Nach Fan-Ausschreitungen: "So etwas hat es in Graz noch nie gegeben"
Vor, während und nach dem UEFA Europa League-Spiel zwischen Sturm Graz und Feyenoord Rotterdam ist es in der steirischen Landeshauptstadt zu Ausschreitungen vor allem seitens der niederländischen Fans gekommen. Die Polizei sprach Freitagvormittag von mehreren Körperverletzungen, Wegweisungen und Festnahmen. Die "Anhänger" der Gäste setzten Pfefferspray gegen die Polizei ein, die ihrerseits mit Pfeffersprayeinsatz reagierte. Hinzu kommen teils massive Sachbeschädigungen.
Bereits am Mittwoch, dem österreichischen Nationalfeiertag, waren einige Fans aus Rotterdam nach Graz angereist und sorgten mit Pyrotechnik für Wirbel in der Innenstadt. Ein ähnliches Bild war dann auch am Donnerstagnachmittag zu sehen: Feyenoord-Fans zündeten am Hauptplatz bengalische Feuer und zogen dann Richtung Stadion. Am Weg dorthin sorgten sie für mehrere Sachbeschädigungen.
Während am Feld das Duell der Mannschaften ausgetragen wurde, kam es auch zu vereinzelten Ausschreitungen zwischen den Fans. Nach Spielende bewarfen die niederländischen Anhänger dann Polizistinnen und Polizisten mit Gegenständen und verwendeten Pfefferspray. Auch die Polizei musste daher mehrfach Pfefferspray einsetzen, hieß es in einer Aussendung am Freitag. Sowohl im als auch rund um das Stadion wurden teils massive Sachbeschädigungen wahrgenommen.
Videos von den Aufräumarbeiten im Stadion nach dem Match zeigen völlig zerstörte WC-Anlagen mit zertrümmerten oder komplett weggerissenen Toiletten und Pissoirs. Die Keramik wurde offenbar in den WC-Räumlichkeiten, teils aber auch außerhalb am Boden zerschmettert, Türen dürften über Geländer mehrere Meter weit hinuntergeworfen worden sein. Mehrere Fans und Polizistinnen und Polizisten wurden beim Abstrom der Anhänger nach Ende des Spiels verletzt.
Kein Ende
In der Nacht ging der Wirbel weiter. Die Polizei war am Vormittag noch mit der Aufarbeitung und Dokumentation sämtlicher Vorfälle beschäftigt. Nach dem Spiel dürfte es beim Marsch der Fans zurück in Richtung Innenstadt zu einem Vorfall mit Stichwaffen gekommen sein. Zwei Niederländer wurden mit Stichverletzungen in das LKH Graz gebracht und seien noch in Behandlung, hieß es Freitagvormittag seitens der Polizei. "Vier dringend tatverdächtige Österreicher befinden sich in Haft. Ermittlungen sind im Gange."
Entsetzen
Gerald Pototschnig, Leiter des Sportstätten Management bei der Stadion Graz Liebenau GmbH, sagte auf APA-Nachfrage, dass er so etwas in 42 Jahren Tätigkeit im Sport noch nicht erlebt habe: "So etwas hat es in Graz noch nie gegeben, egal welche Fans da waren." Im Stadion sei besonders der Sektor 27, der für Auswärts-Fans reserviert ist, betroffen: "Die gesamten Sanitäranlagen sind da vollkommen zerstört." Hinzu kommen Schäden bei den WC-Anlagen in der erst neu errichteten Eishalle B, durch die die Fans in ihren Sektor geleitet wurden. Der folgende Wasseraustritt hat zu massiven Schäden geführt - unter anderem im darunterliegenden Fitnessstudio. Wasser drang sogar bis auf die Eisfläche vor, so Pototschnig.
Eine Schätzung über die Höhe der Schäden will man vorerst noch keine abgeben, das müssen erst Gutachter feststellen. Die Stadion Graz Liebenau GmbH, die zu 100 Prozent im Eigentum der Stadt Graz steht, managt unter anderem die Merkur Arena sowie die Eishallen. Die entstehenden Sanierungskosten werde man dem Veranstalter, der in diesem Fall der SK Sturm Graz ist, in Rechnung stellen.