Pro und Contra: Ist die Bundesliga attraktiver geworden?
Es war eine aufreibende letzte Bundesliga-Woche im österreichischen Fußball. Drei Spiele innerhalb von nur sechs Tagen entschieden über den letzten Startplatz im Europacup. Sturm Graz durfte trotz einer Niederlage jubeln. Die Entscheidungsspiele hingen mit dem neuen Ligaformat zusammen: Nach 22 Runden wurde im Winter die neue Zwölferliga geteilt, die bis dahin eingespielten Punkte wurden halbiert.
Bis zuletzt wurde die Änderung des Formats kontrovers diskutiert - auch in der KURIER-Sportredaktion, wie dieses "Pro und Contra" beweist.
- PRO
Natürlich hat jede Reform noch immer Reformbedarf. Nicht alles ist gelungen beim neuen Modus, aber alles ist besser als Weiterwursteln, wie es vorher war.
Der Zwischensprint vor der Teilung der Liga brachte einen ersten Höhepunkt. Auch wenn es sportlich bedenklich ist, dass zwei Drittel der Meisterschaft durch die Punkteteilung nur halb so viel wert sind wie das letzte Drittel. Trotzdem wurde Salzburg wieder unangefochten Meister.
Spannender und kurios
Dennoch war für etliche Klubs der Zwischensprint hin zur 22. Runde ein zusätzlicher Ansporn. Auch wenn es nicht fairer als zuvor ist, spannender, kurioser und unterhaltsamer war es allemal. Für die unbeteiligten Zuschauer war es spannend, für die Fans nervenaufreibend, für die Trainer gefährlich. Auch für die Klubchefs, die vor und um diese Phase die erste Kündigungswelle rollen ließen. Acht von zwölf Trainern wurden ausgetauscht.
Danach ging es in der Meistergruppe um die Plätze eins bis fünf, um den Europacup. Zehn Runden Spannung, weil nur der Sechste leer ausgegangen ist.
Damit es in einem Abstiegs-Play-off nicht nur um den Kampf gegen den letzten Platz geht, taufte man das Ganze Qualifikationsgruppe. Es entwickelte sich ein Duell um Platz sieben und acht sowie ein Duell gegen den Abstieg. Die Play-off-Duelle waren letzte Woche ein letztes Highlight. Einzig die Terminisierung war unprofessionell, weil der Gegner des Fünften nur einen Tag Pause hatte.
- CONTRA
Die Popularität der Weltsportart Fußball hängt zu großen Teilen mit der Einfachheit des Spiels zusammen. Elf gegen elf, Spielzeit 90 Minuten. Wer mehr Tore schießt, gewinnt. Eine Meisterschaft besteht aus Hin- und Rückspielen, je nach Ligagröße spielen alle zwei oder vier Mal gegeneinander.
Das Geniale an diesem Spielformat ist, dass der Interessierte - sei es der Experte oder der Laie - mit nur einem Blick auf die Tabelle erkennen kann, wie es um einen Verein bestellt ist. Hat ein Klub noch Chancen auf den Titel? Darf ein Verein mit der Teilnahme am Europacup spekulieren?
Weder fair noch logisch
In der zu Ende gegangenen Saison traf Zweiteres noch bis zur vergangenen Woche auf den SV Mattersburg zu. Der Tabellen-Achte in der Zwölferliga schaffte es in die erste Phase des Play-offs um den letzten Europacup-Startplatz. Das ist weder fair noch logisch. Es ist langfristig kein gutes Zeichen, wenn die (künstlich erzeugte) Spannung zur Saisonmitte, als Punkte und Liga geteilt wurden - auf Kosten der Nachvollziehbarkeit geht.
Um eine Veränderung zu bewerten, braucht es Zeit. Eine einzige Saison ist zu wenig, um ein endgültiges Urteil zu fällen. Außer Zweifel steht freilich, dass für das Interesse an der unteren Tabellenhälfte die Teilnahme eines der größeren Klubs zwingend nötig ist. Heuer verirrte sich eben Rapid nach unten. Zudem gilt: Am Ende gewinnt sowieso immer Salzburg.