Peter Stöger: "Das hättet ihr nicht gedacht"
Von Christoph Geiler
Den 28. März 2017 kann sich Peter Stöger schon einmal im Kalender rot anstreichen. An diesem Dienstag im Frühling wird er Geschichte schreiben – eine Erfolgsgeschichte, die wohl nur die wenigsten für möglich gehalten hätten, als der Wiener am 12. Juni 2013 sein Amt beim 1. FC Köln antrat. Bei jenem Verein also, der als Chaosklub und launische Diva verschrien war und der in den letzten Jahrzehnten nur beim Trainerverschleiß Bundesligaspitze war. "Wirklich gekannt hat mich ja keiner. Die Hoffnung war damals größer als der Glaube daran, dass es funktionieren kann", erinnert sich Stöger. "Ich bin sicher nicht als Heilsbringer angesehen worden."
Einen Aufstieg und zwei erfolgreiche Jahre in der Bundesliga später liegen die Kölner Fußballfans Peter Stöger regelrecht zu Füßen. Nach dem 3:1-Erfolg auf Schalke, mit dem der Traditionsklub in der Tabelle sogar zum Bayern-Jäger Nummer eins avancierte, geraten sogar einstige Skeptiker ins Schwärmen. "Stöger ist ein Glücksgriff, weil er die Mentalität lebt, die man in Köln braucht", sagt etwa Vereinslegende Pierre Littbarski. "Der Wahnsinn geht weiter", titelte der Kölner Express.
Lang, länger, Stöger
Aber warum passen Peter Stöger und der 1. FC Köln eigentlich so gut zusammen? Wieso kommt der Wiener in der Domstadt so gut an? Und wo soll das alles noch hinführen?
Der Erfolgscoach klärt im KURIER-Interview auf und spricht über ...
seinen Vertrag bis 2020 "Das ist ein großer Vertrauensvorschuss und in der heutigen Zeit nicht selbstverständlich. Wenn du so lange bei einem Verein bist, dann ist das schon eine Bestätigung, dass du einen guten Job machst. Da meine ich nicht nur das Trainerteam, sondern auch die Leute rundherum. Ich weiß, dass ich die Unterstützung habe, auch wenn’s vielleicht wieder einmal brenzligere Situationen geben sollte."
den Trainerjob in der Bundesliga "Was die Trainingsgestaltung betrifft, machen wir es wie vorher in Österreich. Die Zusammenarbeit mit Menschen ist überall gleich. Aber in Deutschland ist grundsätzlich viel mehr zu tun, wegen dem Drumherum. Mehr Medien, mehr Fans, mehr Interesse, das bedeutet auch mehr Druck. Man kann sich davon verrückt machen lassen. Aber ich reduziere es darauf, dass es immer noch ein Fußballspiel ist."
sein Leben in Köln "Die Stadt ist echt cool, man kann sich hier wohlfühlen. Du hast nie das Gefühl, dass du nicht akzeptiert wärst. Als FC-Trainer stehst du zwangsläufig in der Öffentlichkeit. Wenn ich ausgehe, dann weiß ich, dass ich nicht privat bin und 200 Selfies machen muss und mich die Leute anreden. Ich sage dann manchmal: ,Hey, das hättet ihr euch aber auch nicht gedacht, dass da ein Ösi drei Jahre Trainer ist.‘ Dann lachen alle."