Salzburg ist gefangen in der Welt von Red Bull

Abgänger Bernardo
Das Fiasko rund um den Abgang des Brasilianers stellte beim Meister einiges infrage, erklärt aber auch sehr vieles.

Anfang Februar gastierte Salzburg bei der Admira. Beim 2:1-Sieg gab Neuzugang Bernardo sein Debüt. Heute kommt Salzburg wieder in der Südstadt (16.30 Uhr) – ohne den Brasilianer.

Nach nur acht Monaten war dem Winterneuzugang, der einen Vertrag über viereinhalb (!) Jahre unterzeichnet hatte, die Salzburger Red-Bull-Welt zu klein geworden – so schnell wie noch keinem anderen Stammspieler.

Der 21-Jährige ist der fünfte Salzburger in 14 Monaten, der von RB Leipzig gekauft wurde. Immerhin 28 Millionen Euro hat der deutsche Bundesligist laut RB-Sportchef Ralf Rangnick für diese ausgegeben.

Damit ist Leipzig wohl größter Geldgeber Salzburgs, nachdem das finanzielle Engagement von Red Bull deutlich zurückgeschraubt wurde, weil andere Einnahmequellen (wie Spielerverkäufe) erschlossen werden konnten.

Profiteur

Natürlich kommt das Geld aus Leipzig auch von Red Bull. Aber der deutsche Bundesligist hätte die 28 Millionen am freien Markt ausgeben können. So muss der Getränkekonzern weniger nach Salzburg pumpen, um jene (bisher) obligatorische eine Million Euro Gewinn in der Jahresbilanz zu garantieren.

Finanziell war Bernardos Abgang ein Geschäft, denn sechs Millionen Euro Ablöse liegen weit über dem marktüblichen Preis für einen Spieler seiner Qualität. Für das Standing Salzburgs wurde der Abgang zum Fiasko.

Seit Monaten war die Eigenständigkeit vom Partnerklub Leipzig von der Salzburger Geschäftsführung öffentlich propagiert worden – deshalb ist ja Red Bull offiziell in Salzburg nur mehr Sponsor. Nun wurden dse Bemühungen nicht durch den Transfer an sich sabotiert, sondern durch die Art und Weise, wie dieser abgewickelt wurde.

Blitzaktion

Bernardos Wechsel musste stante pede über die Bühne gehen. Dazu wurde dieser auch noch kurz vor dem Spiel bei Rapid offiziell gemacht. Der Transfermarkt war danach noch drei Tage offen – es wäre Zeit genug gewesen, der Hektik des Bundesliga-Schlagers auszuweichen.

Dass Rangnick dann auch noch an jenem Sonntag auf Sky erklärte, dass man über die Ablöse erst reden muss, war Höhepunkt des Kommunikationsfiaskos, das im Salzburger Klubumfeld eine Welle der Empörung auslöste.

Als der 58-Jährige noch für Salzburg arbeitete, wurden kontroversielle Aussagen oft nicht öffentlich. Als erster und einziger Salzburg-Funktionär hatte er externe Berater, die intensiv Interviews "schönten".

Sprungbrett

Beide machten bei Red Bull Karriere. Benjamin Ippoliti ist in Leipzig Pressesprecher, Oliver Mintzlaff Vorstandsvorsitzender. In Salzburg hatte der 41-Jährige nie eine Funktion, trotzdem ein Büro in der Red-Bull-Arena.

Denn Mintzlaff ist auch Kommunikationschef im Red-Bull-Fußballkonzern. Als "Head of Global Soccer" unterstehen ihm die strategischen Entscheidungen. So eine wurde von Red Bull auch beim leidigen Thema "Meisterstern" getroffen .

Sternfrage

Salzburg hatte diesen selbst thematisiert, eine Checkliste mit dem "Meisterstern" zum Abhaken veröffentlicht. Nachdem der zehnte Titel, für den sich Österreichs Klubs einen Stern verleihen, fix war, musste man verzichten – in "Abstimmung mit Partnern und Sponsoren".

Gegen diese Entscheidung gibt es noch immer Fanproteste, wohl auch heute in der Südstadt.

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