Sport/Fußball

Sturms Double-Feier: Eine Stadt, versunken in Schwarz-Weiß

Man sollte Schwarz-Weiß-Malereien gewöhnlich tunlichst unterlassen. Nur an diesem Pfingstmontag bebte eine ganze 300.000-Einwohner-Stadt. Sturm Graz wollte gemeinsam mit der Stadt Grazie sagen, sich bei den Fans bedanken.

Die Grazer zelebrierten das Double – und wie! Die Feierlichkeiten nach dieser erfolgreichsten Saison seit 1999 konzentrierten sich zwar auf den Hauptplatz, der aber schon bald gesperrt werden musste. Schon gegen 14 Uhr hieß es seitens der Sicherheitskräfte, nachdem bereits rund 15.000 Fans da waren: „Kein Durchkommen mehr!“ Also breiteten sich die in den Vereinsfarben schwarz-weiß gewandeten Massen fast auf die ganze Stadt aus, den besten Blick hatte man vom Schlossberg, wo fast eine Hundertschaft das Geschehen mit Abstand verfolgte und sogar alles hörte. „Da gibt es auch keine Drängerei“, sagte ein älterer Herr, der schon die Meistertitel 1998, 1999 und 2011 mitverfolgte.

Alle Inhalte anzeigen

Die Mannschaft kam durch, weil sie von hinten ins Rathaus stürmte. Und als ihr „Gazi“, der als Jusuf Gazibegovic in den Spielerlisten zu finden ist, den Meisterteller vom Rathaus aus den Fans präsentierte, gab es kein Halten mehr. Schlaue Fans hatten sich schon drei Stunden vor dem Start der Zelebrationen ein Platzerl gesichert. Und gesungen wurde mehr als 1969 in Woodstock.

Herbergsuche

Und auch bei den Fans, die am Sonntag beim 2:0-Sieg gegen Klagenfurt bis zur 69. Minute auf das erlösende 1:0 von Gregory Wüthrich warten mussten, gab es vor allem ein Thema: „Sportklub Sturm, wir brauchen eine Heimat.“

Sie alle müssen nach Klagenfurt reisen, um ihre Lieblinge ab September in der neuen Champions League zu sehen, weil das Liebenauer Stadion dafür nicht tauglich ist. Darauf wies auch Präsident Christian Jauk beim Empfang von Bürgermeisterin Elke Kahr hin. „Der Verein hat für eine Euphorie im Lande gesorgt und mehr bewegt, als alles andere. Ich wünsche mir, dass das Rathaus viel von dieser Euphorie aufnimmt“, sagte Jauk während die Spieler (einer hatte noch sein Match-Trikot vom Sonntag an) im Baumkirchner-Saal jubelten. Der Banker präsentierte der Stadtspitze auch Zahlen. „Klagenfurt freut sich auf uns, weil wir pro Match für eine Wertschöpfung von zwei Millionen Euro sorgen.“

Magisches Dreieck

Da ein Sportminister nicht einfach nur so vorbeischaut, durfte er eine in diesem Fall sehr launige Rede halten. Und Werner Kogler gebar die Idee eines interessanten Vergleichs. „Beim letzten Double-Gewinn 1999 gab es Ivica Vastic, Mario Haas und Hannes Reinmayr. Das neue magische Dreieck heißt Christian Jauk, Sportchef Andreas Schicker und Trainer Christian Ilzer. Ich wünsche mir, dass man bei anderen Vereinen auch so zusammenwächst“, sagte der Steirer Kogler, der schon vom Vater die Nähe zu Sturm in die Wiege gelegt bekam.

Alle Inhalte anzeigen

Dann durfte sich das Team wie im Vorjahr ins Goldene Buch der Stadt Graz eintragen – und endlich weiterfeiern. „So oft holt man das Double nicht, auch am Sonntag wurde es spät“, sagte Schicker, der beim deutschen Bundesligisten Hoffenheim hoch im Kurs steht.

Jetzt zählt einmal nur der Meistertitel. Als dies das erste Mal hätte passieren sollen, war der 37-jährige Schicker noch nicht Teil der Welt. 1981 schrieben die White Stars den Song: „SK Sturm ist neuer Meister“. Damals zerstörte eine Niederlage gegen Rapid alle Träume. Nun durften die ergrauten White Stars diesen Song nachbringen. Der Applaus, den die Spieler auf der Bühne erhielten, war gewiss noch ein bisschen euphorischer.