Sport/Fußball

Gesucht: Austria’s next Topstürmer

Es ist wahrlich ein Pech, dass Marcel Koller nicht ausreichend firm ist in der Schweizer Schnitzkunst. Denn wäre er darin kundig, er könnte sich doch glatt einen zweiten Stürmer neben Marc Janko schnitzen. So aber muss der oberste Fußball-Lehrer des Landes weiter improvisieren wie im heutigen Länderspiel gegen Tschechien (20.30 Uhr/live in ORF eins) in Olmütz und hoffen, dass sich ebendieser Janko nicht verletzt und bald einen Verein findet, wo er auch regelmäßig spielen darf.

Österreichs Sturm ist derzeit personell lediglich ein Lüfterl, denn neben Janko fehlen die Alternativ-Kandidaten. Arnautovic? Hat bei Werder Bremen im DFB-Pokal einmal in München gegen die Bayern bewiesen, dass er als Solo-Spitze eine Abwehr im Alleingang aufmischen kann. Ansonsten fühlt er sich auf der Flanke wohl. Dasselbe gilt für die Herren Andreas Weimann, Flügelflitzer von Aston Villa, oder Martin Harnik, der seine Schnelligkeit bei Stuttgart stets über die Seite ausspielt.

Kaum Alternativen

Bleibt noch Philipp Hosiner, den auch Ex-Goalgetter Toni Polster als einzige echte Janko-Alternative betrachtet: "Er hat den Instinkt eines Stürmers." Koller ist vom Austria-Angreifer auf internationalem Niveau jedoch nicht restlos überzeugt, sonst hätte er ihm schon mehr Gelegenheiten geboten, um sich auch im Team ins Rampenlicht zu schießen. Koller weiß, dass ihm im Angriff die Hände gebunden sind. Das gab er schon vergangenen November rund um das USA-Länderspiel zu, als er nach einer Pressekonferenz unter vier Augen zugab, dass Janko trotz fehlender Spielpraxis der einzige Stürmer Österreichs sei, der auf internationalem Level bestehen und für Tore sorgen kann. Janko bedankte sich artig mit wichtigen Treffern wie dem Traumtor beim Heimsieg gegen Schweden.

"Natürlich ist es eine Ehre für mich, dass der Teamchef trotz meiner schwierigen Situation bei Trabzonspor immer wieder auf mich setzt. Umgekehrt ist es auch ein gewisser Druck, wenn man von mir Tore erwartet." Ein relativer Druck, wie Janko zugibt, denn Stürmer werden gewöhnlich an Toren gemessen. Der Türkei-Legionär, der bis 1. Juli in den USA urlauben wird, hofft, dass ihm der Absprung zu einem anderen Klub gelingt. "Es gibt nichts Konkretes." Eine Möglichkeit wäre vielleicht Utrecht, wo Co Adriaanse ab 1. Juli das Zepter schwingen wird. Janko hatte ihn in Salzburg als Trainer und Förderer.

Auch Hans Krankl, pensionierter Goleador, hofft auf einen Janko-Wechsel. "Weil es ein Problem ist, wenn man so lange keine Spielpraxis hat als Stürmer. Der Wechsel in die Türkei war kein glücklicher. So gesehen war es ohnehin ein Glück, dass er zuletzt im Team wichtige Tore erzielt hat."

Qualitätsfragen

Auch Krankl sieht neben Janko keinen "echten" Stürmer im heimischen Nationalteam. "Hosiner wäre so einer, hatte aber nach seiner Traumsaison ein schwächeres Jahr. Die Qualität eines Torjägers zeigt sich über Jahre hinweg." Sabitzer, Weimann oder Harnik, ssagt Krankl, könnten zwar an vorderster Front jederzeit aushelfen, "aber sie sind auch keine echten Neuner".

Daher würde sich Krankl für ein System mit zwei Spitzen aussprechen. "Die Entscheidung obliegt freilich Marcel Koller. Aber dann könnte man einige Offensivkräfte als zweiten Stürmer nominieren."

Ist man auch heute auf der Suche nach einer Janko-Alternative nicht erfolgreich, geht die Suche nach Austria’s next Top-Stürmer weiter.

Falscher Hase, falsche Schlange, falscher Fuffziger. Diese Begriffe sind landläufig bekannt. Aber eine falsche Neun?

Im Fußballer-Latein sehr wohl ein Begriff. Es handelt sich dabei um einen nominell aufgebotenen Stürmer, der eigentlich im offensiven Mittelfeld tätig ist und so im Angriff zweckentfremdet seine Kreise zieht. Oder einfach gesagt: ein Stürmer, der nicht unbedingt als Goalgetter gilt.

Andere Nationen haben dies ausprobiert. Die Spanier beispielsweise mit Cesc Fàbregas, oder die Deutschen mit Bayern-Spieler Mario Götze.

Nachdem in Österreich eklatanter Stürmermangel herrscht, ist dieser falsche Neuner vielleicht eine Möglichkeit für Teamchef Marcel Koller. Die er allerdings nicht wahrnehmen will. "Wir werden jetzt kein neues System mehr ausprobieren, denn das würde zu lange dauern."

Alternativen

Doch wer könnte an Jankos Stelle die zentrale Spitze geben? Marko Arnautovic hat einst gelegentlich bei Bremen bewiesen, dass er dies kann. Auch der junge Marcel Sabitzer oder Techniker Zlatko Junuzovic wären auf dieser Position aufgrund ihrer profunden Technik vorstellbar. Auch Aston-Villa-Legionär Andreas Weimann. "Vielleicht kann man ihn dort ausprobieren. Aber das ist nicht seine Position, dort fühlt er sich nicht wirklich wohl", sagt Toni Polster, der im Team immerhin 44 Tore erzielte.

Freilich, als richtiger Neuner. Einer, wie er der österreichischen Mannschaft aber auf alle Fälle fehlt. Land ist noch nicht in Sicht.