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Almer: "Nach Wanderjahren wieder daheim"

Robert Almer war verwirrt, als er nach Stegersbach kam. Da rückt der Torhüter in ein Team-Trainingslager ein, und er weiß tatsächlich schon, dass er in der kommenden Saison die Nummer 1 ist. Sogar, bei welchem Verein – der Wiener Austria. Deshalb ist er wieder nach Leopoldsdorf bei Wien gezogen, damit er es nicht weit zu seinem neuen Arbeitsplatz in Favoriten hat. "Es ist schön, wenn man nach den Wanderjahren wieder daheim ist und die Familie um sich hat. Und seine Leute nicht nur ein, zwei Mal im Jahr sieht."

Im Team war Robert Almer trotz fehlender Spielpraxis stets die Nummer 1 von Marcel Koller gewesen und blieb bei seinen Einsätzen auch ohne Fehl und Tadel, was die mutige Entscheidung des Schweizers rechtfertigte. Die Zeit wurde allerdings reif für einen Arbeitgeber, der ihm Woche für Woche die Handarbeit erlaubt. "In dieser Phase meiner Karriere hatte das oberste Priorität. Ich hätte es mir einfach machen und in Hannover die Nummer 2 bleiben können. Da hätte ich es mir gemütlich machen können."

Neue Ziele

Allein: Das wollte er nicht. Vor allem in Hinblick auf das Nationalteam und die EURO 2016 in Frankreich, die für Österreich in greifbare Nähe gerückt ist. "Es sind noch fünf Spiele zu absolvieren. Wir sind noch lange nicht qualifiziert, auch wenn das viele schon so sehen. Aber das ist typisch österreichisch."

Die Chance auf das Karriere-Highlight wollte sich der 31-Jährige nicht selbst wegen mangelnder Spielpraxis wegnehmen. "Meine Ziele sind für die kommende Saison klar: Mit der Austria wieder international zu spielen und mit dem Team zur EURO zu fahren."

Der Steirer kann selbst nur schwer erklären, wie man ohne Matchpraxis dennoch bei Teamspielen am Tag X seine beste Form aus den Handschuhen schüttelt.

Reine Kopfsache

"Das Tormanntraining ist eigentlich viel belastender als ein Match. Denn da bekommt man vielleicht 20 Schüsse und Flanken zu halten." Die Hauptrolle spielt wie so oft der Kopf, sprich: die Konzentrationsfähigkeit.

"Da ist der Tormann wie ein Einzelsportler. Ein Leichtathlet trainiert auch oft ein Jahr lang auf zwei, drei Events hin. Ich habe maximal zehn Länderspiele im Jahr." In der täglichen Arbeit feilt er an besagter Konzentration. "Auch bei Übungen im Training im kleinen Bereich. Da versuche ich, mich zehn Minuten voll zu fokussieren. Aber es gibt auch andere Methoden, mentales Training etwa." Dieses praktiziert er für sich mit Entspannungs- und Atemübungen. "Ich gehe dabei diverse Bewegungsabläufe im Geist durch. Wie ich Schüsse abwehre oder auf Flanken gehe. Ich brauche rund um mich auch keine Ruhe, oft mache ich das im Bus auf dem Weg zu einem Spiel."

Voll fokussiert

Der 14. Juni wird wieder so ein Tag X für Almer, wenn er in Moskau gegen die Russen in Topform sein sollte. "Das wird eines der schwierigsten, vielleicht sogar das schwierigste Länderspiel in diesem Jahr. Während die Schweden sehr von Ibrahimovic abhängen, haben die Russen mehrere starke Spieler in ihren Reihen, sind daher etwas gefährlicher. Noch dazu müssen sie gegen uns gewinnen, um die EM-Chancen aufrechtzuerhalten."

Robert Almer wird einmal mehr das Vertrauen von Marcel Koller genießen. Ein Vertrauensvorschuss, den er mit guten Leistungen immer wieder gerechtfertigt hat in der Vergangenheit. "Es ist etwas Besonderes, wenn dir jemand konstant den Rücken stärkt und zu dir steht, auch wenn einmal ein Fehler passieren sollte. Aber es hätte wohl nicht funktioniert, hätte ich danebengegriffen."

Almer vergleicht seine Situation im Team etwas mit jener von Marc Janko, der vor seinem Wechsel nach Sydney lange Zeit nicht spielte und im Team dennoch erste Wahl war. "Und er hat die entscheidenden Tore gemacht", weiß Almer, der Janko vielleicht am Verteilerkreis wiedertreffen könnte. Als Teamkollege bei der Austria.