Österreich besiegt WM-Gastgeber Russland 1:0
Von Christoph Geiler
Diese österreichische Nationalmannschaft sei jetzt viel schwerer auszurechnen als noch zu Zeiten von Marcel Koller, hatte ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel wenige Stunden vor dem Duell mit Russland gemeint. Und damit auf eines der wichtigsten Stilmittel von Franco Foda hingewiesen: Den Überraschungseffekt.
Manche mögen die vielen unterschiedlichen Formationen unter dem neuen Teamchef Experimentieren nennen, für Foda ist das freilich Kalkül, sein Team während der 90 Minuten immer wieder neu auszurichten. Denn: „Unsere Spieler müssen während der Partie switchen können.“
Gesagt, getan, und gewonnen.
Auch weil sich die ÖFB-Elf am Tivoli als viel variantenreichere Mannschaft präsentierte, wurde im vierten Spiel in der noch jungen Ära Foda der vierte volle Erfolg eingefahren – 1:0. Damit bleibt Österreich in Länderspielen in Innsbruck ungeschlagen.
Starkes Debüt
Das Kräftemessen mit dem Team von Stanislaw Tschertschessow lieferte gleich einige positive Eindrücke. Auch wenn die Russen, zugegebenermaßen, über weite Strecken des Spiels einen erschreckend schwachen Testspielgegner abgaben.
Da war zum Beispiel die defensive Dreierkette mit Dragovic, Prödl und Hinteregger, die Russlands Offensive praktisch kaum zur Geltung kommen ließ. Sieht man von einem Smolow-Schuss (59.) ab, nachdem sich Prödl verschätzt hatte.
Da war aber auch Peter Zulj, der bei seinem starken Startelf-Debüt in der Nationalmannschaft eine Präsenz, Ballsicherheit und Abgeklärtheit an den Tag legte, als hätte er schon Dutzende Partien auf internationalem Niveau in den Beinen.
Und da war natürlich, wie könnte es anders sein, Marko Arnautovic, der emotionale Leader dieser österreichischen Nationalmannschaft, der nahezu bei allen gefährlichen Offensivaktionen der Gastgeber seine Füße im Spiel hatte.
Souveräner Auftritt
Auch für den Siegestreffer durfte der West Ham-Legionär bei seinem kleinen Jubiläumsspiel – mit 70 Länderspielen überholte Arnautovic nun Hans Krankl – das Assist für sich verbuchen. Mit einem blitzschnellen Angriff über Kainz und Arnautovic überrumpelten die Österreicher die russische Hintermannschaft – Lokalmatador Alessandro Schöpf verwerte die Vorlage im Verbund mit Zulj souverän und elegant – 1:0 (28.).
Der schnelle Gegenstoß war überhaupt ein probates österreichisches Mittel gegen die schwerfällig wirkenden Russen. Dazu zog das Team von Foda auch das weit gepflegtere Kombinationsspiel auf und hätte sich für die Dominanz eigentlich mit dem zweiten Treffer belohnen müssen. Bei einem Freistoß von Arnautovic und einem Weitschuss von Zulj konnte sich aber Russland-Goalie Akinfejew auszeichnen.
Desolater Gastgeber
Und Russland? Wenn Wladimir Putin von dieser Mannschaft bei der Weltmeisterschaft tatsächlich, wie angekündigt, Wunderdinge erwartet, dann wird der Präsident beim Heimturnier womöglich eine Enttäuschung erleben. So harm- und hilflos wie sich die Mannschaft von Stanislaw Tschertschessow am Tivoli präsentierte, hätte sie sich wohl nie und nimmer aus eigener Kraft für die Weltmeisterschaft qualifiziert.
Österreich - Russland 1:0 (1:0)
Tivoli Stadion Tirol, 14.500 Zuschauer, SR Nijhuis ( NED)
Tor: 1:0 (28.) Schöpf
Österreich: Lindner - Dragovic, Prödl, Hinteregger - Lainer, Baumgartlinger (46. Grillitsch), P. Zulj (78. Ilsanker), Schöpf (57. Alaba) - Kainz (70. X. Schlager), Schaub (46. Burgstaller) - Arnautovic (81. Alar)
Russland: Akinfejew - Fernandes (67. Smolnikow), Ignaschewitsch, Granat, Kudrjaschow - Samedow (63. An. Mirantschuk), Kusjajew (56. Dsagojew), Sobnin, Golowin (75. Al. Mirantschuk), Schirkow (64. Tscheryschew) - Smolow (70. Dsjuba)
Gelbe Karten: keine bzw. Smolow, Granat