Sport/Fußball

"Auf Beweise folgen drastische Strafen"

Dominique Taboga verhandelte im Frühjahr 2012 mit Grödig und St. Pölten über einen Vertrag für die Saison 2012/’13. Obwohl die beiden damaligen Zweitligisten ähnliche Gehälter boten, entschied sich der gebürtige St. Pöltner Taboga gegen den Verein seiner Heimat und für einen Umzug nach Salzburg zum späteren Aufsteiger. Begründung: In Grödig soll es eine fünfstellige Summe als Einmalzahlung für die Unterschrift vor Saisonbeginn gegeben haben.

Legitim, sofern der Bonus gemeldet und versteuert wurde. Dominique Taboga behauptete in seinem Interview auf ServusTV allerdings das Gegenteil (siehe unten). Der geständige Wettbetrüger machte Tabula rasa – es gilt für alle Genannten die Unschuldsvermutung. Während bei den Spielmanipulationen die Ex-Mitspieler Kuljic und Lamprecht neben Taboga die Schlüsselfiguren gewesen sein sollen, belastete der 31-Jährige in Bezug auf nicht gemeldete Einnahmen alle Ex-Arbeitgeber aus Österreich. Nur in Norwegen (bei Tromsö) blieb Schwarzgeld ein Fremdwort – bei Grödig, wie auch davor bei Kapfenberg und bei (dem Ex-Profiverein) Leoben soll es hingegen Schwarzgeldzahlungen gegeben haben: "Sprich, das Wohnungsgeld wurde schwarz ausbezahlt, oder es wurde eine Einmalzahlung vor dem Saisonstart ausgemacht und ausbezahlt."

Starker Tobak.

Sollte es stimmen, ein klarer Verstoß gegen die Lizenzbestimmungen. Allerdings sei an dieser Stelle erwähnt, dass Taboga bei seinen ersten Einvernahmen zur angezeigten Erpressung durch die Wettmafia falsche Aussagen machte, wie er nun zugibt. Grödig-Manager Christian Haas weist die Anschuldigungen empört von sich.

Kapfenberger Ärger

Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs (der zuletzt auch zum Vizepräsidenten der Bundesliga gewählt wurde) verweist im KURIER-Gespräch darauf, dass er "nicht für die Lohnverrechnung zuständig ist", hat sich aber informiert: "Taboga hat in einer Saison 65.000 Euro brutto verdient. Auch seine Frau war halbtags bei uns angestellt." Hat es nebenbei Schwarzgeldzahlungen gegeben? "Für mich war alles korrekt. Taboga will andere mitreinziehen."

Dass der Zweitligist allerdings schon Erklärungsbedarf hatte, zeigt eine Strafe vom November 2012: "Wegen Verstößen gegen Lizenzbestimmungen betreffend Spielerverträge" wurden 17.000 Euro an die Bundesliga überwiesen.

Grödig und Kapfenberg wurden von der Liga Freitagmittag zu schriftlichen Stellungnahmen aufgefordert. Wie es in der "Causa Schwarzgeld" weitergeht, beantworten die beiden Bundesliga-Vorstände Christian Ebenbauer und Reinhard Herovits im KURIER-Gespräch.

Wie geht die Liga vor? "Die Klubs sollen unmittelbar Stellung nehmen, dann ist der Senat 5 mit der Bewertung zuständig. Die nächste Sitzung gibt es schon kommende Woche", erklärt Herovits.

Welche Rolle spielt noch Taboga? Seit 2007 müssen die Klubs und jeder Spieler bestätigen, dass es nur einen Vertrag, keine Nebenvereinbarungen oder Absprachen gibt. Da Tabogas Aussagen über erhaltene Schwarzgelder im Widerspruch zu der bei der Bundesliga schriftlich abgegebenen Bestätigung steht, wurde auch er zu einer Stellungnahme aufgefordert. Drohen könnte ihm zusätzlich zur lebenslangen Sperre, "maximal noch eine Geldstrafe", weiß Herovits.

Können durch die Lizenzierung Schwarzgeld-Zahlungen verhindert werden?

"Auch wenn die Lizenzierung streng ist, gibt es immer kriminelle Möglichkeiten, ein System zu umgehen", meint Lizenzexperte Herovits, der darauf hinweist, "dass die Schattenwirtschaft weder Fußball-, noch Österreich-spezifisch ist".

Werden Spieler von "Schwarzgeld-Vereinen" eher zum Ziel der Wettmafia?

"Wenn ein Spieler bereit ist, Schwarzgeldzahlungen zu akzeptieren, ist er eher bereit, über Manipulationen zu reden als ein Spieler, der nie Geld unter dem Tisch nehmen würde", sagt Ebenbauer.

Taboga hat Kapfenberg im Sommer 2012 verlassen. Könnte der Klub auch rückwirkend für Schwarzgeldzahlungen bestraft werden?

Ja, das ist möglich, wie die Bundesliga im Frühjahr 2013 beim FC Lustenau (Zwangsabstieg nach Lizenzverstößen) bewiesen hat.

Welche Sanktionen sind für die Klubs möglich?

"Wenn es schwarze Schafe geben sollte, schadet das der Liga massiv. Auf Beweise folgen drastische Strafen", kündigt Herovits an. Mögliche Konsequenzen: von Geldstrafen, über Punkteabzüge bis zum Zwangsabstieg.

Also bei allen österreichischen Vereinen, bei denen ich tätig war, also bei Leoben, Kapfenberg, Grödig, hat es keine Schwarzgeldverträge gegeben, aber es hat Schwarzgeldzahlungen gegeben. Sprich das Wohnungsgeld wurde schwarz ausbezahlt oder es wurde eine Einmalzahlung vor dem Saisonstart ausgemacht und ausbezahlt. Das einzige Mal, wo ich alles offiziell ausbezahlt bekommen habe, war damals in Norwegen. Da ist alles rein abgelaufen. Schwarzgeldzahlungen sind in Österreich gang und gäbe. Ich sage einmal: Solange man das ganze Geld bekommt, nimmt man das auch gerne in Kauf."

Dominique Taboga auf ServusTV