Sport/Fußball

Soriano: "Wir sind schon ganz nah dran"

Er hat sich beim großen FC Barcelona nicht durchgesetzt, aber mit den Großen des spanischen Fußballs schon zusammengespielt. Er steht in regem Kontakt mit Trainer-Star Pep Guardiola und vertritt als Kapitän den Klub Red Bull Salzburg auf sympathische Art und Weise. Torjäger Jonatan Soriano, 28, will mit seiner Mannschaft endlich auch in der Champions League Volltreffer landen.

KURIER: Die Meisterschaft ist gewonnen, die Europa League Vergangenheit. Was bleibt noch für die letzten Spiele?

Jonatan Soriano: Wir wollen den Torrekord und den Punkterekord. Darüber hinaus wollen wir unser gutes Image aufrechterhalten, das wir in dieser Saison aufgebaut haben. Natürlich ist da auch noch der Cup, den wir holen wollen.

Ist das große Ziel nicht schon die Champions League in der kommenden Saison?

Natürlich ist das unser Ziel. Die Europa League ist gut und schön, aber in der Champions League spielen die besten Teams Europas. Da wollen wir endlich dabei sein.

Ist diese Salzburger Mannschaft so nah wie nie an der Gruppenphase der Champions League dran?

Ich denke schon. Wir haben ein tolles Team. Natürlich gibt es sehr viele Dinge zu verbessern. Wir brauchen sicher mehr Erfahrung für die großen Stadien und die großen Gegner.

Wie ist Ihre Bilanz dieser außergewöhnlichen Saison?

Die kann nur positiv sein, vor allem mit den Auftritten in Europa. Aber natürlich gibt es diesen Makel mit dem Spiel und Ausscheiden gegen Basel. 1:0 vorne, das Publikum im Rücken, Basel mit einem Mann weniger. Und dann hat uns die Intensität gefehlt, um das Spiel zu entscheiden. Vor allem bei den großen Torchancen, die wir hatten und vergeben haben.

Sie haben zwei Top-Chancen vergeben. Hatten Sie in Folge deswegen Albträume?

Nein. Solche Dinge passieren leider. Ich habe viele Tore erzielt, manche waren leicht, einige schwer. Gegen Basel habe ich die Chancen vergeben. Das ist abgehakt.

Wie kann man als Torjäger solche "Sitzer" vergeben?

So ist der Fußball eben. Oft fehlen Zentimeter, ein wenig Glück. Da gibt’s keine großartigen Erklärungen.

Ist es die beste Saison in Ihrer Karriere?

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Ja. Ich hatte auch eine sehr gute bei Barcelona in der B-Elf. Aber diese Saison war noch besser.

Mittlerweile sind Sie Kapitän und Leader der Mannschaft. Überrascht von Ihrer Entwicklung hier in Salzburg?

Nein, aber stolz bin ich. Kapitän zu sein ist eine Aufgabe, eine Herausforderung für mich.

Sie haben noch einen laufenden Vertrag in Salzburg. Werden Sie ihn erfüllen?

Das habe ich vor, weil es mir hier sehr gut gefällt. Aber ich habe in den letzten Jahren gelernt, dass es im Fußball schnell gehen kann. Es kommt ein großer Klub, es gibt Angebote und Gespräche. Es können in kurzer Zeit viele Dinge geschehen.

In dieser Saison haben Sie sich in die Auslage gespielt.

Ja. Wenn mir ein Angebot gefällt, dann werde ich darüber sprechen. Aber es muss auch Red Bull Salzburg gefallen. Nur wenn alle einverstanden sind, dann ist es möglich.

Ist es ein persönliches Ziel, noch zu einem großen Klub zu wechseln?

Jeder Fußballer will bei den ganz großen Vereinen spielen. Aber ich möchte jede Woche spielen und nicht bei einem Top-Klub auf der Bank sitzen.

Salzburg ist schön, aber im Vergleich zu Barcelona sehr klein. Was fehlt Ihnen?

Es ist anders. Hier hast du kurze Distanzen, du bist gleich in Innsbruck oder München. Ich bin in Barcelona aufgewachsen, was soll ich Ihnen sagen? Natürlich fehlt mir das Meer. Dafür gibt es hier Berge, die den Kindern gefallen. Und man kann mit dem Auto vernünftig fahren (lacht). In Barcelona ist das bei dem Verkehr nicht möglich.

Sie pflegen ein gutes Verhältnis zu Bayern-Trainer Pep Guardiola. Haben Sie ihn schon in München getroffen? Ist ja nur ein Katzensprung.

Nein, getroffen habe ich ihn nicht, aber wir stehen in Kontakt, immerhin haben wir denselben Manager. Ich denke, Guardiola ist mit den Bayern genug beschäftigt. Ich möchte ihn auch nicht stören.

Erklären Sie mir bitte das Phänomen Guardiola.

Am besten kann man ihn auf der psychologischen Ebene beschreiben. Er ist ein Profi, lebt den Fußball und versucht, sich in die Haut des Spielers zu versetzen. Wenn ein Spieler schlecht ist, will er wissen, warum das so ist. Er will es verstehen. Er denkt wie ein Spieler. Er ist nicht ein Trainer, der sich nur um die Taktik kümmert. Er ist ein Besessener, er sucht nach Lösungen.

Zuletzt wurde darüber diskutiert, ob Sie für Österreich spielen könnten. Ist Ihnen das nicht Spanisch vorgekommen?

Es ist schon eigenartig. Ich habe mich damit nicht beschäftigt. Ich bin nach Salzburg gekommen, um Fußball zu spielen für Red Bull Salzburg. Nicht mit dem Hintergedanken, dass ich irgendwann für Österreich einlaufen könnte.

Sie sind der beste Torschütze in der Geschichte der spanischen U-17. Können Sie sich an die Zeit damals erinnern?

Ja. Das macht mich stolz, es ist schön, meinen Namen in den Statistiken neben großen Spielern wie Torres, Fàbregas oder Iniesta zu lesen.

Salzburg strebt die Champions League an. Dafür müsste das Team gehalten werden. Haben Sie nicht Angst, dass einige Spieler im Sommer weggehen?

Das kann immer passieren. Natürlich wäre es wichtig, dass wir als Gruppe beisammenbleiben.

Was fehlt dem Team für den nächsten Schritt?

Glück. Ab einem gewissen Niveau wird es immer wichtiger, Glück zu haben. Glück ist das große Ganze, in dem sich alles bewegt.

Jonatan Soriano Casas wurde am 24. September 1985 in El Pont de Vilomara, Barcelona, geboren. Er begann in der Jugend von Espanyol Barcelona und schaffte mit 15 Jahren den Sprung in die 2. Mannschaft. In der Kampfmannschaft konnte er sich nicht durchsetzen und wurde mehrmals verliehen.

2009 wechselte er zu FC Barcelona B, wo er in der Segunda División mit 32 Toren Schützenkönig wurde. Ein Pflichtspieleinsatz bei den Profis blieb ihm verwehrt.

Er spielte mehrmals in spanischen Nachwuchs-Teams und drei Mal für Katalonien. 2012 kam er nach Salzburg. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.