Sport/Fußball

Gernot Trauner: "Ein Finale ist nur schön, wenn man es gewinnt"

In Albaniens Hauptstadt wartet Gernot Trauners Karrierehighlight. Am Mittwoch (21.00 Uhr/live ServusTV, Sky) trifft der Nationalteam-Verteidiger mit Feyenoord Rotterdam im Finale der Fußball-Conference-League auf die AS Roma mit Starcoach José Mourinho. Trauners erstes Auslandsjahr könnte in Tirana gleich von einem internationalen Titel gekrönt werden. Der Wechsel in die Niederlande hat sich für den 30-Jährigen aber auch so schon längst bezahlt gemacht.

Mit starken Leistungen und Nasenpflaster hat es Trauner in Rotterdam im Eiltempo zum Publikumsliebling geschafft. Von der Sportredaktion des Algemeen Dagblad wurde der frühere LASK-Kapitän zum besten Spieler der Liga-Saison gewählt, erst kürzlich erschien die ESPN-Doku "Der Glatzkopf", in dem Trauners Werdegang von ihm und Wegbegleitern skizziert wird. Oliver Glasner, der ihn einst in Ried und beim LASK schulte, adelt ihn da als besten österreichischen Spieler im Zentrum einer Dreierabwehrkette.

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Doch nicht nur der Trainer von Europa-League-Sieger Eintracht Frankfurt zeigte sich "positiv überrascht", dass sein oberösterreichischer Landsmann auch in der Viererkette, die Feyenoord zumeist praktiziert, seinen Mann steht. Früh als "Schnäppchen des Jahrzehnts" tituliert, zahlte er die eine Million Euro Ablöse als Fixgröße auch in der Premierenausgabe der Conference League zurück. Steht Trauner nun im Finale des drittwichtigsten UEFA-Clubbewerb am Platz, wäre er der neunte österreichische Club-Legionär, der aktiv ein Europacup-Endspiel bestritten hat.

"Wichtigstes Spiel"

In der 21.690 Menschen fassenden National-Arena von Tirana erwartet Trauner "das wichtigste Spiel meiner Karriere", wie er dem Oö. Volksblatt erzählte. "Es hat eine unglaubliche Bedeutung, ich hätte das nie gedacht. Aber umso mehr freuen wir uns jetzt auf das Endspiel." Den langen Weg ab der 2. Qualifikationsrunde dorthin pflasterten unter anderem Siege gegen Union Berlin, Slavia Prag, Partizan Belgrad und - im Halbfinale - Olympique Marseille.

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Um der Euphorie in der Handelsstadt ein wenig zu entfliehen, schob der Club in der Vorwoche ein Kurztrainingslager in Lagos (Portugal) ein. Schon das Finale zu erreichen, sei für den zweifachen UEFA-Cup-Sieger (1974, 2002) und Meistercup-Sieger von 1970 (mit Franz Hasil) eine "super Sache", so Trauner. "Andererseits ist ein Finale nur dann richtig schön, wenn man es auch gewinnt. Es wird eine sehr schwierige Aufgabe, aber an einem perfekten Tag ist alles möglich."

"Großer" Gegner

Als Gegner wartet der von Mourinho betreute Sechste der abgelaufenen Serie A. Mit dem Startrainer machte Trauner bereits im Vorjahr als LASK-Spieler gegen Tottenham Bekanntschaft. "The Special One" könnte als erster Trainer die Champions League (2004/Porto, 2010/Inter Mailand), den UEFA-Cup (2003/Porto), die Europa League (2017/Manchester United) und die neue Conference League gewinnen.

Seinem aktuellen Club hat Mourinho damit einiges voraus. Mit Ausnahme des Messestädte-Pokals (1961) hat der dreifache italienische Meister noch keine internationale Trophäe im Schrank. 1984 unterlagen die Römer im Landesmeister-Finale Liverpool im Elfmeterschießen, 1991 im UEFA-Cup-Finale dem Ligarivalen Inter Mailand. Die Roma sei nichtsdestoweniger ein "großer Club", so Mourinho, "was ihm fehlte waren Endspiele und Titel. Das ist ein sehr emotionaler Moment für mich, für uns ist das wie die Champions League."

Mr. Endspiel

Der Portugiese führt den Hauptstadtclub mit einer bemerkenswerten persönlichen Bilanz ins Gefecht: Von bisher 14 Endspielen ging zwölfmal das Mourinho-Team siegreich hervor. "Ich hatte in meinen Europacup-Endspielen bisher Glück und meine Spieler waren immer voll auf der Höhe. In der Stunde der Wahrheit haben sie abgeliefert."

"Sein Lebenslauf spricht für sich", sagte Feyenoord-Coach Arne Slot über sein prominentes Gegenüber. "Aber wir konzentrieren uns lieber auf sein Team, seine Taktik und seine verschiedenen Spielstile." Würde man einen Antagonisten zum als Defensivapostel verschrienen Mourinho suchen, Slot wäre mit seinem durch aggressives Pressing angereicherten Ballbesitzfußball in der engeren Auswahl.

Der niederländische Saison-Dritte ist seit der Gruppenphase der Conference League unbesiegt, zehn der 18 Auftritte inklusive Qualifikation endeten mit zumindest drei erzielten Toren. "Ich glaube, dass wir nur sehr schwer zu schlagen sind", sagte Slot stolzgeschwängert.

Er hoffte noch auf die Rückkehr von Teamgoalie Justin Bijlow nach einer Fuß-Operation im März. Mit Cyriel Dessers wird der Führende der Torschützenliste (10) stürmen, und Trauner nach einer als Vorsichtsmaßnahme deklarierten Liga-Pause wieder verteidigen. Dies als ÖFB-Team-Rückkehrer. "Ich freue mich sehr über die Nominierung, das bestätigt meine abgelaufene Saison." Sein Fokus liegt vorerst aber in Tirana: "Mit dem großen Highlight am Mittwoch können wir die Saison krönen."