Sport/Fußball

Rapids Motto für das Duell mit Gent: „Charakter schlägt Qualität“

Die Vorbereitung auf das Spiel bei Lok Zagreb war die ungewöhnlichste in der Europacup-Geschichte von Rapid. Gibt es noch eine Steigerung? Ja, gleich in der nächsten, der dritten Runde der Qualifikation zur Champions League.

Wieder wurde die gesamte Reisegruppe auf Corona getestet, sowohl beim Flug als auch im Hotel werden die Hütteldorfer abgeschottet, um vor dem Geisterspiel keine Infizierungen zu riskieren. „Durch die steigende Zahl an Corona-Fällen müssen alle im privaten Bereich besonders aufpassen. Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass in Wien alle negativ getestet wurden. Den Ablauf sind wir gewohnt und über Gent haben wir viele Informationen gesammelt“, meint Rapid-Sportdirektor Zoran Barisic.

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Und trotzdem wurden die Rapidler vor dem Duell überrascht: Belgiens Vizemeister schickte zur Pressekonferenz nicht Laszlo Bölöni. Denn der Rumäne ist nach nur 25 Tagen oder drei Spielen seinen Trainerjob los. „Während meiner Zeit als Vorsitzender habe ich selten einen solchen Widerstand vonseiten der Fans und auch der Spieler gespürt“, gestand Klubchef Michael Louwagie. Bereits vor einer Woche hatte Star-Stürmer Jaremtschuk beklagt, dass mit dem erst nach Runde zwei verpflichteten Trainer die Offensivkraft verloren gegangen sei.

Assistenztrainer Wim De Decker übernimmt und soll ab 20.30 Uhr den in Gent fix eingeplanten Aufstieg ins Play-off realisieren. Der 38-Jährige war übrigens bis Sommer schon in Antwerpen unter Bölöni als Co tätig. Ob De Decker nach der Revolte trotzdem alles umkrempeln wird und auf die Wünsche des Spielerrats hören wird?

Die Vorbereitung für Rapid wird jedenfalls schwieriger. Nicht nur, weil Kapitän Odjidja-Ofoe nach einem positiven Covid-Test sein Comeback als Taktgeber geben will. Die zuletzt enttäuschenden Stars stehen in der Pflicht und werden wohl laufen wie schon lange nicht.

Wie die Musketiere

Ob mit Trainer-Effekt oder ohne, Barisic sieht in der Geschlossenheit der Hütteldorfer den vielleicht entscheidenden Vorteil: „Gent hat sich noch nicht so gefunden wie im Vorjahr. Viele von ihnen haben die Qualität, um das Spiel zu entscheiden, aber ein zusammen geschweißtes Team ist das nicht.“ Der 50-jährige Wiener betont einen alten Leitsatz von ihm: „Charakter und Mentalität schlägt Qualität. Bei uns ist der Geist in der Mannschaft wirklich top. Jeder ist für jeden da.“

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Entwickelt hat sich dieser Zusammenhalt seit einem Jahr, verstärkt wurde der Effekt durch die Corona-Krise. „Die Spieler haben weiter an den Verein geglaubt und sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Der Charakter dieses Kaders ist top. Ich habe bald gewusst: Das wird etwas Gutes.“

Mitgenommen wurden im 20-Mann-Kader der wieder fitte Barac (statt Alar) und Außenverteidiger Sulzbacher von Rapid II, weil Schick angeschlagen ausfällt.

Mit Mut dagegen halten

Trainer Didi Kühbauer betont, dass das robuste Spiel der physisch starken Belgier zum Schlüsselfaktor wird. Das könnte bedeuten, dass (wie bei den Siegen gegen LASK) mit einer Dreierkette und Aufräumer Grahovac dagegen gehalten wird. Barisic meint: „Wir dürfen uns vom Tempo nicht überraschen lassen und müssen mutig sein.“

Die UEFA, ansonsten schnell mit der Veröffentlichung des Prämienschlüssels, hat heuer nur die Vereine informiert: Die übliche Erhöhung wurde ausgesetzt, aber die Zahlen aus dem Vorjahr werden für die laufende Europacup-Saison übernommen. „Die fünf Millionen extra für den Sieg wären eine riesengroße Hilfe. Die Chance auf die Champions League wäre sportlich wie wirtschaftlich ein Traum.“

Dass es nach einem Aufstieg keine Verkäufe geben würde, will Barisic aber nicht ankündigen: „Das trau’ ich mir in Zeiten wie diesen nicht zu versprechen.“