Sport/Fußball

Leipzig stellt Salzburg bloß: Der Feind im eigenen Stall

Verwandte kann man sich nicht aussuchen. Das ist eine Erkenntnis, die gerade über die Weihnachtsfeiertage wieder viele machen werden. Ähnliches werden sich wohl jene Salzburger gedacht haben, die sich am Sonntag die Fußball-Diskussion Doppelpass im deutschen TV-Sender Sport1 anschauten.

Einer der Gäste war Oliver Mintzlaff, seines Zeichens Geschäftsführer des deutschen Red-Bull-Klubs Leipzig. Als das Thema auf den von zahlreichen europäischen Spitzenklubs umworbenen Salzburg-Stürmer Erling Haaland kam, plauderte der 44-Jährige frei von der Leber weg: „Ja, wir haben uns mit ihm getroffen. Wir haben Interesse an dem Spieler - großes Interesse. Er hat sich das angehört, logischerweise, und ist sehr offen für einen Wechsel, möchte dann auch spätestens im Sommer wechseln."

Alle Inhalte anzeigen

Und dem nicht genug. Mintzlaff gab auch Details aus dem Dienstvertrag zwischen dem Norweger und seinem Arbeitgeber Red Bull Salzburg preis. „Es gibt eine festgeschriebene Ablösesumme und die ist noch überschaubar“, bestätigte der Leipziger als erster Vereinsfunktionär überhaupt (und dies noch dazu in der Öffentlichkeit), dass Haaland eine Ausstiegsklausel in seinem bis 2023 laufenden Vertrag hat.   

Der 19-Jährige ist seit Wochen die heißeste Aktie auf dem internationalen Transfermarkt. Es vergeht praktisch kein Tag, an dem nicht irgendein neues Gerücht auftaucht. RB Leipzig, Manchstester United, Borussia Dortmund oder der AC Milan – alle haben nicht nur Interesse, sondern auch schon entweder mit Haaland selbst oder einem seiner Berater gesprochen.

Die Salzburger sind da nur Zuschauer, haben längst das Heft des Handelns aus der Hand gegeben. Noch während der Herbstsaison durfte der zuletzt selten fitte Stürmer quer durch Europa fliegen, um Gespräche mit Interessenten zu führen oder Delegationen anderer Klubs zu Verhandlungen in Salzburg empfangen. Eine dieser Reisen führte ihn vor zwei Wochen übrigens auch nach Leipzig.

Auf Fragen nach Haalands Vertragssituation reagierten die Salzburger Funktionäre hingegen äußerst zugeknöpft. Sowohl Geschäftsführer Stephan Reiter als auch Sportchef Christoph Freund erklärten unisono: „Über Vertragsdetails geben wir keine Auskunft!“ Nur einmal wurde dieser Vorsatz gebrochen. Als die englische Boulevardzeitung Daily Mirror von einer speziellen Ausstiegsklausel in Haalands Vertrag berichtete, die nur für Leipzig gelten würde, meldete sich Freund öffentlich zu Wort, weil diese Falschmeldung den Klub geschädigt hätte: „So eine Klausel gibt es nicht, das ist für uns kein Thema."

Die führenden Mitarbeiter des deutschen Red-Bull-Klubs haben da schon weit weniger Berührungsängste, wenn es um Spieler des österreichischen Red-Bull-Klubs geht. "Ich habe mich bemüht, ihm in einem guten Englisch zu erklären, was meine Idee von Fußball ist. Ich glaube, dass es ganz gut gelaufen ist", sprach Trainer Julian Nagelsmann zwei Tage nach seinem Treffen mit Haaland ganz offen über die Gespräche.

Wenn es um eigene Spieler geht, dann sind die Leipziger allerdings bei weitem nicht so auskunftsfreudig wie bei Angestellten vom Schwesternklub Salzburg. Als Mintzlaff in der TV-Diskussionsrunde am Sonntag gefragt wurde, ob Leipzig-Torjäger Timo Werner eine Ausstiegsklausel in seinem Vertrag hat, meinte der Leipziger Geschäftsführer nur lapidar: „Wir kommentieren immer keine Vertragsdetails." Aber vielleicht machen das ja in Kürze die Salzburger und plaudern Details aus Werners Vereinbarung mit Leipzig aus.