Sport/Fußball

Grüner Neustart: Was Trainer Ferdinand Feldhofer mit Rapid vorhat

Ferdinand Feldhofer legte einen Frühstart hin. Nach der Einigung mit Rapid reiste der Steirer einen Tag vor seinem Amtsantritt nicht nach Ried („Aus Respekt vor den Interimstrainern“), sondern nach Genk. Der 42-Jährige beobachtete den Europa-League-Gegner gegen den FC Brügge und sah trotz Überzahl eine 2:3-Heimniederlage. „Nicht unschlagbar“, dachte sich Feldhofer über Genk bei der Heimreise, als der Vertragsabschluss bis 2023 von Rapid nach dem 2:2 („Das war richtig gut, darauf wollen wir aufbauen“) veröffentlicht wurde.

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Eine kurze Nacht später traf der Kühbauer-Nachfolger sehr früh in Hütteldorf ein, nach dem Motto „Nur keine Zeit verlieren“. „Jede Minute, jedes Gespräch kann einen Extra-Input geben“ – um gegen die Austria am Sonntag und danach in Genk den bestmöglichen Start zu schaffen.

„Nach vorne!“

Nach der Vorstellung bei der Mannschaft war ein einstündiges Training für die Reservisten angesetzt, während die Startelf regenerierte. Neun Feldspieler wollten den Neuen und seinen Assistenten Matthias Urlesberger beeindrucken. Zuerst schlüpfte Feldhofer in die Beobachterrolle, beim abschließenden Spiel auf kleinem Raum, aber mit den großen Toren, wurde der Rapid-Meister (2005) dann aktiv. „Nach vorne, nach vorne. Gemma!“, schrie Feldhofer, packte seine neuen Schützlinge auch am Arm und zeigte vor, wie sie ihre Körper aufdrehen sollten, um nach dem Pass schneller Richtung gegnerisches Tor kommen zu können.

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„Ferdl brennt für die Aufgabe. Wir sind mutig. Ich finde es den leiwanderen Weg, gleich zu übernehmen und nicht bis Weihnachten nur zuzuschauen“, sagt Zoran Barisic. Der Sportdirektor verriet, dass er eigentlich „einen Trainer ohne Rapid-Bezug“ suchen wollte, dann aber überrascht wurde. „Ich kannte Ferdl nur vom ’Hallo’-Sagen. Und dann hab’ ich einen Trainer und Menschen kennengelernt, der perfekt zu unserer Idee passt. Wir hatten eine sehr lange Kandidatenliste und haben Extra-Meter im Ausland gemacht. Am Ende war er die klare Nummer 1.“

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Barisic war so begeistert, dass er die Hearings sogar vorzeitig abbrechen wollte. Feldhofer meint: „Meine Ideen sind beinahe ident mit jenen von Zoki. Und ich bin absoluter Teamplayer.“ Besonders günstig ist der Beinahe-Cercle-Brügge-Trainer übrigens nicht. „Es gab günstigere Kandidaten“, bestätigt Geschäftsführer Peschek.

Ferdinand Feldhofer wurde am 23. 10. 1979 in Vorau geboren. Der Verteidiger spielte von 1995  –  2013 für Sturm, Rapid und Innsbruck.

Der Trainer: 2015 begann der dreifache Vater beim Regionalligisten Lafnitz. 2018 gelang der Aufstieg in die 2. Liga, im Dezember 2019 rief der WAC. Platz 3 und  Europa-League-Aufstieg waren die Erfolge.

Vier Meistertitel feierte der 13-fache Teamspieler mit Sturm (1998, ’99, ’11) und Rapid (’05).

Die große Idee

Es geht ab sofort um größere Durchlässigkeit aus dem Nachwuchs, aktiveres Spiel mit und gegen den Ball, Auftreten im Schwarm, Wiedererkennungswert und ein langfristiges Projekt. Nach dem Pragmatiker Kühbauer, der alles dafür tat, im nächsten Spiel drei Punkte zu holen, soll’s um eine größere Idee gehen. „Wir wollen gemeinsam den Rapid-Stil entwickeln“, kündigt Barisic an.

Das große Aber: Es muss auch kurz- und mittelfristig Erfolge geben, sonst brodelt es in Hütteldorf schnell. Das weiß der Ex-Verteidiger: „Wien ist anders. Rapid ist da noch einmal on top. Ich bin froh, dass ich hier meine Erfahrungen gemacht habe. Am Ende wollen wir mit aktivem Fußball die Fans begeistern und natürlich gewinnen.“

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Bevor es um Details geht, zählen Punkte: „Das Wichtigste ist, die Top-6 zu erreichen. In die Conference League will ich auch.“ Langfristig will er ins Ausland: „Rapid wird nicht meine letzte Station sein. Vielleicht bin ich nach langer Zeit ein Trainer, der Rapid auch wirtschaftliche Vorteile bringt.“

Nach der Trennung vom WAC und dem Fast-Engagement beim LASK im Sommer hatte der dreifache Vater mehr Zeit für seine Familie. Sohn Nikolaus spielt im Salzburg-Nachwuchs, die ältere Tochter Viktoria ist Jugend-Weltmeisterin im Voltigieren. Was erzählt er den Talenten über den Spitzensport? „Er bedeutet Schmerzen und Verzicht. Es braucht Siegermentalität, dann bekommst du auch sehr viel zurück.“

Am Dienstag bekommt die Mannschaft noch frei. Danach wartet ein Trainer, der von den Spielern viel verlangen wird, aber auch mehr mit ihnen besprechen wird.

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