Sport/Fußball

Ein Team von Publikumslieblingen

Österreichs Fußball-Nationalteam ist wieder in. Dabei hat es nicht einmal gewonnen. Aber wie Alaba und Kollegen in Dublin aufgetreten sind, macht neugierig auf alles weitere, das da noch kommen mag. Nach dem späten Ausgleich von David Alaba feierten die Spieler überschwänglich mit den Anhängern im Stadion. Und die Fans in Österreich wechselten vom TV-Apparat zum Computer: Der Server des ÖFB war kurz nach Schlusspfiff in Absturzgefahr. 3000 Tickets wurden unmittelbar nach Spielende auf www.oefb.at gekauft, insgesamt sind schon 30.000 Karten für den 7. Juni weg, wenn Schweden im Wiener Ernst-Happel-Stadion beim nächsten WM-Qualifikationsspiel gastiert.

Das Team boomt. Bei ATV haben durchschnittlich 838.000 Österreicher das Spiel gegen Irland gesehen. Sogar die Partie gegen Färöer verfolgten am Freitag 785.000 Seher im ORF, der hatte letztes Jahr bei sieben Heimspielen im Schnitt 793.000 Seher. Beim einzigen Auswärtsspiel im Jahr 2012 in Kasachstan hatte ATV 538.000 Zuseher.

Bei den sieben Heimspielen 2012 saßen im Schnitt 23.290 Fans im Stadion. Das ist der höchste Wert seit 2005 (Ausnahme: 2008, das Jahr der Heim-EM).

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Des Fußball-Volks Liebkinder reisten nach dem Spiel zu ihren Arbeitgebern, Teamchef Marcel Koller landete am Mittwoch um 5 Uhr morgens in Wien. Die Freude über den späten Ausgleich tröstete über den Schlafentzug hinweg. Zwar sei nicht viel Zeit zur Analyse gewesen, sagte er zu Mittag. Doch: „Es ist gut fürs Auge, wenn man auf die Tabelle schaut. Es ist gut, wenn wieder eine Begeisterung fürs Team da ist. Aber wir haben noch nichts erreicht.“

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Das soll heißen: Österreich ist inGruppe C zwar Zweiter, hat aber erst ein Mal gegen Deutschland und Irland gespielt, gegen Schweden noch gar nicht. Auf dem Weg zur WM 2014 nach Brasilien sieht daher der deutsche Teamchef Joachim Löw die Österreicher als Außenseiter. „Das größte Wort um den zweiten Platz werden die Iren mitreden“, sagte er nach Deutschlands 4:1-Sieg gegen Kasachstan.

Wollte er Koller einen Gefallen tun und den Druck von den Österreichern nehmen? Ist die Kollers Truppe reif für die WM? Und was sind die Erkenntnisse vom Remis in Dublin?

Positiv

Die Moral: Der Teamchef sieht das späte Tor als mentales Plus. „Da haben die Spieler gesehen, dass es sich auszahlt, bis zur letzten Sekunde zu fighten. Es hat sich gelohnt, um im Rennen zu bleiben.“

Der Respekt: Die Schockstarre nach der Verletzung von Junuzovic war ein psychologisches Minus. „Mit diesem Foul haben die Iren ein Zeichen gesetzt“, sagte Koller, ohne zu lamentieren. Seine Spieler müssten eben Lehren daraus ziehen. Auch David Alaba, der irische Härte zu spüren bekam. Koller: „Da ist ihm einer auf den Fuß gestiegen, den er gebrochen hatte. Ich glaube, dass er danach etwas Respekt gehabt hat.“ Mit seiner kämpferischen Leistung habe sich der Bayer aber noch eine gute Note geholt.

Die Technik: Koller sah ein spielerisches Plus. „Aus meiner Sicht waren wir das fußballerisch bessere Team.“ Aber das sei nur ein Aspekt, um im internationalen Geschäft bestehen zu können. „Man darf sich jetzt nicht zurücklehnen und sagen, dass wir gut gespielt haben.“

Negativ

Die Fehlerquote: Die ungestüme Attacke von Pogatetz, die zum Elfer führte, wollte Koller nicht als Synonym für die schlechte Phase im Spiel anführen. Er erklärte: „Fußball ist ein Fehlerspiel. Es sind Sekundenbruchteile, in denen du entscheiden musst.“

Fragezeichen

Marko Arnautovic: Die mäßigen Team-Leistungen des Bremers geben nicht nur den Fans Rätsel auf. Doch Koller steht zur Reizfigur des Teams: „Wir wissen, dass er ein hervorragender Spieler ist.“ Allerdings meint der Coach auch: „Er hat noch nicht das gezeigt, was wir uns von ihm erhoffen.“ Und er schließt auch eine Reservistenrolle für den Bremer nicht aus. „Wobei er bis zum Schweden-Spiel noch Zeit hat, um seinen Spielrhythmus zu finden.“