Sport/Fußball

Knapper Heimsieg von Rapid

28 Jahre lang stand die Berliner Mauer. Die Herren aus der Stalin-Geburtsstadt Gori bauten gestern Abend beim Play-off-Hinspiel eine Menschenmauer im sportlichen Sinn auf. Rezepte aus der Vergangenheit halten aber nicht mehr das, was sie einst versprochen haben: Die georgische Mauer hielt im Hanappi-Stadion nur 42 Minuten.

Mit dem 1:0 schaffte Rapid eine gute Ausgangsposition für den Einzug in die Gruppenphase, muss in einer Woche beim Rückspiel in Tiflis aber auf der Hut sein.

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Rapid startete so dominant, wie es von einem Favoriten im Play-off zu erwarten ist. Doch der Underdog aus Georgien zeigte auch, warum Aalborg und Split ohne Gegentor ausgeschaltet werden konnten: Dila Gori baute einen massiven Verteidigungswall auf, der nur selten durchbrochen werden konnte. Bei Ballbesitz hatten die beiden Taktgeber Branko Boskovic und Thanos Petsos als Anspielstationen Freigeist Steffen Hofmann sowie drei Stürmer vor sich. Aber auch neun Gegenspieler, die nur darauf warteten, das zu tun, was sie am besten können: verteidigen, stören und dagegenhalten. Eine Fünferkette und davor noch einmal drei Zerstörer im Mittelfeld – das war Catenaccio in georgischer Ausprägung.

Geduldsspiel

Nach acht Minuten hätte Hofmann das Geduldsspiel verkürzen können, doch der Volley des Kapitäns fiel zu schwach aus. Den Torschrei auf den Lippen hatten die 14.400 Fans im Hanappi-Stadion erst wieder in Minute 32: Mittelstürmer Guido Burgstaller war durchgebrochen, verfehlte aber sein Ziel. Seinen guten Ruf unterstrich Gori-Goalie Revishvili bei einem Kopfball von Lukas Grozurek (39.), der Sabitzer vorgezogen worden war.

Die Brecherqualitäten des noch an der Schulter verletzten Mittelstürmers Terrence Boyd wären doch öfters hilfreich gewesen.

Nach 41 Minuten wagten sich die Gäste erstmals nach vorne – und es wurde gleich brenzlig. Dolidze war aus abseitsverdächtiger Position gestartet, scheiterte aber an Tormann Jan Novota. Ausgerechnet die folgende Ecke sollte zum Dosenöffner für Rapid werden: Novota pflückte die Flanke herunter, spielte zu Hofmann, der Burgstaller schickte. Der Hochgeschwindigkeitskonter im eigenen Stadion endete bei Louis Schaub. Der Held vom Tripolis-Rückspiel, dem davor nichts gelungen war, drückte den Ball zur verdienten Führung über die Linie (42.).

Auch nach der Pause hatten die Rapidler so oft den Ball wie es sonst nur bei Barcelona üblich ist. Burgstaller hätte per Kopf (48.) und aus der Drehung (67.) für das erlösende 2:0 sorgen können. Weil auch Dibon scheiterte (72.), blieb es beim 1:0.

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Es war das erwartet schwere Spiel. Der Gegner war ziemlich defensiv, Gott sei Dank haben wir aus einem Konter das 1:0 gemacht, schade, dass uns nicht das 2:0 gelungen ist. Am Schluss waren wir ein bisschen müde, weil wir viel Aufwand betrieben haben. Aber das Etappenziel, ein Sieg ohne Gegentor, haben wir erreicht. Es war nicht einfach, wir haben ja nicht gegen Pappkameraden gespielt. Wir fahren jetzt optimistisch nach Georgien. Wir hätten uns das zweite Tor verdient, aber das haben wir uns eben fürs Rückspiel aufgehoben. Die Chancen stehen nach wie vor 50:50."

Louis Schaub (Rapid-Torschütze): "Wir sind froh, dass wir ohne Gegentor gewonnen haben. Wer das Tor schießt, ist egal. Es war schwierig für uns, die Georgier sind hinten gut gestanden. Wir müssen im Rückspiel wieder so spielen wie heute, dann wird es passen."

Giorgi Devdariani (Trainer Dila Gori): "In der ersten Hälfte war es vor allem die Aufgabe, defensiv zu spielen. Deswegen habe ich fast nur Defensivspieler aufgestellt. Nach der Pause habe ich die Mannschaft offensiver eingestellt. Wir hatten einige Konterchancen, die haben wir leider nicht genützt. Die Chancen stehen nach wie vor 50:50. Ich bin nach wie vor davon überzeugt, dass wir alles in unserer Hand haben. Wir werden in Georgien anders auftreten."

