Last-Minute-Schock für Deutschland: Spanien steht im EM-Halbfinale
Von Christoph Geiler
Vorgezogenes Endspiel. Viertelfinale Grande. Das Kräftemessen der besten Teams dieser Endrunde. Von der Partie Deutschland – Spanien wurde im Vorfeld nur in Superlativen geschwärmt.
Das Viertelfinale war dann nicht immer hochklassig, aber hochspannend war das Spiel allemal. Ein Elfmeterschießen wäre das würdige Finale dieser Partie gewesen, eine Minute vor Ende der Verlängerung fixierte Merino den spanischen Erfolg und schrieb das Schlusskapitel des deutsche Sommermärchens.
Zerfahren, hektisch, hart umkämpft, phasenweise richtig vogelwild war dieses Viertelfinale. Bereits nach 52 Sekunden gaben die Spanier durch Pedri den ersten gefährlichen Torschuss ab. Es sollte die einzige Aktion des Mittelfeld-Strategen bleiben: Nach einem harten Einsteigen von Kroos musste Pedri bereits nach wenigen Minuten verletzt vom Feld.
Hin und Her
Mit der aggressiven Spielweise kämpften sich die Deutschen regelrecht in diese Partie hinein. So erarbeitete sich das Team von Julian Nagelsmann auch zwei Chancen, Havertz scheiterte aber sowohl per Kopf (21.) als auch per Distanzschuss (35.).
Die Spanier konnten ihre Spielfreude zwar nicht so ausleben wie bisher bei diesem Turnier, die Aktionen wirkten aber zielstrebiger und waren deshalb auch gefährlicher.
Schon vor der Pause hatte Spanien das Tor von Manuel Neuer mehrmals aus der Distanz unter Beschuss genommen, wenige Minuten nach dem Seitenwechsel zappelte der Ball dann auch im Netz. Olmo, der früh für Pedri aufs Feld gekommen war, verwertete ein Zuspiel von Jungstar Lamine Yamal elegant von der Strafraumgrenze (52.).
Das 0:1 war ein Weckruf für die DFB-Elf. Bundestrainer Nagelsmann ging schon früh all in und brachte mit Wirtz, Andrich, Mittelstädt und Füllkrug gleich vier neue Spieler. Mit der Brechstange versuchten die Deutschen ihr Glück – und hatten dabei ein wenig Pech: Ein Schuss von Füllkrug landete an der Stange (77.). In der turbulenten Schlussphase wankten die Spanier. Das Team, das bei dieser Endrunde bislang mit spektakulärem Angriffsfußball begeistert hatte, suchte auf einmal sein Heil in der Defensive und igelte sich immer mehr ein. Diese Passivität sollte sich rächen: In der 89.Minute drückte der eingewechselte Wirtz den Ball über die Linie – 1:1.
Turbulentes Spiel
Der Ausgleich war der verdiente Lohn für die unermüdlichen Bemühungen der DFB-Elf. Der Gastgeber hatte dieses Tor und die Verlängerung erzwungen.
Das packende Viertelfinale wurde zu einem richtigen Abnützungskampf, da beide Trainer ihr Auswechselkontingent schon früh erschöpft hatten. Nachdem Oyarzabal und Wirtz mit ihren Schüssen kein Glück hatten und Simon einen Füllkrug-Kopfball parierte, schien alles bereits auf ein Elfmeterschießen hinauszulaufen.
Aber kurz vor Schluss hatten die Spanier das glücklichere Ende für sich. Merinos Kopfball stürzte die Deutschen in ein Tal der Tränen, da Füllkrug in der hektischen Nachspielzeit knapp am Ausgleich scheiterte.
Damit läuft Deutschland seit 1988 einem Pflichtspielsieg gegen Spanien hinterher. Und der spanische Teamchef Luis de la Fuente wird sich nach dem Weiterkommen in seiner Meinung bestätigt sehen. Wie meinte er doch gleich: „Auf der ganzen Welt gibt es keine bessere Nationalmannschaft als uns“.