So viel Pep steckt in Guardiola
Pep Guardiola gilt als Philosoph, Popstar und Sinnbild neuer Männlichkeit. Der Fußball-Lehrer macht sich aber rar. Fototermine genehmigt er nur in Ausnahmefällen. Er gibt Pressekonferenzen, aber seit fünf Jahren keine Interviews. Der Meister der Selbstverknappung hielt vor seinem Amtsantritt in München in Bogota und Buenos Aires Vorträge. Dabei sagte er, dass er nur gestohlen habe, was er in seinem Beruf für wichtig erachtet habe. Er habe es in einen Häcksler geworfen und einen Mix gemacht. „Der befindet sich nun in meinem Kopf.“
Was befindet sich nun in dem kahlen Köpfchen? Wie denkt er? Wen mag er?
Der Literat
Pep hatte in Miquel Martí i Pol eine Vaterfigur gefunden. Der Dichter war schon schwer von einer Multiplen Sklerose gezeichnet und starb 2003 mit 74 Jahren. In der Kabine las Guardiola seinen Spielern die Gedichte des bedeutenden katalanischen Schriftstellers vor. Die beiden schrieben einander lange Briefe. Seinen zweiten Gedichtband, das „Buch der Einsamkeiten“, widmete Martí i Pol dem jungen Freund und dessen Frau. Einer der ersten Menschen, die er über seinen Wechsel nach Deutschland informierte, war Martí i Pols Witwe, Montserrat Sans.
Großes Kino
Ecken und Kant
Gute Noten
Familienbande
Der Kampf
Guardiola wechselte als Spieler zu Brescia nach Italien. Im Oktober 2001 wurden Spuren von Nandrolon nachgewiesen. Der italienische Verband sperrte ihn für vier Monate, 2005 wurde er zu einer Haftstrafe von sieben Monaten verurteilt. „Ein Apparat behauptet, ich habe Nandrolon genommen, aber das habe ich nie getan“, beteuerte er. Ein Arzt bewies später in einem Gutachten, dass Guardiola unter dem Gilbert-Syndrom leidet und sein Körper selbst Nandrolon produziert. Guardiola ging in Berufung und wurde im Jahr 2009 freigesprochen. In einem Vorwort schrieb Guardiola: „Das war der größte Titel. Nie mehr wieder werde ich einen so wichtigen gewinnen.“
Die Inspiration
1996 – Guardiola war 25, Juanma Lillo 30 Jahre und Oviedo-Trainer – bat der Spieler den jungen Trainer um ein Gespräch, weil er von der Spielanlage von Lillos Mannschaften begeistert war. Schon ein Jahr zuvor war Guardiola Salamanca unter der Leitung von Lillo ins Auge gestochen. Die letzte Station als Spieler absolvierte Guardiola bei einem kleinen Klub in Mexiko, weil Lillo dort Trainer war. 2010 gewann Guardiolas Barça gegen Almeria 8:0, Lillo verlor seinen Trainerjob und ist seither nur noch TV-Analytiker.
Der politische Kopf
Geschmackssache
Er war 1990 einer der ersten Fußballer, der für einen Designer, Toni Miró, auf den Laufsteg ging. „In seinem Kleidungsstil an der Seitenlinie findet sich ebenso viel Kreativität wie zu seiner Zeit im Mittelfeld“, schreibt eine Kritikerin. Und weiter: „Neben dem Anzug-Look trägt er öfter schmale Cardigans oder dünne, farbige Pullover zu Hemd und Krawatte. Im Winter darf es ruhig ein grauer Mantel oder eine auffällige Lederjacke sein.“ Ironie der Geschichte: In Brescia machten sich die Italiener lustig über seinen Stil. Ex-Kollege Filippini: „Sich so hässlich anzuziehen, galt in Italien als Todsünde. Wir haben ihm regelmäßig die Klamotten versteckt. Aus Grauen.“