Sport/Fußball

Rachimow: "Beide Teams werden zur EM fahren"

Würde Raschid Rachimow eine Weste mit einer Tasche tragen, er hätte darin den russischen Fußball eingesteckt. Den kennt der ehemalige Austria-Spieler und heutige Trainer von Terek Grosny eben wie seine Westentasche. Vor dem wichtigen EM-Qualifikationsspiel gegen die Russen hat sich der KURIER beim 49-Jährigen nach den Chancen für Österreich erkundigt.

KURIER: Wer ist nun Favorit im Wiener Prater?

Raschid Rachimow: Niemand. Für mich gibt es keinen Favoriten. Die Chancen sind ausgeglichen, das Spiel könnte vorentscheidend sein. Ich halte es durchaus für möglich, dass sich beide Länder für die EM qualifizieren.

Und die Schweden, die da noch mitmischen?

Die haben ebenso große Chancen, aber sie sind mehr von einem Spieler abhängig als Österreich oder Russland. Bei den Schweden steht und fällt viel mit Zlatan Ibrahimovic.

Wie beurteilen Sie das rot-weiß-rote Team?

In den vergangenen Jahren hat man manchmal wirklich sehr gute Spiele gezeigt. Das Team hat sich gut entwickelt. Die zuletzt gezeigten Leistungen waren für mich nicht überraschend, weil es sich um eine eingespielte Mannschaft handelt. Der Ausfall von David Alaba tut aber sehr weh.

Und die Russen? Bei der WM haben sie doch enttäuscht.

Auch, weil man so viel von der Mannschaft erwartet hatte. Zu viel. Alle im Land haben erwartet, dass das Team zumindest bis ins Viertelfinale vordringt. Dieser Druck war ein Problem. Russland hat nicht diese Erfahrung, um bei einer WM solch eine Rolle zu spielen.

Der Vertrag von Teamchef Fabio Capello wurde verlängert. Ist jetzt alles wieder gut?

Capello setzt auf schnelle Spieler. In Schweden hat man ein sehr gutes Spiel gezeigt, Moldawien daheim hat man zu leicht genommen. Russland hat Druck gemacht und geglaubt, dass es für den Sieg reicht. Nach dem Remis ist die Kritik im Land wieder größer geworden.

Ist der Italiener Capello der ideale Teamchef für Russland? Unumstritten ist er nicht.

Doch. Er ist ein erfahrener Trainer und hat einen Namen. Nach der WM stand er in der Kritik. Die WM wurde intern analysiert, jetzt setzt man weiter auf ihn. Die Kritik an seiner Person ist in letzter Zeit auch deutlich weniger geworden.

Wie hoch ist das Niveau der russischen Liga?

Die Liga ist stark, acht bis zehn Vereine spielen auf gutem Niveau. St. Petersburg ist eine Spur besser als der Rest. Zenit hat auch qualitativ hochwertige Legionäre.

Russland ist Veranstalter der Weltmeisterschaft 2018. Merkt man davon schon etwas im Land?

Ja, vor allem die Infrastruktur hat sich merklich verbessert. Es wurde viel Geld in neue Stadien investiert. Es entwickelt sich schnell und sichtbar, die Liga hat in den vergangenen Jahren deutlich an Qualität gewonnen. Jeder kann gegen jeden gewinnen, es ist ausgeglichen und spannend. Nur Zenit steht darüber.

Wie geht es Ihnen mit Ihrem Klub Grosny?

Gut, wir sind zufrieden. Wir liegen in der Tabelle im guten Mittelfeld. Wenn man bedenkt, dass wir im vergangenen Jahr nur einen Spieler neu dazugekauft haben...

Werden Sie am 15. November im Happel-Stadion sein?

Nein. Ich werde einige Tage davor in Wien sein, aber am Spieltag bin ich schon wieder in Russland.

Raschid Mamatkulowitsch Rachimow, geboren am 18. März 1965 in Duschanbe, damals UdSSR, heute Tadschikistan.

Der Spieler Seine Karriere begann er bei Pamir Duschanbe. 1992 wechselte er zu Spartak Moskau, wurde dann zu Valladolid (Sp) verliehen. Nach Gastspielen bei Lok und Spartak Moskau war er in Österreich bei der Austria, der Admira und in Ried. Rachimow spielte zudem vier Mal für Russland und zwei Mal für Tadschikistan.

Der Trainer Rachimow trainierte die Admira, Amkar Perm und Lok Moskau, aktuell Terek Grosny.

Wenn jemand vier Handys besitzt, heißt das noch lange nicht, dass er einfach zu erreichen wäre. Wer Stanislaw Tschertschessow in einer ruhigen Minute ans Ohr bekommen will, benötigt Geduld. "Entschuldigung, ich habe gerade mit dem Teamchef telefoniert", sagt der Trainer von Dynamo Moskau, der seinen Verein soeben in die K.-o.-Phase der Europa League geführt hat.

Der Teamchef heißt Fabio Capello und dürfte dieser Tage in Russland ähnlich beliebt sein wie Wladimir Putin in der Ukraine. Viele würden dem knorrigen Italiener gerne Ciao sagen, nachdem das russische Team zuletzt bei der WM (Vorrunden-Aus) und in der EM-Qualifikation (1:1 gegen Moldawien) enttäuscht hatte. Aber Tschertschessow lässt nichts über ihn kommen: "Wir tauschen uns regelmäßig aus, er macht seinen Job." Der 51-Jährige glaubt, dass das Match in Wien eine Trendwende sein könnte. "Dass Alaba fehlt, ist sicher kein Nachteil für uns."

Aber eigentlich redet Tschertschessow lieber über seinen Ex-Verein Innsbruck. Seine Familie lebt noch in Rinn bei Innsbruck, er selbst nützt jede Gelegenheit, um nach Tirol zu kommen. Dass seine Tiroler, für die er ein Jahrzehnt als Spieler und Trainer am Ball war, jetzt in Liga zwei dahinvegetieren, kann er nicht nachvollziehen: "Das tut weh."