RAPID WIEN - DILA GORI 1:0 (1:0)
Gerhard-Hanappi-Stadion, 14.500 Zuschauer
SR Stefan Johannesson (Schweden)

Tor: 1:0 Schaub (42.)

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Petsos (71. Behrendt), Boskovic, Schaub, S. Hofmann (81. Sabitzer), Grozurek - Burgstaller

Dila Gori: Rewischwili - Gongadse, Tomaschwili (50. Golkwadse), Chisanejischwili, Guruli - Kwachadse, Kobachidse - Aladaschwili (54. Maisuradze), Dolidse (68. Gabeschwili), Gwalia - Iluridse

Gelbe Karten: S. Hofmann, Schaub bzw. Iluridze, Gvalia, Kobakhidze

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Weitere Ergebnisse des Abends:

Red Bull Salzburg - Schalgiris Vilnius (LTU) 5:0

Estoril Praia (POR) - FC Pasching 2:0

FK Kukesi (ALB) - Trabzonspor (Janko nicht im Kader) 0:2

FC Sevilla - Slask Wrozlaw (POL) 4:1

Zulte Waregem - APOEL Nikosia 1:1

Udinese Calcio - Slovan Liberec 1:3

Grasshoppers Zürich - ACF Fiorentina 1:2

Swansea City - Petrolul Ploiesti (ROM) 5:1

Apollon Limassol - Nizza 2:0

Hafnarfjördur - Racing Genk 0:2

Elfsborg Boras (SWE) - Nordsjaelland (DEN) 1:1

Pandurii (ROM) - Braga 0:1

Tromsö (NOR) - Besiktas (Kavlak bis 83.) 2:1

Partizan Belgrad - FC Thun 1:0

Vojvodina Novi Sad - Sheriff Tiraspol (MDA) 1:1

Tschernomorets Odessa (Berger spielte durch) - KS Skenderbeu (ALB) 1:0

HNK Rijeka - VfB Stuttgart (Harnik bis 84.) 2:1

Atromitos FC (GRE) - AZ Alkmaar 1:3

FC Minsk - Standard Lüttich 0:2

Maccabi Haifa - Astra Ploiesti (ROM) 2:0

Esbjerg (DEN) - AS St. Etienne 4:3

Molde FK (NOR) - FC Rubin Kasan 0:2

FC St. Gallen - Spartak Moskau 1:1

Nomme Kalju (EST) - Dnjepro Dnjepropetrowsk (UKR) 1:3

FK Karabach Agdam (AZE) - Eintracht Frankfurt 0:2

FK Jablonec (CZE) - Betis Sevilla 1:2

Kuban Krasnodar (RUS) - Feyenoord Rotterdam 1:0

Dinamo Tiflis - Tottenham Hotspur 0:5

FK Aktobe (KAZ) - Dynamo Kiew (Dragovic spielte durch) 2:3

Zwei Vergleiche machten deutlich, wer als Favorit in das Play-off-Hinspiel ging: Erstmals stand Schalgiris Vilnius in der letzten Qualifikationsrunde der Europa League, während sich Salzburg drei Mal in den letzten vier Jahren für die Gruppenphase qualifizieren konnte. Noch deutlicher der Unterschied in der internationalen Erfahrung: Für Salzburg war das gestrige Duell das 63. Europacup-Spiel seit der Klubübernahme durch Red Bull im Jahr 2005. Der Meister aus Litauen absolvierte gestern hingegen erst das neunte internationale Spiel in diesem Zeitraum. Auswärts feierten die Litauer in diesem Zeitraum nur einen einzigen Sieg.

Was sollte da eigentlich schief gehen? Nichts, wie die gestrigen 90 Minuten beweisen sollte. 5:0 fertigten blendend aufgelegte Salzburger die bemitleidenswerte Mannschaft von Schalgiris ab – ein Resultat, das das wahre Kräfteverhältnis nicht widerspiegelte: Österreichs Vizemeister hätte wesentlich höher gewinnen müssen.

Totale Dominanz

Denn vom Anpfiff weg war es ein Spiel auf ein Tor. Schon in den ersten fünf Minuten standen die Salzburger Mané, Ulmer und Soriano alleine im Strafraum, kamen aber einem Tor nicht nahe.

