Rapid-Sportdirektor Barisic: Eine Rückkehr mit Risiko
Von Alexander Huber
Diese Nummer zeigt die Verbindung: Zoran Barisic hat sie nie gewechselt.
Auch nach der Trennung im Juni 2016 war der Ex-Trainer auf seinem Handy unter der Rapid-Nummer zu erreichen. Der Verein hat sie dem 48-Jährigen nie weggenommen – vielleicht ein Zeichen dafür, dass bereits der Abschied nach einem (verlorenen) Machtkampf gegen den damaligen Sportdirektor Andreas Müller mit schlechtem Gewissen verbunden war. Zoran Barisic hatte aber auch nie etwas dagegen, mit einer grün-weißen Nummer verbunden zu sein – auf jeden Fall ein Zeichen der besonderen Beziehung des Wieners zu seinem Stammverein.
Ab sofort ist Zoran Barisic auch wieder für Rapid-Themen zu sprechen. In den vergangenen Monaten hatte er es tunlichst vermieden, auch nur irgendetwas über seinen Herzensverein zu sagen. Kein Wort sollte die mögliche Rückkehr gefährden.
Start am Montag
Seit Donnerstag, 17 Uhr, ist es offiziell: Barisic wird als Nachfolger von Fredy Bickel neuer Geschäftsführer Sport, üblicherweise Sportdirektor genannt. Freitagmittag folgt die Präsentation, ab Montag ist Barisic im Amt, der Vertrag läuft bis Sommer 2022. „Im Rückblick ist mir bewusst geworden, dass Zoran Barisic bereits als Cheftrainer wie ein Sportdirektor an seine Aufgabe herangegangen ist. Er hatte schon damals das große Ganze im Blick“, betont Präsident Michael Krammer.
Sein Zerwürfnis mit Barisic hatte der scheidende Präsident als „größten Fehler“ seiner Amtszeit bezeichnet. In vielen Gesprächen – in denen es vergangenes Jahr auch um den Trainerposten ging – kam es zur Versöhnung. Zur Rückkehr kam es auch wegen Präsidentschaftskandidat Martin Bruckner. Der Mann für die Zahlen gilt als größter Barisic-Fan im Verein. Es wird betont, dass auch Beirat Josef Hickersberger beim Hearing von Barisic als Sportdirektor überzeugt war.
Nach Nachwuchsspieler, Profi, Co-, Individual-, Interims-, Amateure- und Cheftrainer ist es seine achte Position im Verein. „Für mich beginnt ein neuer Lebensabschnitt bei meiner großen fußballerischen Liebe. Kurzfristig hat die Zusammensetzung eines schlagkräftigen Kaders oberste Priorität“, meint Barisic, dem dezidiert aufgetragen wird, „eine vereinsübergreifende moderne Spielphilosophie zu etablieren“. Als Anhaltspunkte dafür nennt Krammer die „Rapid-Kernattribute angriffslustig, dynamisch, mutig und selbstbewusst mit direktem Weg zum Ziel“. Außerdem soll allen Spielern ein „Wertegerüst“ vermittelt werden.
Offene Fragen
Trotz allem stellen sich einige Fragen: Wie gut und schnell macht Barisic die fehlende Erfahrung auf dieser Schlüsselposition weg?
Ist die Aufgabe für eine Person, sofern (wie bei Barisic) echtes Interesse am Nachwuchs da ist, überhaupt noch ohne Überforderung zu bewältigen? Die angedachte Doppellösung mit Helmut Schulte als Sportvorstand und Barisic als Sportdirektor hätte Sinn gemacht, der deutsche Routinier bleibt aber lieber in Stuttgart.
Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit seinem engen Freund Didi Kühbauer, dem Barisic nominell übergeordnet ist? Das Vorurteil, dass Kühbauer als Trainer defensiv denken würde, ist mittlerweile durch die Spielweise von Rapid widerlegt. Allerdings setzt Kühbauer – auch bei den aktuell geplanten Transfers – verstärkt auf Stabilität und Geradlinigkeit, während Barisic mit seinem Faible für Ballbesitzfußball bisher mehr auf die Feinmechaniker gebaut hat.
Und dann bleibt die Frage: Was passiert, wenn Bruckner im November nicht als Präsident gewählt wird? Unter den möglichen Alternativkandidaten ist mit dem nächsten Umbruch zu rechnen.