Sechs Trainer in zweieinhalb Jahren: Hertha BSC sucht Nummer sieben
Der deutsche Bundesligist Hertha BSC hat sich nach der 0:2-Niederlage bei Borussia Mönchengladbach von Cheftrainer Tayfun Korkut getrennt. Nach fünf Niederlagen in Folge und dem Absturz auf den 17. Tabellenplatz muss der 47-Jährige gehen. Anders als in den vergangenen Wochen, als die Verantwortlichen um Korkut und Geschäftsführer Fredi Bobic trotz schlechter Ergebnisse auf die guten Phasen im Spiel der Hertha verwiesen, war dies nach dem Auftritt gegen Gladbach nicht mehr möglich.
„Zunächst einmal möchte ich mich bei Tayfun Korkut und seinem Assistenten Ilija Aračić für ihren Einsatz für Hertha BSC seit November bedanken. Nach verheißungsvollem Start mit sieben Punkten aus den ersten vier Spielen und positivem Trend, haben wir nun offen und klar die Entwicklung der Leistungen und Ergebnisse der neun Rückrundenspiele analysiert und sind zu dem Entschluss gekommen, eine nochmalige Veränderung auf der Trainerposition vorzunehmen“, wurde Bobic am Sonntag in einer Pressemitteilung zitiert.
Wer die Berliner nun im Saisonendspurt retten soll ist noch unklar. „Über die Nachfolge auf dieser Position werden wir informieren, sobald diese Personalie abschließend geklärt ist“, hieß es in der Hertha-Mitteilung. Am kommenden Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist die TSG 1899 Hoffenheim der nächste Berliner Gegner. Nach der folgenden Länderspielpause heißen die Kontrahenten Bayer Leverkusen und Union Berlin, bevor es in einem Dreierpack gegen Abstiegskonkurrenten FC Augsburg, VfB Stuttgart und Arminia Bielefeld geht.
Stark begonnen, stark nachgelassen
Korkut war erst Ende November Nachfolger von Vereinslegende Pal Dardai auf dem Cheftrainerposten des Hauptstadtklubs geworden. Nur in 14 Pflichtspielen betreute er die Berliner. Nachdem das Team aus den ersten vier Ligaspielen unter Korkut immerhin sieben Punkte geholt hatte, darunter ein überzeugender 3:2-Sieg gegen den Tabellenzweiten aus Dortmund, ging es im neuen Jahr stetig bergab.
In der Bundesliga blieb man neun Mal in Folge ohne Sieg, dazu kam das bittere Ausscheiden im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen den Stadtrivalen Union Berlin (2:3). In der Rückrunde stehen für die Alte Dame nur zwei Punkte und 6:25 Tore zu Buche.
Mehr als drei Jahre nach dessen letztem Kurzzeit-Engagement beim VfB Stuttgart sollte der 47-jährige Korkut den zwischen grauem Mittelmaß und akuter Abstiegsnot stagnierenden Fußball-Bundesligisten bis zum Saisonende zumindest aus der unteren Tabellenhälfte führen. Dieses Ansinnen von Bobic misslang gründlich.
Unter Druck
Die Stimmung um den Verein war in den letzten Wochen sehr angespannt. Nach der Derby-Niederlage im DFB-Pokal hatten Fans das Mannschaftstraining gestört. Die Entscheidung zur Trennung erhöht nun auch den Druck auf Bobic, der Korkut geholt hatte und sich in den knapp zehn Monaten seiner Amtszeit nun schon vom zweiten Trainer trennte.
Nicht nur ergebnistechnisch, sondern auch spielerische Fortschritte gab es im Vergleich zu Dardais zweiter Amtszeit nur bedingt. Den weiter hohen Ansprüchen des von Investor Lars Windhorst zum „Big-City-Club“ erklärten Vereins hinkt die Hertha auch in dieser Saison konstant hinterher. Der Konflikt mit Windhorst, der nach mehr Mitspracherecht strebt wird mittlerweile öffentlich ausgetragen. Der Club verschliss in den vergangenen gut zweieinhalb Jahren in Ante Covic, Jürgen Klinsmann, Alexander Nouri, Bruno Labbadia, Pal Dardai und nun Korkut gleich sechs Trainer.
Im Winter-Transferfenster hatte die Hertha auch wegen der finanziellen Auswirkungen der Corona-Krise nur wenig Geld in die Hand genommen. Dazu kam ein massiver Corona-Ausbruch im Team und Verletzungspech.