Die Nachhilfe vor der Reifeprüfung
Die Teamspieler bildeten am späten Mittwochabend in den Katakomben der Red Bull Arena in Salzburg eine Einheit. Zumindest in der dritten Halbzeit nach dem 0:2 im Test gegen Griechenland. Was sie dermaßen einte, das war ihre Meinung zum soeben negativ absolvierten Spiel. Es sei ein Schuss vor den Bug gewesen, eine Erfahrung, die aber nur dann lehrreich sein kann, wenn man künftig im Ernstfall der WM-Qualifikation die begangenen Fehler vermeidet.
Realisten
Das wird auch nötig sein, will man in Deutschland, daheim gegen Irland und in Schweden bestehen. Alle waren sich des Dämpfers bewusst, den ihre eigene Aufbauarbeit erlitten hatte. Denn sie haben den Maßstab selbst in die Höhe geschraubt mit den Spielen gegen Irland (2:2) und Schweden (2:1), an dem sie nun in jedem Länderspiel gemessen werden.
Dämpfer ja, Krise oder Rückschlag nein.
Fehlerquellen
Die Hoffnung auf eine Steigerung, wenn es um wichtige Punkte geht, sie lebt. Weil das Team lernfähig und lernwillig ist. Österreichs auserwählte Kicker haben von der Nummer elf der Welt aufgezeigt bekommen, dass man eine defensiv ein- und gut aufgestellte Mannschaft mit technischen Mitteln nicht zweckdienlich bekämpfen konnte. Es fehlte an Nachdruck, an der Genauigkeit im Spiel, um Chancen zu kreieren. Die Ausbeute waren ein Freistoß von Alaba an die Stange, sowie Schüsse von Weimann und Ivanschitz. Zu wenig für ein Heimspiel. Weimann selbstkritisch: „Leider habe ich mich nicht so behaupten können, wie ich wollte. Das Spiel gegen Deutschland wird hoffentlich ganz anders, denn die Deutschen werden nicht so tief stehen.“
Die Flügelspieler Arnautovic und Harnik, gegen Schweden noch Österreichs Bester, vermochten sich nicht in Szene zu setzen. Das Spiel lief lange Zeit über die zentralen Mittelfeldspieler Alaba und Junuzovic, allein es fehlte dem Spiel der Österreicher die Präzision vor dem griechischen Tor.
Handbremse
Im Gegenzug war man anfällig für Konterattacken des Gegners, wie das 0:1 deutlich machte: Dragovic und Pogatetz zeigten sich nach einem Ballverlust von Alaba indisponiert und konnten Torschützen Kostas Mitroglou nicht mehr stoppen. Es blieb nicht die einzige Unsicherheit in der Defensivabteilung.
Testspiele sind generell nicht über- oder unterzubewerten, schwierig erscheint aufs Neue eine Interpretation. Spieler geben – nicht gewollt, eher unbewusst – nicht ihr letztes Hemd. „Wir haben gesehen, dass es mit 70 oder 80 Prozent in der ersten Hälfte nicht funktioniert“, gestand Andreas Ivanschitz ein. Er brachte in der zweiten Hälfte wenigstens neuen Schwung ins Spiel. Teamchef Koller fand in der Pause klare Worte und ermahnte seine Elf, mehr Aufwand in der Offensive zu betreiben.
Wechselbad
Nach dem 0:2 räumte der Schweizer ehrlich ein: „Wir sind in einer Entwicklungsphase. Wir haben zwar immer wieder gute Spiele gezeigt, aber dann sind auch solche immer wieder dabei. Da sind wir teilweise noch zu ungestüm und naiv. Es war trotzdem eine gute Erfahrung im Hinblick auf die nächsten vier Spiele in der WM-Qualifikation.“
Vor dem Deutschland-Spiel in München hat Koller vier Tage Zeit, sein Team daran zu erinnern.
KURIER-Noten für die Teamspieler