Die Litauer waren völlig überfordert mit dem Tempo des Spiels – wie schon vor einem Jahr bei der 1:5-Pleite in der Südstadt gegen die Admira. Salzburg-Trainer Roger Schmidt sollte nicht recht behalten: Der Deutsche hatte am Tag vor dem Spiel gemeint, dass Schalgiris „defensiv sehr stabil“ wäre.

Genau das Gegenteil war der Fall. Salzburg spazierte spielend leicht durch die Abwehr des litauischen Meisters. Ab der 13. Minute, in der Vilnius-Keeper Vitkauskas einen Kampl-Schuss abwehren konnte, hatte Salzburg tolle Chancen im Drei-Minuten-Takt.

Fehlende Effizienz

Aber die Salzburger waren – wie schon in den letzten Wochen – zunächst die Meister der Ineffizienz. Es dauerte bis zur 29. Minute, bis der Ball endlich im Schalgiris-Tor landete: Soriano konnte aus kurzer Distanz gar nicht mehr vorbeischießen.

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Nach dem 1:0 klappte es auch mit der Effizienz. Noch einmal Soriano (37.) und Mané mit seinem ersten Tor nach sechs trefferlosen Wochen (40.) sorgten für einen 3:0-Vorsprung zur Halbzeit.

Auch in Hälfte 2 war der Klassenunterschied extrem. Wieder spielten die Salzburger eine Chance nach der anderen heraus, aber wieder dauerte es, bis der Ball im Tor landete – dieses Mal aber nur 18 Minuten: Soriano verwertete eine Hierländer-Flanke spektakulär – 4:0 (63.). Dem nicht genug: Hinteregger sorgte nach einem Eckball für das 5:0 (68.).

Dabei hätte es nicht bleiben müssen, blieb es aber, weil Alan mit aller Gewalt ein Tor schießen wollte, was ihm nicht gelang. Trotzdem steht Salzburg bereits nach dem Hinspiel in der Europa-League-Gruppenphase.

Österreichs Fußball-Regionalligist Pasching steht wie erwartet vor dem Europacup-Aus. Der ÖFB-Sensationscupsieger, der in der abgelaufenen Saison Rapid, Salzburg und Meister Austria bezwungen hatte, kassierte am Donnerstagabend im Europa-League-Play-off-Hinspiel beim portugiesischen Vertreter Estoril Praia eine 0:2-(0:2)-Niederlage. Der Brasilianer Evandro (10.) und Carlitos (40.) trafen für die von Beginn an klar tonangebenden Gastgeber. Das Rückspiel steigt in einer Woche im Linzer Stadion (20.30 Uhr).

Gleich den ersten Fehler der Oberösterreicher nützte Estoril eiskalt aus: Nach einer Nachlässigkeit von Petrovic kam Mano im Strafraum zum Ball und spielte perfekt in die Mitte zu Evandro, der mit einem Schuss ins lange Eck auf 1:0 stellte. Der Brasilianer hätte dann per Fallrückzieher (19./knapp daneben) beinahe auch den zweiten Treffer erzielt. Dieser ging schließlich auf das Konto von Carlitos, der nach herrlicher Vorarbeit von Jaio Pedro den Ball von der Strafraumgrenze perfekt ins Kreuzeck zirkelte.

Defensive Grundausrichtung

Auch nach der Pause konzentrierte sich das Team von Trainer Gerald Baumgartner zunächst ganz aufs Verteidigen gegen die drückend überlegenen Portugiesen, die teilweise zu ballverliebt agierten und damit die Chance auf einen höheren Sieg ausließen. Auch Pasching-Schlussmann Hans-Peter Berger, der sich etwa bei einem Kopfball von Goncalo nach einem Corner von Filipe Goncalves (59.) auszeichnete, verhinderte eine schlimmere Niederlage. Und in der 78. Minute rettete bei einem Schuss von Carlitos die Außenstange für den geschlagenen Keeper, der lange Zeit in Portugal gespielt hatte.

Unmittelbar danach hatte Pasching die erste Torchance, als ein Kopfball von Kapitän Kablar knapp neben der Stange einschlug. Wenig später hatte Estoril dann Riesenglück, als Torhüter Vagner den durchbrechenden Petrovic, der die Abseitsfalle von Estoril überlistet hatte, kurz vor der Strafraumgrenze von den Beinen holte. Anstelle auf Rot für den Schlussmann entschied der türkische Unparteiische Bülent Yildirim, der zunächst sogar auf den Elferpunkt gezeigt hatte, aber nach Rücksprache mit seinem Assistenten nur auf Corner (83.), womit es beim 0:2 aus der Sicht von Pasching blieb.