Spätberufener EM-Debütant: Die guten Seiten von Fixstarter Mwene
Wer beim Fußballspielen im Park oder Käfig „zwei Linke“ hat, der wird meist zuletzt gewählt oder hat gar kein Leiberl. Philipp Mwene muss sich diesbezüglich keine Sorgen machen. Als 30-jähriger Profikicker spielt er selten im Park. Und außerdem hat er zwei Rechte.
Auch deshalb ist er bei Ralf Rangnick gesetzt, wenn am Montag in Düsseldorf gegen Frankreich der EM-Auftakt bevorsteht. Der Legionär von Mainz 05 hat sich heimlich, still und leise auf der linken Abwehrseite zum Stammspieler gemausert im ÖFB-Team.
Weil dort immer wieder Not am Mann ist und weil er es kann, obwohl der rechte sein stärkerer Fuß ist. Wer schon einmal im vollen Lauf mit dem schwächeren Fuß versucht hat, eine Flanke zu schlagen, der weiß diese Qualität zu schätzen. Philipp Mwene hat sich längst daran gewöhnt. Auch bei seinem Klub sind Spieler mit starken Linken rar gesät.
Wenn man auf der „falschen“ Seite spielt, kann es schon einmal passieren, dass man umdenken muss während der Partie oder etwa im Spielaufbau anders in Stellung und Position geht, um den Ball schon mit dem ersten Kontakt auf den stärkeren Fuß zu bekommen. „Für mich ist es keine große Umstellung mehr, ich habe die ganze Saison in Mainz links gespielt und fühle mich auf beiden Seiten sehr wohl“, versichert der Wiener.
Wie es ist, einmal kein Leiberl zu haben, weiß er trotzdem. 2021 wurde er kurz vor der EM von Franco Foda in einen 30-Mann-Kader berufen. Als dieser vor Turnierstart auf 26 Spieler reduziert wurde, war der Traum für Philipp Mwene vorbei. Auch weil damals noch ein gewisser David Alaba auf der linken Seite verteidigte und Salzburg-Kapitän Andreas Ulmer ein verlässlicher Back-up war.
Nun wird Philipp Mwene zu einem spätberufenen EM-Debütanten. „Es hat länger gedauert, als ich mir erhofft hätte. Aber der Stolz und die Freude überwiegen und so kann ich dem Team jetzt auch schon mit ein wenig Erfahrung helfen“, sagt der Sohn eines Kenianers und einer Österreicherin.
Das Turnier lässt sich auch genießen für die Österreicher. Alle schwärmen sie von perfekten Bedingungen und einem wunderschönen Hotel im Berliner Nobelviertel Grunewald. Das Schlosshotel Berlin sei schon etwas Besonderes, so Mwene. „Da wäre es mit der Ehepartnerin auch sehr romantisch gewesen“, schmunzelt er. „Es ist so eingerichtet, dass man sich über Wochen wohlfühlen kann.“
Der ÖFB hat sich offenbar auch einiges einfallen lassen. Bilder und Zitate der Protagonisten aus der erfolgreichen EM-Qualifikation zieren die 100 Jahre alten Wände.
Vorfreude auf die Stars
Wieso also nicht während der nächsten Wochen ein paar Jubelbilder dazuhängen? Philipp Mwene kann es jedenfalls gar nicht erwarten, auf Stars wie Kylian Mbappé zu treffen. „Wir Verteidiger messen uns gerne mit den Besten der Welt. Schwierige Situationen wird es da auch einmal geben, wenn man einmal ausgespielt wird. Aber bei uns ist es so, dass wir uns wirklich sehr viel gegenseitig helfen und absichern.“
In der Tat hat das kollektive Verteidigen in den letzten Spielen gegen Serbien und die Schweiz funktioniert. Ob ganz hoch im Pressing, oder auch im tiefen Block um den eigenen Strafraum.
„Jeder weiß, dass es unsere Stärke ist, den Gegner weit vorne anzulaufen.“ Und dann gibt es nach Ballgewinnen durch den Rechtsfuß auf der linken Seite auch durchaus Vorteile, etwa wenn es darum geht, mit dem Ball am stärkeren Fuß in die Mitte oder in Richtung Tor zu ziehen.