Sport/Fußball

Jürgen Klopp: Der Rockstar unter den Trainern

Die Zähne gefletscht, das Gesicht verzerrt und wild gestikulierend. „Ich kann nicht aus meiner Haut“, sagt Jürgen Klopp. So ist er eben, der 51-Jährige, Adrenalin pur, Leidenschaft total. Seine Kritiker nennen ihn bekloppt, seine Fans in Mainz, Dortmund und mittlerweile auch Liverpool schwärmen. Erst recht seit Samstag, als der Deutsche die Engländer zum Champions-League-Titel geführt hat.

Klopp hat einen roten Faden und wäre in der Lage, die Nationalmannschaft zu führen“, lobte einst Bundestrainer Joachim Löw. Der ist aber immer noch im Amt.

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Anders als der stets besonnene Löw ist Klopp vor allem auch ein Entertainer. Ein dankbarer Gesprächspartner für Journalisten. Seine besten Sprüche lassen sich leicht mit ein paar Klicks im Internet wiederfinden. „Wenn man nicht gerade Schiedsrichter oder Journalist ist, kann José Mourinho ein netter Kerl sein“, sagte er über seinen ehemaligen Trainerkollegen in der Premier League. Auf die Frage eines Schalke-Fans, wie man Deutscher Meister werde, stellte er die Gegenfrage: „Wie soll ich einem Blinden erklären, was Farbe ist?“

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Ihn auf seine Sprüche zu reduzieren, geht aber nicht. In der Tat beweist der gebürtige Stuttgarter seit mehr als 15 Jahren eindrucksvoll und konsequent, wie akribisch und gewieft seine Arbeit angelegt ist. Klopp zerlegt ein Fußballspiel in all seine Bestandteile, um so für seine Teams perfekte, maßgeschneiderte Erfolgsstrategien zu entwerfen.

Das ist ihm einst in Mainz gelungen, 2004 führte er den Klub, bei dem er selbst elf Jahre als Spieler aktiv war, in die Bundesliga und in den UEFA-Cup. Vor einem Spiel mit den Mainzern gegen die Bayern versicherte er: „Wir treten hier nicht mit vollen Hosen an, ich habe extra nochmal nachgeschaut.“

Die Draufgänger

Auch später in Dortmund hatte Klopp aus der finanziellen Not eine Jugend gemacht und gezielt Talente gefördert und gefordert. Genau die seien in der Lage, sein laufintensives Spiel umzusetzen, erklärte Klopp. Die jungen Wilden von Dortmund legten in einem Spiel gemeinsam bis zu 120 Kilometer zurück.

„Die Frage ist: Akzeptiert man, dass man nicht automatisch besser ist? Oder wehrt man sich? Dann muss man sich auch mehr anstrengen“, sagte Klopp zu seinem Stil. „Man braucht aber auch die richtigen Charaktere dafür.“ Klopp will begeistern, Spektakel bieten, dynamischen Fußball spielen lassen.

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Das tut er auch in Liverpool, wo er ebenso beweist, wie er Spieler besser machen kann. Im Oktober 2015 hat er die „Reds“ übernommen. Sadio Mané kam ein Jahr später um 41 Millionen Euro aus Southampton. 2017 holte Klopp auch noch Mohamed Salah. 42 Millionen Euro wurden an AS Roma überwiesen.

Heute sind beide ein Vielfaches davon wert, weil Jürgen Klopp es geschafft hat, die beiden im Zuge seines Systems optimal einzusetzen und sie zu Tormaschinen auf allerhöchstem Niveau zu entwickeln. Sein Punkteschnitt von 1,96 in 207 Partien mit Liverpool spricht Bände. Und wenn er einmal verliert, sorgt er erst recht für Lacher. Nach einer Niederlage gegen Manchester United parlierte er: „It’s not a wish concert!“