Sport/Fußball

Der Fußball im Visier der Steuerfahnder

Die Panama Papers beherrschen seit der Enthüllung des gigantischen Projekts von fast vierhundert Investigativjournalisten die Medien. Politiker, Banker und Prominente aus aller Welt sollen in den Steuerflucht-Skandal verwickelt sein. Auf der Liste der Verdächtigen stehen auch Namen aus dem Sportbereich, darunter einige Weltklassegolfer oder Juan Damiani, ein Mitglied der FIFA-Ethikkommission.

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Er soll nach Informationen der weltweit im Verbund agierenden Investigativ-Journalisten drei im Zuge des FIFA-Skandals Angeklagten in Steueroasen zu Offshore-Firmen verholfen haben, über die unter dem Deckmantel unbekannter Inhaber möglicherweise Bestechungsgelder geflossen sind. Gegen ihn hat die Ethikkommission noch am Sonntagabend eine Untersuchung eingeleitet - weitere Details sickerten bisher nicht durch.

Der zweifellos bekannteste Sportler auf der langen Liste der Beschuldigten ist aber Lionel Messi: Der argentinische Superstar und sein Vater befinden sich schon länger im Visier der Steuerfahnder - Ende Mai müssen sich Lionel und Jorge Horacio Messi vor Gericht verantworten, 4,1 Millionen Euro sollen sie am Fiskus vorbeigeschleust haben.

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Die Bildrechte ins Steuerparadies abgetreten

Dass der Name Messi nun auch in Verbindung mit dem Panama-Skandal rund um Mossack Fonseca gebracht wird, dürfte die spanische Staatsanwaltschaft kaum gnädiger stimmen. In den Panama Papers wird Messi und seinem Vater vorgeworfen, eine Scheinfirma unter dem Namen Mega Star Enterprises gegründet zu haben - wenige Tage, nachdem in Spanien gegen die beiden Anklage erhoben wurde.

An diese Scheinfirma trat Messi laut der Süddeutschen Zeitung in der Folge seine Bildrechte ab. Die zahlreichen Einkünfte aus Werbedeals flossen so nicht an Messi selbst, sondern an Mega Star Enterprises im Steuerparadies von Panama. Solche Konstruktionen waren im Fußball - vor allem in Spanien - lange nicht unüblich, zumal die Behörden hin und wieder ein Auge zudrückten. Im Zuge der Finanzkrise änderte sich dieses Vorgehen jedoch, seither greifen die Steuerfahnder hart durch.

Die Liste der Beschuldigten ist lang

Im Vorfeld der Verhandlung Ende Mai fordert die Staatanwaltschaft sowohl für Messi als auch für seinen Vater Gefängnisstrafen. Im Falle einer Verurteilung drohen beiden bis zu 22 Monate Haft. Und dabei zeigten sich die Behörden noch gnädig - die Verhandlung findet erst nach dem Saisonende statt, Barcelona muss also zumindest in dieser Saison nicht um Messi zittern.

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Der Argentinier ist aber bei weitem nicht der einzige Beschuldigte aus Fußballkreisen: Ivan Zamorano aus Chile findet sich ebenso auf der Liste wie Messis Landsleute Gabriel Heinze und Leonardo Ulloa, der bei Leicester City Kapitän und Teamkollege von Christian Fuchs ist. Ihnen allen werden ähnliche Konstrukte vorgeworfen wie dem Barcelona-Star.

Aber auch Spitzenfunktionäre sind betroffen. Der gesperrte UEFA-Präsident Michel Platini soll sich der Dienste von Mossack Fonseca ebenso bedient haben wie der frühere FIFA-Generalsekretär Jerome Valcke. Die Anschuldigung, er habe sich über eine Scheinfirma auf den Cayman Islands eine Yacht gekauft, kommentierte der Franzose gegenüber dem Internationalen Konsortium der Investigativjournalisten ICIJ nicht: "Schreibt doch, was ihr wollt."

Doppelte Verträge als gängige Praxis

Über die geleakten Daten von Mossack Fonseca kamen die Investigativjournalisten auch auf den Fall von Darko Kovacevic. Der ehemalige serbische Nationalspieler stand 2006/2007 für Real Sociedad auf dem Platz und kassierte damals offiziell 2000 Euro pro Spiel. Laut ORF.at erhielt er im selben Zeitraum jedoch - über einen Zweitvertrag mit einer niederländischen Firma - fast anderthalb Millionen Euro. Bei Sociedad ist man sich keiner Schuld bewusst - es sei gängige Praxis, ausländische Spieler über ausländische Firmen zu bezahlen.

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Solche Doppelverträge sind im Fußball keine Seltenheit. Mit ein Grund dafür ist, dass in vielen europäischen Ländern Fußballvereine als eben das auftreten - als Vereine. Diese unterliegen rechtlich gesehen in der Regel weniger strengen Bilanzierungsauflagen. Im Sinne der Transparenz steht deshalb schon lange im Raum, dass Vereine, die in UEFA-Ligen aktiv sind, ihre Profikader in strenger überwachte Kapitalgesellschaften ausgliedern.