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Harnik: „Es wird ein Spiel auf Augenhöhe“

Es ist nicht gerade so, als ginge es um die viel zitierte goldene Ananas am Freitag in Stockholm. WM-Qualifikation, Schweden empfängt Österreich, es ist das wohl entscheidende Spiel um Platz zwei in der Gruppe hinter Deutschland. Ein Spiel, mit dem Österreichs Team, das seit nunmehr 15 Jahren einer WM-Teilnahme hinterherläuft, den Aufwind der letzten Jahre dokumentieren kann.

Selten war die Bezeichnung „Spiel des Jahres“, die ohnehin viel zu oft missbraucht wird, um einem Fußballspiel Pep zu verleihen, treffender als jetzt. Und dennoch merkt man Österreichs Protagonisten nicht an, dass sie in zwei Tagen ein Kapitel Fußballgeschichte schreiben können, sollten sie den Einzug ins Play-off der WM-Qualifikation schaffen.

Einsicht

Für Marc Janko ist das Duell mit den Schweden gar „ein Spiel wie jedes andere“. Warum? „Viele Spieler haben in ihren Klubs schon viele wichtige Partien absolviert. Wir sind mit solchen Drucksituationen in den Vereinen schon oft konfrontiert gewesen sind“, sagt der Stürmer vor der Abreise nach Stockholm. Ist das das Selbstvertrauen, das man braucht, um erfolgreich zu spielen? Oder ist es diese Unbekümmertheit, die größte Stärke des David Alaba, die sich mittlerweile auf die anderen Teamspieler übertragen hat?

Wahrscheinlich beides.

Falsch eingeschätzt wird die Partie sicher nicht. „Wir könnten am Freitag viele Türen öffnen“, sagt Alaba über diese Partie mit Finalcharakter. Und mit solchen Spielen kennt sich der Champions-League-Sieger schließlich aus. „Es ist immer etwas Geiles, wenn man solche Finalspiele spielen darf.“

Weitblick

In Jankos Hinterkopf ist aber nicht nur das Schweden-Spiel: „Wir haben im besten Fall noch drei Finalgegner. So werden wir das angehen. Jeder weiß, was zu tun ist. Wenn es am Ende mit der WM in Brasilien klappt, dann sind nicht nur die Burschen glücklich, sondern dann wird sich das ganze Land freuen.“

Dennoch lässt sich kein Spieler Nervosität oder auch nur Anspannung anmerken. Es wird jene Selbstsicherheit demonstriert, die nach dem 2:1-Heimsieg gegen die Schweden entstanden ist. Ein Torschütze im Juni war Marc Janko. „Ich habe mir das Tor nur einmal auf YouTube angesehen. Es war ein schönes Tor und ein schönes Gefühl. Aber das ist Vergangenheit.“

Nachdem Janko bei Trabzonspor wieder regelmäßig zum Einsatz kommt, fühlt er sich auch wieder spielfit. „Ob es für 90 Minuten reicht, kann ich aber nicht prophezeien.“ Falls er die letzten zehn Minuten Krämpfe haben sollte, würde er diese gerne in Kauf nehmen.

Wichtig für die mentale Stärke des Teams vor allem in einem Auswärtsspiel sei für Janko das 2:2 in Irland gewesen: „Das war ein Aha-Erlebnis. Man hat gesehen, dass man belohnt werden kann, wenn man bis zum Ende kämpft. Dann kommt so ein Kampfgeist hoch, wie ihn die Deutschen haben.“

Einer, der weiß, was das bedeutet, ist der in Hamburg aufgewachsene Martin Harnik. Der Stuttgarter, der am Wochenende mit einem Tor und einer starken Leistung beim 1:1 gegen Bremen aufgezeigt hat, fordert ein „cleveres Spiel“ in Stockholm. „Wir werden nicht nur hinten stehen und auf ein Unentschieden spielen, aber wir werden auch nicht auf Teufel komm raus riskieren. Wir wissen auch, dass wir mit einem Unentschieden noch gute Chancen haben, den zweiten Platz zu holen.“

Dafür müsste Deutschland in der letzten Runde gegen die Schweden gewinnen und Österreich auf den Färöern.

Auf Augenhöhe

Dass Österreich schon früh in der Qualifikation unter Druck geriet und fast in jeden Spiel um die letzte Chance kämpfen musste, habe auf die Freitag-Partie keinen Einfluss. „Auch die Schweden haben schon Schlüsselpartien gehabt. Es wird ein Spiel auf Augenhöhe sein.“

Für Defensiv-Abräumer Veli Kavlak wird es auf eines ankommen: „Wir wissen, dass wir auswärts mehr tun müssen. Wenn wir zur WM fahren wollen, müssen wir auch auswärts einmal punkten oder gewinnen.“

Wie oft wurde Marko Arnautovic schon mit Zlatan Ibrahimovic verglichen? Viel zu oft. Vielleicht ebenso oft zu Unrecht. Zumindest sieht das mittlerweile auch Arnautovic so: „Er hat viel mehr erreicht als ich“, sagt der 24-Jährige ungewohnt demütig. „Er darf sich alles erlauben, ich darf mir nichts erlauben.“ Selbsterkenntnis? Oder doch ein Hauch von Trotz ob der immer wiederkehrenden Kritik an seinem exzentrischen Verhalten? Sei’s drum.

Positiv ist auf jeden Fall, was Arnautovic von seinem neuen Klub Stoke City berichten kann: „Ich habe von Anfang an viel Vertrauen bekommen. Das Feedback ist ganz gut, man ist zufrieden mit mir.“ Überrascht war er anfangs über das Niveau in der Premier League. „Es wird schneller und härter gespielt als in Deutschland.“

Hart wird mit Sicherheit auch die Partie am Freitag. Und nicht nur der Fight gegen Weltklassekicker Ibrahimovic. „Schweden ist viel mehr als Ibrahimovic. Die haben lauter Legionäre in Top-Ligen, auf die müssen wir genauso achten“, betont Veli Kavlak. Beim ersten Duell in Wien hat man den Stürmerstar bereits weitgehend neutralisiert. Wie das wieder gelingen soll? „Wenn er den Ball annimmt, muss man ihn sofort stören. Wir müssen vermeiden, dass er eins gegen eins auf einen Abwehrspieler zukommt“, sagt Kavlak.

Marc Janko unterstreicht die Teamfähigkeit des Egozentrikers: „Ibrahimovic ist außergewöhnlich, aber er ist nichts ohne seine Mannschaft. Dessen ist er sich sicher bewusst.“