Sport/Fußball

Keine mutigen Ansagen vor EM-Quali-Doppelpack

Sie alle kennen die Grundrechenarten und können daher eins und eins zusammen zählen. Sie alle haben den Weitblick und können über das nächste Qualifikationsspiel hinausblicken. Sie tun es aber nicht, weil sie es nicht wollen. Österreichs Nationalteamspieler bedienen sich daher der Mutter aller Fußballfloskeln und denken von Spiel zu Spiel. Zuerst Moldawien am Donnerstag, dann erst Montenegro in Wien am Sonntag.

"Diesen Fehler haben wir in der letzten Qualifikation begangen, der passiert uns nicht wieder", gesteht Bremen-Legionär Zlatko Junuzovic, dass man doch den Rechenstift gezückt hatte. Julian Baumgartlinger, bei Mainz nicht nur Stammspieler, sondern mittlerweile auch Antreiber, nickt beipflichtend. "Wir hatten das vielleicht wirklich im Hinterkopf drinnen. Und das ist uns dann auf den Kopf gefallen." So misslingt der Versuch, die Spieler zu provozieren mit der einfachen Rechnung zwei Spiele, sechs Punkte. Mit geschulter Rhetorik umdribbeln sie gekonnt das Thema.

Vage Ansagen

Warum so zaghaft? Warum keine mutigen Ansagen? "Weil man nichts planen kann. Oder glaubt irgendjemand, dass Moldawien ein Spaziergang wird", stellt Junuzovic die provokante Gegenfrage. "Ich will nicht mehr rechnen, wie viele Punkte wir aus soundso vielen Spielen holen müssten." Österreich möchte sich für die EM-Endrunde 2016 in Frankreich qualifizieren. Mit dem 1:1 gegen Schweden ist man passabel gestartet. In Moldawien sollte aber mehr als nur ein Zähler gelingen. Nur will das offiziell niemand sagen. David Alaba räumt jedenfalls ein: "Unser Ziel ist natürlich, sechs Punkte zu holen." Florian Klein, der im Team György Garics in der Verteidigung den Rang abgelaufen hat, meint vorsichtig: "Wir wollen ja gewinnen, aber von einem Muss kann keine Rede sein. Aber uns ist klar, dass die Fans anders denken. Der Anspruch ist gestiegen, das ist ja positiv. Und wenn wir eine gute Leistung bringen, dann ist die Wahrscheinlichkeit auch hoch, dass wir gewinnen."

Der Faktor, der sich nicht beeinflussen lässt, heißt am Donnerstag in Chisinau Moldawien. Nein, vor einer Woche noch hat er keinen einzigen Spieler von Moldawien gekannt, gibt Julian Baumgartlinger zu. "Das soll aber keinesfalls überheblich klingen", sagt der Mainz-Legionär. "Mittlerweile haben wir uns mit ihnen beschäftigt." Nach der Videoanalyse am Dienstag kenne er nun Namen, Größe sowie Stärken und Schwächen seiner direkten Gegenspieler im zentralen Mittelfeld. Neben individueller Details wurden den Spielern auch die verschiedenen Spielweisen des Gegners nahegebracht. "Sie haben viele große Spieler und werden sicher versuchen, über Standardsituationen zum Erfolg zu kommen", erzählt Florian Klein.

Variable Ausrichtung

"In den meisten Spielen, die wir gesehen haben, agieren sie defensiv und verteidigen mit neun bis zehn Mann." Doch man habe sie auch schon offensiv pressen gesehen, ergänzt Baumgartlinger. "Deshalb kann man nicht zu hundert Prozent sagen, was uns erwartet", sagt der Mainz-Legionär. Dass der Gegner erst vor einer Woche einen neuen Teamchef präsentiert hat, macht die Sache noch ungewisser.

Doch bei allen Details zum Gegner steht die eigene Leistung im Vordergrund. "Wir müssen den Ball besser zirkulieren lassen als gegen Schweden", sagt David Alaba. "Dann werden wir genug Chancen bekommen."