Sport/Fußball

Vor Klassiker: Deutsche mit Rückenwind, Wirbel bei Niederländern

Mit jeder Menge Rückenwind ist die deutsche Nationalmannschaft nach Amsterdam gereist. Nach der 5:0-Auftaktgala gegen Ungarn geht es am Dienstag gegen die Niederlande (20.45/live auf RTL). Die Holländer könnten nach einem 5:2 gegen Bosnien-Herzegowina eigentlich ebenfalls vor Selbstvertrauen strotzen – statt Rückenwind zieht im Lager der Oranjes aber schon früh in dieser Nations League ein Sturm auf.

Ausgelöst hat den Wirbel ausgerechnet Bondscoach Ronald Koeman. Er hat Stürmer Steven Bergwijn (26) aufgrund seines Wechsels nach Saudi-Arabien kritisiert und ausgemustert. Bergwijn schlug öffentlich zurück und kündigte an, nicht mehr für Oranje spielen zu wollen, solange der 61-Jährige Trainer ist. Als Koeman nun zum bevorstehenden Wechsel von Torjäger Memphis Depay nach Brasilien befragt wurde, verkniff er sich eine Bewertung. „Ich werde mir nicht noch einmal die Finger verbrennen, bevor wieder das ganze Land über mich herfällt.“

In dem Theater gehen unterdessen die starken Leistungen von Joshua Zirkzee, Tijjani Reijnders, Cody Gakpo oder Xavi Simons unter. Manchester-United-Profi Zirkzee wird gegen die DFB-Elf allerdings zunächst auf der Bank sitzen. Im Sturmzentrum wird Ajax-Lokalmatador Brian Brobbey beginnen, wie Koeman verriet. An starken Offensivkräften mangelt es den Niederländern jedenfalls nicht.

Große Vorfreude

Von rauem Wind – sprich Unruhe – ist bei den Deutschen nahe der Nordsee nichts zu spüren. Es regiert die Vorfreude auf eine reizvolle Aufgabe. „Das wird ein anderer Gegner, ein spielstarker Gegner. Die Holländer sind schon anders als die Ungarn, das wird ein harter Gegner. Es wird interessant sein zu sehen, wie wir da agieren“, sagte Kapitän Joshua Kimmich vor dem immer brisanten Fußball-Vergleich mit dem EM-Halbfinalisten in der Johan-Cruyff-Arena. Man wolle „die Energie mitnehmen“, betonte der gegen Ungarn überragende Jamal Musiala.

Die Nations League war bisher nicht gerade der Lieblingsbewerb der Deutschen. Der Erfolg gegen Ungarn vom Samstag war erst der vierte Sieg in 17 Partien. Dazu kommen neun Unentschieden und vier Niederlagen bei einem Torverhältnis von 29:29. Mit einem Sieg im 47. Duell mit dem Nachbarn soll endgültig Frieden mit der Nations League geschlossen werden. Und der nächste Schritt Richtung Viertelfinale gemacht werden. Der letzte der bisher 17 Siege gegen die Niederländer stammt vom März, als im EM-Testspiel in Frankfurt ein 2:1 gelang. Den Siegestreffer erzielte damals Niclas Füllkrug. „In dem Spiel haben wir es gut gemacht, daran müssen wir anknüpfen, ein bisschen dominanter sein. Dann werden wir da auch eine gute Leistung zeigen“, versprach der Mittelstürmer.

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Selbstbewusst

Doch in Wahrheit denkt man im DFB-Lager schon viel weiter. Das große Ziel ist der WM-Titel 2026, wie Trainer Julian Nagelsmann offen zugab. „Ist doch cool“, kommentierte Füllkrug die Aussage seines Trainers mit einem Lächeln im Gesicht.

In Deutschland ist es wieder völlig legitim, nahezu selbstverständlich, von ganz großen Zielen zu sprechen. Obwohl es vor gar nicht allzulanger Zeit nicht so rosig ausgesehen hatte. Erst vor einem Jahr musste Hansi Flick als Bundestrainer gehen und Nagelsmann wurde als Retter geholt. Zu Beginn seiner Ära gab es Niederlagen gegen die Türkei und Österreich. Davon redet in Deutschland heute aber keiner mehr.