM unseren nächsten Schritt setzen müssen“, ergänzt Kapitän Julian Baumgartlinger.

Wo die Reise irgendwann einmal hinführen soll, ist allen klar in der österreichischen Nationalmannschaft. „Dass man auf dem Platz sieht, dass wir aus der letzten WM-Qualifikation und aus unseren Fehlern gelernt haben“, erklärt Baumgartlinger. „Dass man sieht, dass wir stärker sind. Und stärker heißt: Spiele gewinnen, die wir vielleicht vor einiger Zeit noch verloren haben.“ Wie zum Beispiel bei der misslungenen EM 2016 in Frankreich oder zuletzt auch in der gescheiterten Qualifikation für die WM in Russland.

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Elementar wichtig

Auf dem Weg zu neuer Stärke sind die drei Testspiele gegen Russland, Deutschland (2.Juni) und Brasilien (10. Juni) willkommene Härtetests und wertvolle Reifeprüfungen. „Elementar wichtig“, nennt Baumgartlinger die Duelle mit den drei WM-Teilnehmern. „Diese Partien werden widerspiegeln, was uns in der EM-Qualifikation erwarten wird, vielleicht auch schon in der Nations League. Nämlich Gegner, die qualitativ höher anzusiedeln sind, die selbst gerne dominant Fußball spielen und die vom Tempo her das absolute Limit spielen.“

Worauf wird es nicht nur heute gegen Russland ankommen? Welche Vorgaben gibt Teamchef Franco Foda seinen Spielern mit? Und wie wollen die Österreicher dem WM-Gastgeber, dem Champion und dem Rekordweltmeister Paroli bieten?

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Mut

Auf den Gegner einzugehen ist das eine, sich aber nicht zu sehr dessen Spiel aufdrängen zu lassen das andere. „Ich denke nicht, dass wir in den drei Partien unseren Weg verlassen sollen und auch verlassen werden. Wir werden uns jedenfalls nicht nur hinten rein stellen“, sagt Baumgartlinger. Der Routinier ist selbst schon neugierig, wie sich das Team gegen die prominenten WM-Starter schlägt „ Schaffen wir es, auch einen eigenen Ballbesitz zu etablieren? Schaffen wir es sogar, einen dominanten Fußball zu spielen. Das wird spannend.“

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Unberechenbarkeit

Eines hat die kurze Amtszeit Fodas bereits gezeigt. Der Teamchef legt großen Wert darauf, dass sein Team für die Gegner schwerer auszurechnen ist als früher. „Wichtig ist, dass wir im Spiel zwei, drei Pläne haben, dass wir auf den Gegner schnell reagieren und uns verändern können. Wir müssen alle Facetten beherrschen“, fordert Foda. Kapitän Baumgartlinger begrüßt die Personalrotationen und die neue taktische Variabilität. „Diesen Balanceakt zwischen Flexibilität und beständigen Elementen sollten wir beibehalten.“

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Harmonie

Bei aller Unberechenbarkeit wird die Nationalmannschaft aber auch eine Form von Beständigkeit benötigen. Oder wie es Julian Baumgartlinger ausdrückt. „Für ein Nationalteam ist es wichtig, ein größeres Korsett zu haben, einen Stamm von Spielern, die sich kennen und die sich aufeinander verlassen können. Gerade wenn es um etwas geht, kann man dann nicht sagen: ,Wir haben Missverständnisse, deswegen hat es nicht funktioniert.’“ Mit David Alaba (Rücken- und Oberschenkelprobleme) wird gegen Russland heute voraussichtlich einer dieser Leader fehlen.